Oldenburg - Mit einem gemeinsamen Appell haben sich die vier Kliniken Pius-Hospital, Karl-Jaspers-Klinik, Evangelisches Krankenhaus und Klinikum Oldenburg an das Land Niedersachsen gewandt. In dem mit „Offene Worte an die Landesregierung“ überschriebenen Brief an Gesundheitsministerin Dr. Carola Reimann und Ministerpräsident Stephan Weil kritisieren sie die Entscheidung der Landesregierung, die 142 Millionen Euro für einen Neubau der European Medical School (EMS) nicht in den kommenden Haushalt aufzunehmen. Unterzeichnet ist das Schreiben von den jeweiligen ärztlichen und kaufmännischen Leitungen der Kliniken.

Ein neues Forschungs- und Lehrgebäude sei „die Grundvoraussetzung für den weiteren Ausbau der Universitätsmedizin Oldenburg“. Die Landesregierung selbst habe beschlossen, in den kommenden Jahren 200 Humanmedizin-Studenten pro Jahr ausbilden zu lassen.

EUROPEAN MEDICAL SCHOOL Top-Ärzte drängen zu Ausbau der Uni-Medizin in Oldenburg

Stefan Idel Büro Hannover
Hannover

In dem Schreiben wird das andauernde Engagement in Oldenburg hervorgehoben. Auch wird darauf verwiesen, das dies ohne finanziellen Ausgleich geschehen sei. „Das bisher Erreichte wurde im Rahmen der Begutachtung durch den Wissenschaftsrat positiv bewertet und zum weiteren Ausbau aufgefordert.“ Auch fordere der Wissenschaftsrat „mittel- bis langfristig ein klares Bekenntnis und finanzielle Unterstützung durch das Land“.

Die Universitätsmedizin Oldenburg sei ein Grundpfeiler der Krankenversorgung der gesamten Weser-Ems-Region, ein entscheidender Faktor für die Weiterentwicklung des Forschungsstandortes und ein nicht zu unterschätzender Motor für die soziale und wirtschaftliche Weiterentwicklung der Region. In Weser-Ems habe die Entscheidung „große Enttäuschung und Fassungslosigkeit hervorgerufen“.

Die fehlende Zusage der Mittel für ein neues Forschungs- und Lehrgebäude konterkariere nicht nur ein klares Bekenntnis zur Universitätsmedizin Oldenburg, sondern zugleich auch zur nachhaltigen Entwicklung der Region und damit langfristig auch des Landes Niedersachsen.

EUROPEAN MEDICAL SCHOOL Kein Geld vom Land für den Neubau der Uni-Medizin

Stefan Idel Christoph Kiefer
Oldenburg

Völlig unverständlich ist die Entscheidung der Landesregierung auch für Professor Dr. med. Djordje Lazovic. Der stellvertretende Vorsitzende der Ärztekammer-Bezirksstelle Oldenburg ist Direktor der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Pius-Hospital Oldenburg und einer der Gründungsväter der EMS.

Die Gründung der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften sei mit vorausschauendem Blick auf die gesundheitliche Versorgung im Nordwesten des Landes erfolgt, betont Lazovic. Auch die Zusage der Universität zur Erweiterung der Studienplätze sei in Verantwortung für die medizinische Versorgung erfolgt: „Über die Notwendigkeit besteht gerade angesichts der Corona-Pandemie kein Zweifel“, sagt der Lehrstuhlinhaber und stellvertretende ÄKN-Bezirksstellenvorsitzende. „Warum aber in Erkennung einer für die Bevölkerung des Landes so bedrohlichen Lage nicht in die Zukunft der gesundheitlichen Sicherung investiert wird, ist nicht erklärbar. Applaus alleine reicht dafür nicht aus.“

Markus Minten
Markus Minten Stadt Oldenburg und Ammerland (Leitung)
Stefan Idel
Stefan Idel Landespolitischer Korrespondent