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Millionenverluste auch bei den Starnberger Kliniken: Was wird mit Penzbergs Krankenhaus?

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Das Krankenhaus Penzberg wurde 2012 für einen Euro an die Starnberger Kliniken verkauft.
Das Krankenhaus Penzberg wurde 2012 für einen Euro an die Starnberger Kliniken verkauft. © Ralf Ruder

Den Krankenhäusern in der Region steht finanziell das Wasser bis zum Hals. In diesem Zusammenhang mehren sich die Sorgen, ob der Fortbestand des Penzberger Krankenhauses garantiert werden kann.

Landkreis – Lange galt der im Vorfeld hochumstrittene Verkauf des Penzberger Krankenhauses an die Starnberger Kliniken im Jahr 2012 als Erfolgsgeschichte. Im Gegensatz zur Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, die schon seit mehr als zehn Jahren auf Zuschüsse des Landkreises in Millionenhöhe angewiesen ist, arbeiteten die Starnberger Kliniken, zu denen Penzberg gehört, kostendeckend und konnten sogar die Investitionen aus den erwirtschafteten Gewinnen finanzieren.

Doch der aktuellen Trend, dass kaum noch ein Krankenhaus im Oberland kostendeckend arbeiten kann, macht auch um die Starnberger keinen Bogen. Im Vorjahr hätten die Starnberger Klinken, zu denen die Häuser in Starnberg, Herrsching, Seefeld und Penzberg gehören, insgesamt ein Defizit von zehn bis zwölf Millionen Euro produziert, so Starnbergs Landrat Stefan Frey (CSU).

Auf Penzberg würde dabei ein Minus „im niedrigen einstelligen Millionenbereich“ entfallen, sagt der Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, Dr. Thomas Weiler. „Dass sich das Haus in Penzberg nicht selbst trägt, ist bekannt“, meint er. Bislang sei das nicht weiter ins Gewicht gefallen, weil die Defizite, die in Penzberg entstanden, „durch die Gewinne, die andernorts im Konzern erwirtschaftet wurden, ausgeglichen werden konnten“. Im vergangenen Jahr kamen aber auch die Starnberger Kliniken nicht mehr ohne Zuschuss des Landkreises aus.

Muss der Landkreis die Verluste in Penzberg ausgleichen?

Da ist es nicht weit bis zu einer politischen Debatte darüber, ob der Landkreis Starnberg die Defizite für ein Krankenhaus im Landkreis Weilheim-Schongau übernehmen soll. „Das ist ein Politikum, da müssen sie den Landrat fragen“, meint Weiler auf Anfrage der Heimatzeitung.

Landrat Frey berichtet, dass Gutachter derzeit die Struktur der Starnberger Kliniken überprüfen. „In diesem Zuge wird genau geschaut, ob es gelingt, Penzberg in ein zukunftsfähiges Konzept einzubinden“, so Frey. An der Auslastung und den Fallzahlen liege es nicht, betonte er. Aber die derzeitigen Mittel, die zur Verfügung stehen, würden einfach nicht ausreichen, um Krankenhäuser kostendeckend zu bewirtschaften.

„Wir waren da in Starnberg natürlich verwöhnt, weil wir in den zurückliegenden Jahren nie etwas zuschießen mussten“, so Frey. Deswegen wolle man auch nichts „übers Knie brechen“, sondern das Gutachten abwarten. Und schauen, ob Berlin mit „seiner Krankenhaus-Reform doch noch zu Potte kommt“. Die derzeitigen Informationen seien zu dünn, um strategische Entscheidungen über die Zukunft der Starnberger Kliniken zu treffen.

Penzberg sorgt für bessere Bettenauslastung in Starnberg

Eine Rechnung an den Landkreis Weilheim-Schongau über das Defizit des Penzberger Krankenhauses hat Frey noch nicht verschickt: „Das wäre so auch gar nicht möglich, es ist unsere Gesellschaft, da müssen wir auch das Defizit ausgleichen, wenn eines aufläuft.“ Gleichwohl könnte es in dieser Frage durchaus Debatten im Starnberger Kreistag geben.

Für Geschäftsführer Weiler ist das Penzberger Krankenhaus nach wie vor ein wichtiger Bestandteil seines „Konzerns“. Auch wegen seiner Eigenschaft als „Portalklinik“: Fälle, die so kompliziert sind, dass sie in Penzberg nicht behandelt werden, werden nach Starnberg überwiesen. Das Penzberger Krankenhaus sorgt damit auch für eine bessere Bettenauslastung in Starnberg. Die Region Penzberg sei auch auf das Krankenhaus angewiesen, so Weiler weiter. Er ergänzt aber: „Es dürfte jedem klar sein, dass Notaufnahme und Intensivstation viel Geld kosten.“

Starnbergs Landrat Stefan Frey greift auch dieses Thema auf. Derzeit betreiben die Starnberger Kliniken inklusive Penzberg vier Notaufnahmen, sagt er: „Davon rücke ich auch nicht ab, solange ich nicht dazu gezwungen bin.“ Da spiele aber auch die Krankenhaus-Planung des Freistaats Bayern in Zukunft eine entscheidende Rolle.

Bürgermeister Korpan: „Wenn Zuschüsse nötig, muss der Landkreis bezahlen“

Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan beobachtet die Debatte um das Krankenhaus in seiner Stadt sehr genau, sagt er. „Wir sind sehr dankbar, dass wir in den Starnberger Kliniken seit vielen Jahren einen verlässlichen Partner haben.“ Er will um die Zukunft des Penzberger Krankenhauses kämpfen. Mit Blick auf die Notfallversorgung, aber auch darauf, dass das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) sehr gut angenommen und ausgelastet ist. Sollte der Landkreis Starnberg einen Weiterbetrieb Penzbergs nur in Betracht ziehen, wenn Zuschüsse bezahlt werden, sieht Korpan eindeutig den Landkreis Weilheim-Schongau in der Pflicht.

Was macht einen Schwerpunktversorger aus?

Die Krankenhäuser im Oberland bringen sich gerade allesamt in Stellung. Wie das Weilheimer Krankenhaus versuchen derzeit viele, sich als Schwerpunktversorger zu etablieren. Diese Krankenhäuser der zweiten Versorgungsstufe sollen laut Krankenhausplan Bayern „verflochtene Gebiete mehrerer Landkreise und kreisfreier Städte versorgen“.

Das Vorhaben, Weilheim als Schwerpunktversorger zu etablieren, wollte der Geschäftsführer der Starnberger Kliniken, Thomas Weiler, nicht kommentieren: „Wir konzentrieren uns darauf, die Starnberger Kliniken mit insgesamt 520 Betten – 100 davon in Penzberg – als Schwerpunktversorger zu positionieren.“ Das Weilheimer Krankenhaus hat laut Krankenhausplan 169 Betten, Garmisch-Partenkirchen 490.

Für Thomas Lippmann, Geschäftsführer der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, ist das kein Problem: „Die Argumentation mit der Bettenanzahl ist längst überholt. Stattdessen wird in Zukunft wichtig, welche Leistungsgruppen man auf welchem Qualitätsstandard anbietet. Und da ist die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH weit vorn.“ set

Dessen Pflichtaufgabe sei die Gesundheitsvorsorge. Und wenn ein Zuschuss an die Starnberger Kliniken „rechtlich möglich und nötig“ sei, was im Vorfeld geprüft werden müsse, dann müsse der Kreistag über das Thema beraten. Die Stadt selbst könne keine Zuschüsse zahlen, stellte er klar.

Korpan erinnerte daran, dass „auch Penzberg zum Landkreis Weilheim-Schongau gehört“ und über die Jahre erhebliche Summen an Kreisumlage bezahlt habe, die auch zur Finanzierung der Krankenhäuser in Weilheim und Schongau verwendet wurden. Der bessere Weg, daran lässt Korpan auch keinen Zweifel aufkommen, wäre aber, wenn der Bund und der Freistaat für eine zuverlässige Krankenhausfinanzierung sorgen würden.

Was passiert im schlimmsten Fall mit dem Grundstück?

Für den schlimmsten Fall – die komplette Schließung des Krankenhauses Penzberg und des MVZ – gebe es entsprechende Vorkehrungen im 200-seitigen Vertrag, den Landkreis, Stadt und Starnberger Kliniken dereinst unterschrieben haben, so das Landratsamt auf Anfrage: „Die Penzberg GmbH, die das Klinikum Penzberg betreibt, darf auf dem Gelände des Krankenhauses Penzberg dauerhaft ausschließlich Einrichtungen der Daseinsvorsorge im Bereich des Gesundheitswesens betreiben“, heißt es dazu.

Es gebe einen bedingten Rückauflassungsanspruch für die Stadt Penzberg. Damit soll sichergestellt werden, dass die Starnberger Kliniken das Grundstück, das damals für den symbolischen Preis von einem Euro übertragen wurde, nicht so ohne Weiteres für einen Millionenbetrag weiterveräußern dürfen.

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