Hochschulmedizin stärken: Wissenschaftsrat fordert strategische Fächerentwicklung

Standortgerechte Konzepte und gezielte Förderung vorklinischer und klinisch-theoretischer Disziplinen

Der Wissenschaftsrat hat Empfehlungen zur Weiterentwicklung der medizinischen Fächer in Deutschland veröffentlicht, um die systemtragende Rolle der Hochschulmedizin zu sichern. Hintergrund sind Herausforderungen wie Fachkräftemangel, alternde Bevölkerung, Kostendruck sowie hohe Anforderungen in Forschung, Lehre und Patientenversorgung.

Besonders hervorgehoben werden die vorklinischen und klinisch-theoretischen Fächer wie Anatomie, Biochemie, Humangenetik oder Virologie. Diese werden häufig in der Öffentlichkeit und Politik übersehen, sind jedoch essenziell für Ausbildung, Forschung und qualitativ hochwertige Versorgung.

Zentrale Empfehlungen des Wissenschaftsrats:
  • Strategisches Portfoliomanagement: Koordination der Vorhaltung medizinischer Fächer standort- und bundeslandübergreifend, um systemrelevante Fächer gezielt zu stärken.
  • Sichtbarkeit und Vernetzung: Einbindung vorklinischer und klinisch-theoretischer Fächer in Forschungsnetzwerke, Kooperationen mit außeruniversitären Institutionen und Wirtschaftspartnern.
  • Frühzeitige Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: Ausbau von Programmen für Clinician Scientists und Medical Scientists, um Karrierewege attraktiver zu gestalten.
  • Interdisziplinarität: Kooperationen mit Lebens- und Naturwissenschaften, Informatik und Gesundheitsfachberufen sollen Innovation in Forschung und Lehre fördern.
  • Rechtsmedizinische Expertise sichern: Flächendeckende, bedarfsgerechte Vorhaltung von rechtsmedizinischem Wissen an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Rechtssystem.

Die Analyse des Wissenschaftsrats zeigt eine hohe Heterogenität der Fachlandschaft und der Standorte, weshalb differenzierte, fach- und standortspezifische Strategien notwendig sind. Ziel ist, den Wissens- und Methodenbestand der Medizin langfristig zu bewahren und weiterzuentwickeln, unter besonderer Berücksichtigung der Fächer, die aus ökonomischer Sicht nicht rentabel, aber für Forschung, Lehre und Versorgung unverzichtbar sind.