Ärztin Christine Vetter (rechts) zeigte einen Behandlungsraum mit Endoskopieturm. Foto: Göpfert

Aus der Ettenheimer Klinik soll bis 2025 ein Zentrum für Gesundheit werden. Dafür nimmt das Ortenau-Klinikum insgesamt 26 Millionen Euro in die Hand. Der Umbau erfolgt im laufenden Betrieb, Patienten sind dort weiter willkommen. Aktuell sind dort bereits Chirurgie, Endoskopie und Psychotherapie zu finden.

Das Interesse daran, was beim Ettenheimer Krankenhaus passiert, ist groß. Mehr als 50 Teilnehmer – auch außerhalb Ettenheims – wollten sich im Rahmen der Volkshochschul-Reihe „Sommerakademie“ darüber informieren. Bestehen wird das Zentrum für Gesundheit aus den Praxen des Medizinischen Versorgungszentrums, Anästhesisten, Patientenlotsen und der Rehaklinik. Zehn Millionen Euro steckt das Ortenau-Klinikum dafür in den Umbau der Praxen, 16 Millionen Euro in die Rehaklinik. Im Jahr 2025 soll der Umbau abgeschlossen werden. Bürgermeister Bruno Metz bedankte sich dafür, dass der Betrieb trotz Umbaus weiter laufe. Das koste das Ortenau-Klinikum Hunderttausende Euro mehr, sei aber besser als den Betrieb für zwei Jahre stillzulegen.

Chirurgie: Die Chirurgie mit dem Schwerpunkt Unfallchirurgie ist montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr weiter für die Patienten da – und auch im Erdgeschoss an gewohnter Stelle zu finden. Ihr Team sei das selbe geblieben wie zuvor. Neu dazu gekommen sei Achim Bannwarth, betonte Claudia Medda, ärztliche Leiterin der Chirurgie. So kümmere sich etwa Thomas Hensle um alles rund ums Thema Knie und übernehme in Ettenheim auch die Vor- und Nachsorge für diesbezügliche OPs in Lahr. Franz Albert hat sich auf Eingriffe rund ums Thema „Hand“ und „Vorfüße“ sowie Schul- und Arbeitsunfälle spezialisiert. Vera Zängle steht für den Bereich Viszeralchirurgie zur Verfügung. Aktuell wird für den Bereich Chirurgie auch ein Raum zum OP-Zentrum umgebaut, so dass dort auch bald ambulante Operationen vorgenommen werden können. Zudem bekomme man bald ein „niegel-nagelneues Röntgengerät“, betonte Medda.

Endoskopie: Das Besprechungszimmer von Endoskopistin Christine Vetter ist aktuell noch im Erdgeschoss angesiedelt, langfristig werden aber sie und ihr Kollege Ralf Stehle auf die zweite Ebene umsiedeln, wo sich unter anderem bereits die Untersuchungsräume befinden. Die Endoskopie in Ettenheim bietet unter anderem Ultraschall, Darm- und Magenspiegelungen und bald auch Untersuchungen zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten an. Die Warteliste reicht bis September. Man habe durchgeplant, obwohl in Kürze die Abbrucharbeiten für den Neubau der Rehaklinik beginnen werden, erklärt Vetter.

Psychotherapie: Die Psychotherapie-Praxis mit Klaus-Jürgen Graf befindet sich aktuell in der Kapelle und wurde dort für die Patienten gemütlich eingerichtet. Langfristig wird sie aber in zwei andere Räume auf derselben Ebene umziehen.

Aus dem ehemaligen Bettentrakt soll eine Rehaklinik werden. Dafür soll der Bettentrakt bald abgerissen werden. Foto: Ullrich

Freie Arztpraxen: In der ersten Ebene sollen unter anderem Arztpraxen angesiedelt werden. Dafür müssen die früheren Krankenhausstrukturen angepasst werden, erklärt der Lahrer Klinikumschef Christof Mutter. Damit jede der Praxen in dem Krankenhausflur einen eigenen Zugang erhält, wird vom Innenhof aus eine neue Erschließungsachse durchgebrochen, in der ein Treppenhaus entstehen soll. Ein paar Plätze für Interessenten seien noch frei, erklärt Christof Mutter. Man sei aber etwa schon in Gesprächen mit einem Augenarzt.

Anästhesieteam: Ebenfalls kurz vor Abschluss stehen die Verträge mit dem neuen OP-Saal im ersten Obergeschoss. Dessen in die Jahre gekommene Technik soll komplett überholt werden. Zudem wird der danebenliegende Aufwachraum vergrößert. Vier Anästhesisten – Martin Walzer, Michael Krappitz, Kai Kaufmann und Martin Ehmer – wollen diesen in Zukunft betreiben.

Der OP-Raum soll technisch komplett überholt werden und wird in Zukunft von vier Anästhesisten betrieben. Foto: Göpfert

Notarzt: Die Rettungswache bleibt am Ettenheimer Krankenhaus stationiert. Für sie wird auf der Westseite ein neues Gebäude gebaut.

Café: Das Café muss vom ersten Stock in das Erdgeschoss weichen. Grund dafür ist, dass es sonst nur noch über das MVZ zugänglich gewesen wäre. Da aber auch Gäste der Rehaklinik es nutzen sollen, musste es verlegt werden.

Wehmütige Teilnehmer

Lob für Zukunftspläne: Der Wehmut darüber, das Krankenhaus verloren zu haben, war bei einigen Sommerakademie-Teilnehmern groß. „Bundes-, Landes- und Kreispolitik mit ihren Vorgaben, aber auch der Fachkräftemangel drehen den kleineren Häusern bewusst den Hals um“, machte Bürgermeister Bruno Metz deutlich. Zudem habe sich durch Corona die Personalknappheit und der Trend zur Ambulantisierung extrem verschärft. Dass das Krankenhaus zum Zentrum für Gesundheit würde und dass es dort weiter gehe, sei „wichtig für die südliche Ortenau und die dreistellige Zahl an Arbeitnehmern im Gesundheitsbereich.“ Diese seien auch Partner für andere niedergelassene Ärzte, für die die Region dadurch attraktiver werde.

Weitere Informationen: „Das Konzept wird richtig gut“, versprach Mutter. Jetzt müsste man das „Zentrum für Gesundheit“ nur noch zusätzlich über Google finden können, merkte ein Besucher kritisch an. Daran hapere es noch. Auf der Seite des Ortenau-Klinkums kann man sich unter dem Stichwort „MVZ“ nach Ettenheim durchdurchklicken zu www.ortenau-mvz.de/standorte/ettenheim. Dort sind die Telefonnummern der einzelnen Praxen und Ansprechpartner zu finden. Die Chirurgie ist im Notfall unter Telefon 07822/78 89 30 zu erreichen.