Wilhelmshaven - Das Klinikum Wilhelmshaven ist weiterhin in schwerer See. Drei Monate nach der Abberufung des Geschäftsführers Reinhold Keil ist es völlig unklar, wie das Gerangel um das wirtschaftlich angeschlagene Krankenhaus ausgehen wird.
Während im Rat der Stadt darauf gewartet wird, dass konkrete Maßnahmen zur Suche eines Nachfolgers eingeleitet werden, überraschte Oberbürgermeister Carsten Feist (parteilos) mit einem Plan für eine Interimslösung. Danach würde ein Unternehmen aus Schleswig-Holstein mit der Interims-Geschäftsführung beauftragt.
Dass die ins Spiel gebrachte Firma für sich damit warb, dass sie beispielsweise in Delmenhorst in kurzer Zeit mehr als 100 Vollzeitstellen abgebaut und die Verweildauer der Patienten drastisch verringert habe, hat nicht nur bei den Beschäftigten des Krankenhauses Irritationen ausgelöst. Auch aus den Ratsfraktionen gab es bislang nicht die erhoffte Zustimmung, sondern eher Kritik und Unverständnis.
Seit 2006 im Dauerdefizit
So sprachen CDU-Ratsmitglieder in der „Wilhelmshavener Zeitung“ von einer ungeschickten und unsensiblen Aktion, obwohl nach einer entsprechenden Veröffentlichung in der NWZ schnell erklärt worden war, an einen Personalabbau sei derzeit nicht gedacht. Die CDU-Kritik wies der Oberbürgermeister umgehend zurück. Er sei um maximale Transparenz bemüht und wolle endlich Ruhe in das Klinikum bringen.
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Howard Jacques äußerte sich gegenüber der NWZ ähnlich wie die CDU-Ratsmitglieder und unterstrich, dass man eigentlich keine Interim-Lösung brauche.
Als „nicht zielführend“ bezeichnete FDP-Fraktionschef Michael von Teichman den Vorschlag des Oberbürgermeisters: „Er verschiebt nur die notwendige und seit Jahren überfällige Privatisierung, verbrennt weiteres Geld und löst am Ende kein Problem nachhaltig.“ Von Teichman unterstreicht, dass das Krankenhaus seit 2006 im Dauerdefizit sei und längst insolvent wäre, wenn die Kommune nicht mit mehr als 30 Millionen Euro ausgeholfen hätte.
Kritisch wird in den Ratsfraktionen auch die finanzielle Dimension eines möglichen Vertrags mit der Management-Firma gesehen. Unter den Ratsmitgliedern wird von einem jährlichen Nettobetrag von 300 000 Euro als auch von einer zusätzlichen Erfolgsprämie gesprochen.
Zwei neue Prokuristen
Angesichts solcher Überlegungen stelle sich die Frage, warum bereits zwei Klinikum-Mitarbeiter mit einer entsprechenden Gehaltserhöhung zu Prokuristen befördert worden seien, um den verbliebenen Geschäftsführer Oliver Leinert zu unterstützen, der als ehemaliger Stadtbaurat eigentlich für die Organisation des geplanten Klinik-Neubaus zuständig sein sollte.