Krankenhausreform: DDG fordert Verbesserungen zur Sicherung der Diabetesversorgung

Schaffung von spezialisierten Einheiten und verbesserte Finanzierung für flächendeckende Versorgung gefordert

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat die aktuelle Krankenhausreform in Deutschland scharf kritisiert und betont, dass die geplanten Änderungen nicht ausreichend auf die Bedürfnisse der rund 9 Millionen Diabetespatienten im Land eingehen. Bei einer Pressekonferenz zur 18. Diabetes Herbsttagung erläuterte der Präsident der DDG, Prof. Dr. Andreas Fritsche, dass die Reform in ihrer derzeitigen Form für die betroffenen Patienten nicht ausreichend wirksam sei.

Jährlich benötigen etwa 3 Millionen Menschen mit Diabetes, die stationär behandelt werden, eine qualifizierte diabetologische Versorgung, um Komplikationen zu vermeiden. Fritsche wies auf die Bedeutung einer präzisen und rechtzeitigen Diagnose hin, insbesondere in Fällen wie der Unterscheidung zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes, deren falsche Behandlung zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen kann. Zudem müssen Krankenhausabteilungen, die Operationen an der Bauchspeicheldrüse durchführen oder Herzinfarkte und Schlaganfälle behandeln, eng mit der Diabetologie zusammenarbeiten, da Diabetes in vielen Fällen eine wichtige Begleiterkrankung darstellt.

Trotz der Einführung von Vorhaltepauschalen und einer Neustrukturierung der Krankenhausfinanzierung, die zentrale Probleme der Krankenhausstruktur ansprechen, bleibt die Versorgung der Diabetiker unzureichend. Die geplante Finanzierung berücksichtigt nicht die speziellen Anforderungen der Diabetologie als Fach der „sprechenden Medizin“, weshalb die DDG fordert, dass die Vorhaltepauschalen die tatsächlichen Kosten einer leitliniengerechten Diabetesversorgung widerspiegeln müssen. Nur so könne eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten sichergestellt werden. Insbesondere die Finanzierung von Beratungsberufen und die ärztliche Qualifikation im Bereich Diabetologie sind laut DDG unterfinanziert.

Die DDG schlägt vor, dass in größeren Kliniken der Leistungsgruppe „Komplexe Diabetologie/Endokrinologie“ mindestens drei Diabetologen und zwei Diabetesberater vorhanden sein sollten. In kleineren Krankenhäusern sollte in der Leistungsgruppe „Allgemeine Innere Medizin“ ein Diabetologe sowie ein Diabetesberater zur Verfügung stehen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Unterrepräsentierung von Diabetologen in der stationären Versorgung, da derzeit nur etwa 150 Fachärzte für Endokrinologie/Diabetologie in Deutschland in diesem Bereich tätig sind.

Ein zentraler Lösungsansatz der DDG ist die Schaffung von sektorenübergreifenden Diabetesabteilungen, den sogenannten Diabetes Units. Diese spezialisierten Einheiten, bestehend aus Ärzten und nichtärztlichem Personal, insbesondere Diabetesberatern, sollen die Zusammenarbeit zwischen ambulanter und stationärer Versorgung verbessern, Komplikationen verhindern und die Behandlungsergebnisse der Patienten optimieren. Laut Dr. Dorothea Reichert, Tagungspräsidentin der Herbsttagung, könnten Diabetes-Units nicht nur Leben retten, sondern auch als Lösungsansatz gegen den Fachkräftemangel dienen, vorausgesetzt, ihre Finanzierung wird gewährleistet.

Abschließend fordert die DDG die Integration bestehender Qualitätszertifikate in den Klinikatlas, um die Transparenz und Orientierung für Patienten zu erhöhen. Kliniken, die eine hochwertige Diabetesversorgung bieten, sollen klar ausgewiesen werden, um den Patienten eine verlässliche Wahlmöglichkeit zu bieten. Ein solcher Schritt würde die Qualität der Versorgung messbar und nachvollziehbar machen und könnte einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung der Krankenhausstruktur leisten.

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