Intensivstation des Alzeyer DRK-Krankenhauses lahmgelegt

Insgesamt 45 Mitarbeiter des DRK-Krankenhauses mussten vorsichtshalber in Quarantäne geschickt werden. Archivfoto: pa/Carsten Selak
© Archivfoto: pa/Carsten Selak

Ein Covid-19-Fall hat am Freitag die Intensivstation des DRK-Krankenhauses lahmgelegt. Chefarzt Alexander Frohmajer betont, dass kein Diagnose-Fehler schuld sei.

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ALZEY. Ein spät erkannter Covid-19-Fall hat am Freitag die Intensivstation des DRK-Krankenhauses lahmgelegt. Wie die Klinikleitung dieser Zeitung mitteilt, mussten insgesamt 45 Mitarbeiter, darunter Oberärtze, Assistenzärzte und Pflegepersonal verschiedener Stationen, die Kontakt zu dem Patienten hatten, vorsichtshalber in Quarantäne geschickt werden – so viele, dass ein Weiterbetrieb der Intensivstation aktuell nicht möglich ist. Die Schließung gilt zunächst für das Wochenende.

Der in der Klinik wegen einer Herzerkrankung bekannte Patient sei am 25. März auf der Station der Inneren Medizin aufgenommen worden. Wie Chefarzt Dr. Alexander Frohmajer erklärt, habe der Mann zu diesem Zeitpunkt unspezifische Symptome gezeigt, die zu seiner Grunderkrankung passten, jedoch überhaupt nicht auf eine Coronavirus-Infektion hindeuteten. Am 1. April habe sich der Zustand des Patienten dann verschlechtert. Er wurde auf die Intensivstation verlegt und dort zunächst mit einer speziellen Maske beatmet, später intubiert. Aufgrund seiner Vorerkrankung gingen die DRK-Mediziner von einem Lungenödem aus. Dies habe sich bei der entsprechenden Untersuchung aber nicht bestätigt. Corona-typische Auffälligkeiten der Lunge seien jedoch weder auf einem Röntgen-, noch auf einem CT-Bild erkennbar gewesen. „Dabei ist gerade dieses CT ein sensibles Instrument, um Covid-19 zu erkennen“, erklärt Frohmajer. Zur endgültigen Absicherung wurde bei dem Mann am Mittwoch dennoch ein Abstrich des Bronchialsekretes genommen. Am Donnerstagnachmittag wurde dem Klinikum dann das Ergebnis übermittelt: positiv.

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Einige Pflegekräfte arbeiten eingeschränkt weiter

Die Hygienefachkraft des Krankenhauses, Meike Wohn, ermittelte daraufhin gemeinsam mit der medizinischen Leitung, welche Mitarbeiter seit dem 25. März mit dem Corona-Patienten in Kontakt gekommen waren. Auch das Gesundheitsamt wurde informiert. Die Mitarbeiter wurden je nach Intensität des Kontakts in Kategorien eingeteilt, die das Robert-Koch-Institut (RKI) für medizinisches Personal vorgibt. Zehn Ober- und Assistenzärzte aus der Chirurgie, der Inneren Medizin und der Anästhesie sowie 13 Mitarbeiter der Intensivpflege fielen dabei in die Kategorie 1a, das sind Personen mit einem sehr engen Patientenkontakt und entsprechend hohem Risiko, sich zu infizieren.

Während die Ärzte allesamt in häusliche Quarantäne geschickt wurden, entschied man sich am Donnerstagnachmittag zunächst dafür, das betroffene Pflegepersonal weiter einzusetzen, da die Alternative eine Schließung der Intensivstation bedeutet hätte. Diese Vorgehensweise ist laut den RKI-Vorgaben unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. So dürfen solche Mitarbeiter ausschließlich weiter Covid-19-Patienten betreuen, außerdem müssen sie regelmäßig ihren eigenen Gesundheitszustand dokumentieren und Symptome sofort melden.

Am Freitagvormittag entschied sich die Klinikleitung jedoch um und schickte auch das Pflegepersonal in Quarantäne. Wie Heike Wohn mitteilt, sei dies zum Schutz der Mitarbeiter erfolgt. Die Dauer der häuslichen Isolation beträgt zwei Wochen, beginnend mit dem Tag des letzten Patientenkontakts. Drei Mitarbeiter können nach dieser Rechnung bereits am Montag wieder zum Dienst erscheinen. Da der Intensivstation nun aber laut dem kaufmännischen Direktor, Michael Nordhoff, rund 40 Prozent an Pflegepersonal fehlen, sei ein weiterer Betrieb der Station nicht mehr möglich. Kritische Fälle könnten im DRK-Krankenhaus natürlich auch weiterhin behandelt werden, so Nordhoff, sie würden aber, sobald sie transportfähig sind, in eine andere Klinik gebracht. Auch der Corona-Patient wurde inzwischen in ein anderes Krankenhaus verlegt. Der einzige weitere Patient, der sich gleichzeitig mit ihm auf der Intensivstation befunden hatte, wurde in einem isolierten Zimmer auf einer Normalstation untergebracht.

Alle Mitarbeiter werden regelmäßig getestet

Alle Mitarbeiter – auch die 23 Ärzte und Pflegemitarbeiter, die in die Kategorie 1b eingeteilt wurden – werden in regelmäßigen Abständen auf Corona getestet. Zwei Mitarbeiter der Pflege weisen nach Klinikangaben aktuell Symptome auf, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden können.

Alexander Frohmajer betont ausdrücklich, dass es sich bei dem vorliegenden Fall nicht um einen Fehler oder ein Versäumnis in der Diagnostik handele. „Wir sind alle schockiert, wie uns dieser Fall trotz unserer guten Strukturen auf die Füße gefallen ist – er zeigt, wie perfide dieses Virus ist.“ Man werde ihn aber zum Anlass nehmen, ab sofort nahezu jeden Patienten zu testen, der in eine Risikogruppe fällt – egal, ob er corona-typische Symptome aufweise oder nicht. „Wir sehen, dass wir zunächst alle als Corona-Fälle annehmen müssen, bis zum Beweis des Gegenteils.“