Immer mehr Bürokratie für Kliniken: QuMiK-Verbund fordert Kurswechsel
Krankenhäuser in Baden-Württemberg wehren sich gegen überbordende Dokumentationspflichten und neue Datenlieferungen
Trotz politischer Versprechen zum Bürokratieabbau sehen sich die deutschen Krankenhäuser immer stärker mit zusätzlichen Berichtspflichten konfrontiert. Der QuMiK-Klinikverbund Baden-Württemberg kritisiert den weiteren Anstieg der bürokratischen Belastung scharf und fordert ein sofortiges Umdenken.
Wie der Verbund mitteilt, sind Kliniken aktuell verpflichtet, mehr als 100 unterschiedliche Datenlieferungen pro Jahr an Behörden und Institutionen zu übermitteln. Mit der Umsetzung der neuen Leistungsgruppen im Rahmen der Krankenhausreform kommt nun eine weitere umfangreiche Verpflichtung hinzu: Bis zum 31. März 2025 müssen alle Behandlungsfälle den neuen Leistungsgruppen zugeordnet und sämtliche ärztliche Qualifikationen entsprechend erfasst und gemeldet werden.
Ein „nahezu unmögliches Unterfangen“, so der QuMiK-Verbund, da der notwendige Leistungsgruppen-Grouper erst mit erheblicher Verspätung und fehlerhaften Versionen zur Verfügung gestellt wurde — einsatzfähig ist die Software überhaupt erst seit Januar.
Hohe Strafandrohungen verschärfen den Druck
Besonders kritisch sieht der Klinikverbund, dass bei nicht fristgerechter oder fehlerhafter Datenübermittlung Sanktionen von bis zu 50.000 Euro drohen. Ein Antrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), die Datenlieferpflicht auszusetzen, wurde vom Bundesgesundheitsministerium abgelehnt.
Matthias Ziegler, Sprecher des QuMiK-Verbundes und Geschäftsführer des Klinikums Esslingen, äußert sich deutlich:
„Krankenhäuser stecken durch den Fachkräftemangel und die Unterfinanzierung in der schwersten Krise seit Jahrzehnten und ersticken zusätzlich in immer mehr Bürokratie. Die Datenlieferverpflichtung muss sofort zurückgenommen werden. Zudem müssen sämtliche Nachweis- und Dokumentationspflichten, die in den letzten Jahren ohne erkennbaren Mehrwert auferlegt wurden, konsequent abgeschafft werden.“
Zweifelhafter Nutzen für den Bundes-Klinik-Atlas
Besonders problematisch: Der eigentliche Verwendungszweck der neuen Daten liegt laut QuMiK-Verbund ausschließlich in deren Veröffentlichung im geplanten Bundes-Klinik-Atlas. In einer Zeit, in der Krankenhäuser vor existenziellen Herausforderungen stehen, kritisiert der Verbund die Priorisierung solcher Projekte ohne spürbaren Nutzen für die Patient:innenversorgung.