ver.di lehnt vorgelegte Personaluntergrenzen im Krankenhaus ab: Das ist staatlich legitimierter Pflegenotstand

ver.di-Bundesvorstand

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) lehnt die vorgelegten Pflegepersonaluntergrenzen in wenigen Krankenhausbereichen ab. Anlässlich der heute stattfindenden Erörterung des Verordnungsentwurfs im Bundesgesundheitsministerium sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler: „Patientinnen und Patienten haben Anspruch auf eine sichere Versorgung. Die Beschäftigten der Krankenhäuser erwarten spürbare und nachhaltige Entlastung. Mit diesen Untergrenzen gibt es weder gute Versorgung noch Entlastung.“ Bühler begrüßte es, dass die Regierung die Notwendigkeit verbindlicher Personalvorgaben endlich erkannt habe.
„Wenn aber nachts in der Geriatrie eine Pflegekraft allein 24 Patientinnen und Patienten versorgen soll, ist das staatlich legitimierter Pflegenotstand.“ Der heutige Internationale Tag der Patientensicherheit hätte ein guter Anlass für den sein können, Vorgaben zu machen, die zu einer sicheren Versorgung führen.

Nach Berechnungen von ver.di wäre das Personal in deutschen Krankenhäusern bereits am 22. Oktober aufgebraucht, wenn eine sichere Patientenversorgung durch eine angemessene Schichtbesetzung mit dem derzeit vorhandenen Personal gewährleistet würde. Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, ruft ver.di die Beschäftigten dazu auf, am Dienstag, dem 23. Oktober, ein Zeichen zu setzen und ihren Arbeitgebern anzukündigen, an diesem Tag nicht aus dem Dienstplanfrei einzuspringen. Bühler: „Der Klinikalltag kann in vielen Fällen nur deshalb aufrechterhalten werden, weil die Beschäftigten immer wieder spontan einspringen und so ihre Interessen und ihre Gesundheit hintanstellen.“

Verpflichtende Personalvorgaben fordert ver.di in einem breiten Bündnis, dem die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich-Medizinischer Fachgesellschaften, das Aktionsbündnis Patientensicherheit, die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Deutsche Pflegerat, das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung sowie verschiedene Organisationen der Patientenvertretung angehören. Die beteiligten Organisationen erwarten in einer heute veröffentlichten Stellungnahme, dass „ein am individuellen ausgerichtetes und pflegewissenschaftlich fundiertes Personalbemessungstool (weiter-)entwickelt wird und anschließend verpflichtend flächendeckend in deutschen Krankenhäusern anzuwenden ist“.

Pressemitteilung: (Weiter-)Entwicklung und verpflichtende Anwendung eines am Pflegebedarf ausgerichteten Personalbemessungstools (PDF, 384KB)

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