Gemeinsam gegen Gewalt im Gesundheitswesen: Neues Deeskalationstraining stärkt Schutz für Klinik- und Praxispersonal
Ärztekammern, Polizei und Landesregierung Nordrhein-Westfalen setzen gemeinsames Signal für Sicherheit im Gesundheitswesen
In Nordrhein-Westfalen wurde ein speziell auf Gesundheitsberufe zugeschnittenes Deeskalationstraining vorgestellt. Entwickelt wurde das neue Schulungsangebot im Rahmen des landesweiten Präventionsnetzwerks „Sicher im Dienst“ durch die Ärztekammern Nordrhein und Westfalen-Lippe, das Klinikum Leverkusen sowie Experten der Polizei Recklinghausen. Ziel ist es, Beschäftigte in Krankenhäusern, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen im professionellen Umgang mit aggressivem oder gewalttätigem Verhalten zu schulen.
Das Training ist Teil der gemeinsamen Initiative der Landesregierung und der Ärztekammern, die auf die zunehmenden Gewalterfahrungen im Gesundheitswesen reagiert. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) betonte:
„Es ist unsere Aufgabe, die zu schützen, die anderen helfen. Das neue Deeskalationstraining hilft Ärztinnen, Ärzten, Pflegekräften und Rettungspersonal, gefährliche Situationen rechtzeitig zu erkennen und richtig zu handeln.“
Auch Innenminister Herbert Reul (CDU) hob hervor, dass Gewalt gegen Beschäftigte im Gesundheitswesen kein hinnehmbarer Bestandteil des Berufsalltags sein dürfe:
„Wer hilft, verdient Respekt. Niemand muss Beleidigungen oder Übergriffe einfach hinnehmen. Wir stehen zusammen für mehr Sicherheit im Dienst.“
Laut einer Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV, 2024) gaben 85 Prozent der Befragten an, dass Bedrohungen, Beleidigungen oder körperliche Übergriffe durch Patientinnen und Patienten in den letzten fünf Jahren zugenommen hätten. Ähnliche Tendenzen zeigen sich in Krankenhäusern: Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG, 2024) berichteten 73 Prozent der Kliniken von steigender Gewalt gegen Personal.
Die Ärztekammerpräsidenten Dr. Sven Dreyer (Nordrhein) und Dr. Hans-Albert Gehle (Westfalen-Lippe) fordern deshalb eine klare strafrechtliche Gleichstellung des Gesundheitswesens mit anderen besonders geschützten Berufsgruppen sowie eine konsequente Anzeige von Gewalttaten. Deeskalation sei, so Prof. Dr. Gisbert Knichwitz, Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der Ärztlichen Akademie Nordrhein, „keine Zusatzqualifikation, sondern eine Kernkompetenz“.
Die erste Fortbildung nach dem neuen Curriculum fand auf dem Medizinischen Kongress „ä25“ Anfang Oktober in Bonn statt. Um eine breite Umsetzung zu erreichen, werden künftig Trainerinnen und Trainer über die Fortbildungsakademien der Ärztekammern qualifiziert. Interessierte Einrichtungen können sich ab sofort über die Websites der Ärztlichen Akademie Nordrhein und der Akademie für medizinische Fortbildung anmelden.






