DAK-Gesundheit fordert Abschaffung des HMG-Ausschlusses im Morbi-RSA
Verwaltungsrat sieht fundamentalen Widerspruch zum Solidaritätsprinzip – Zwei Gutachten bestätigen Fehlsteuerung
Die DAK-Gesundheit hat in ihrer Verwaltungsratssitzung am 20. Juni 2025 eine Resolution zur Abschaffung des HMG-Ausschlussverfahrens im morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) verabschiedet. Damit fordert die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands mit 5,5 Millionen Versicherten eine Korrektur eines zentralen Mechanismus im GKV-Finanzausgleich, der aus ihrer Sicht Krankenkassen mit vielen chronisch kranken und kostenintensiven Versicherten benachteiligt.
Im Rahmen des Morbi-RSA werden Diagnosen in sogenannte hierarchisierte Morbiditätsgruppen (HMG) zusammengefasst, um die Krankheitsschwere für den Finanzausgleich zwischen den Kassen zu gewichten. Der sogenannte HMG-Ausschluss – eingeführt durch das GKV-FKG – sieht vor, dass Gruppen mit auffällig hohem Zuwachs bei den Fallzahlen von den finanziellen Ausgleichszahlungen ausgeschlossen werden. Ziel war es, Manipulationsanreize zu begrenzen.
Laut DAK-Verwaltungsrat und zwei Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) bewirkt der HMG-Ausschluss das Gegenteil:
- Zuweisungen verschieben sich weg von Risikogruppen mit hoher Morbidität.
- Kassen mit vielen kranken Versicherten erhalten weniger Ausgleich, obwohl sie höhere Ausgaben haben.
- Selektionsanreize zugunsten gesunder Versicherter steigen, was dem Solidaritätsprinzip fundamental widerspricht.
In der einstimmig beschlossenen Resolution heißt es: „Krankenkassen, die Kranke versichern, werden durch den HMG-Ausschluss finanziell benachteiligt, während Krankenkassen, die Gesunde versichern, profitieren.“
Die DAK-Gesundheit fordert den Gesetzgeber auf, noch vor dem Jahresschlussausgleich 2024 den HMG-Ausschluss gesetzlich zu streichen und den Empfehlungen des Beirats zu folgen. Die geplante Finanzplanung der Krankenkassen für 2026 solle auf einer gereinigten Grundlage erfolgen, die dem Solidaritätsprinzip und fairen Wettbewerb Rechnung trägt.