BVSD begrüßt ärztliche Beschlüsse zur Schmerzmedizin: Klinikreform droht Versorgungslücke zu verschärfen
Deutscher Ärztetag und Marburger Bund fordern eigene Leistungsgruppe für schmerzmedizinische Einrichtungen
Angesichts der drohenden Unterversorgung chronisch schmerzkranker Menschen mahnen der BVSD, der Deutsche Ärztetag und der Marburger Bund dringende Nachbesserungen bei der Krankenhausreform an. Gefordert wird die Schaffung einer eigenständigen Leistungsgruppe für die spezialisierte Schmerztherapie, um bestehende stationäre Einrichtungen strukturell und finanziell zu sichern.
Kernaussagen:
- BVSD warnt vor Kahlschlag bei stationärer Schmerzmedizin:
Prof. Dr. Dr. Joachim Nadstawek, Vorsitzender des BVSD, kritisiert, dass im Entwurf der Klinikreform keine eigene Leistungsgruppe für die Schmerzmedizin vorgesehen ist. Dies gefährde den Fortbestand von etwa 450 spezialisierten stationären Einrichtungen, die schon heute einen hohen Versorgungsdruck abfedern. - Versorgungsrealität: 4 Millionen Betroffene in Deutschland
Rund vier Millionen Menschen leiden unter schweren chronischen Schmerzen – mit steigender Tendenz. Ohne strukturelle Verankerung in der Krankenhausplanung droht ein gravierender Rückbau schmerztherapeutischer Angebote. - Deutscher Ärztetag: Eklatante Unterversorgung besteht bereits
Der Ärztetag fordert „dringlich benötigte, qualitativ hochwertige Versorgung“ langfristig zu sichern. Die fehlende Einbindung in die Klinikreform bedrohe das Angebot akut und führe zu einem Qualitätsverlust in der Patientenversorgung. - Marburger Bund: Schmerzmedizin als Landesplanungsaufgabe
In seinem Beschluss auf der 145. Hauptversammlung verlangt der Marburger Bund:- die Einrichtung einer eigenständigen Leistungsgruppe mit spezifischen Qualitätskriterien,
- eine bedarfsgerechte Regionalplanung, insbesondere unter Berücksichtigung teilstationärer Strukturen wie Tageskliniken,
- und die Integration schmerzmedizinischer Versorgungseinheiten in die Landeskrankenhausplanung.
Einordnung im Kontext der Klinikreform 2025:
Die Kritik der Fachverbände und Berufsgruppen verdeutlicht einen systemischen Konstruktionsfehler im aktuellen Reformentwurf:
Die fehlende sachgerechte Abbildung von Querschnittsleistungen, wie sie z. B. auch für Palliativmedizin, Geriatrie oder Psychosomatik diskutiert werden, trifft bei der Schmerzmedizin auf eine besonders vulnerable Versorgungsstruktur. Anders als bei klar abgrenzbaren Fachgebieten (z. B. Kardiologie oder Orthopädie) sind schmerzmedizinische Versorgungsleistungen oft interdisziplinär und sektorübergreifend organisiert – dies erschwert ihre Berücksichtigung in einem leistungsgruppenzentrierten System.
Forderungen für die Gesundheitspolitik:
- Schaffung einer eigenständigen Leistungsgruppe „Spezialisierte Schmerzmedizin“
- Definition bundeseinheitlicher Struktur- und Prozesskriterien zur Qualitätssicherung
- Berücksichtigung tagesklinischer und sektorenübergreifender Versorgungsformen
- Verankerung in der Krankenhausplanung auf Länderebene
- Finanzielle Absicherung im DRG- und zukünftigen Vergütungssystem