Ein Schild, das den Weg zum Klinikum Fürth weist.
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Wettbewerb der Klinik-Suchportale

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Wettbewerb der Klinik-Suchportale: Wie aussagekräftig sind sie?

Wer das richtige Krankenhaus für sein Gesundheitsproblem sucht, tut sich oft schwer bei der Suche. Das Online-Portal www.weisse-liste.de will künftig bessere Orientierung bieten. Es gibt daneben aber auch etliche weitere Info-Angebote.

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Das richtige Krankenhaus für eine Behandlung zu finden ist nicht immer ganz leicht. Jenseits von akuten Notfällen, in denen man wenig Einfluss auf die Einlieferung hat, haben Patienten in Bayern die Auswahl aus über 400 Kliniken. Online-Portale sollen da eine Orientierung bieten. Eines wurde jetzt neu aufgelegt.

"Grundlegend überarbeitet und um eine neue Funktion erweitert": Mit dieser Aussage werben die Macher des Online-Krankenhaus-Suchportals www.weisse-liste.de für ihr Info-Angebot. Hinter dem Portal steht die Bertelsmann-Stiftung. Als es an den Start ging, wurde es auch von großen Selbsthilfeverbänden, den Verbraucherzentralen und dem Sozialverband VdK mit auf den Weg gebracht.

"weisse-liste.de" nutzt neues Bewertungsinstrument

Neben Daten aus Qualitätsberichten der Krankenhäuser würden jetzt unter anderem auch Ergebnisse von Patientenbefragungen ausgewertet, um eine Aussage zu treffen, wie empfehlenswert eine Klinik ist, erklärt die "Weiße Liste". Dabei werde auch ein neues Bewertungsinstrument eingesetzt, das an der Universität Bayreuth entwickelt wurde.

Im Mittelpunkt stehen dabei drei vergleichsweise häufige Behandlungsfälle: Brustkrebs sowie der Einsatz künstlicher Knie- oder Hüftgelenke. Für diese Eingriffe trifft die "Weiße Liste" jetzt eine Aussage, ob eine Klinik empfehlenswert ist oder nicht.

Konkurrenz der Portale

Die "Weiße Liste" ist aber bei weitem nicht das einzige Klinik-Suchportal. Unter anderem verschiedene Krankenkassen bieten Online-Portale an. Darunter sind allerdings etliche Angebote, aus denen die Patienten keine Hinweise auf die Qualität einer Klinik bekommen, sondern vor allem allgemeine Informationen über das Leistungsangebot.

Eindeutige Urteile über die Qualität einer Klinik bei bestimmten Eingriffen fällt vor allem das Online-Portal "AOK-Gesundheitsnavigator". Die AOKs werten dafür Abrechnungsdaten aus, die bei ihnen vorliegen. Daraus ziehen sie Rückschlüsse, ob nach einem Eingriff Komplikationen oder gar Todesfälle aufgetreten sind. Derzeit sortiert der AOK-Gesundheitsnavigator Kliniken bei 13 Eingriffen in die Kategorien "unterdurchschnittlich", "durchschnittlich" und "überdurchschnittlich". Dazu zählen unter anderem Blinddarm-Entfernungen, Leistenbruch-OPs und der Einsatz künstlicher Hüft- oder Knie-Gelenke.

Kontroverse über Aussagekraft der Klinik-Vergleiche

Von einzelnen Kliniken und auch von Krankenhaus-Verbänden gibt es allerdings immer wieder Kritik an Qualitäts-Bewertungen in Online-Portalen. So zeichnet nach Einschätzung des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) vor allem der AOK-Gesundheitsnavigator ein verzerrtes Bild. Denn dort werde nicht ausreichend berücksichtigt, ob in einem Krankenhaus besonders viele Komplikationen auftreten, weil dort unter den Patienten besonders viele Schwerkranke mit verschiedenen Vorerkrankungen sind, kritisiert der VUD. Die AOK weist diese Kritik zurück und betont, beim Gesundheitsnavigator werde eine sogenannte Risikoadjustierung nach international anerkannten Standards vorgenommen.

Qualitätsbewertungen mit Sprengkraft

Klinik-Bewertungsportale wie sie die "Weiße Liste" und auch die AOK betreiben, haben inzwischen auch politische Sprengkraft. Denn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will bei der von ihm geplanten Krankenhausreform das Thema Qualität in den Mittelpunkt stellen. Lauterbach und auch die von ihm eingesetzte Expertenkommission zur Krankenhausreform kritisieren immer wieder, dass viele Kliniken nicht die bestmögliche Qualität für Patienten liefern. Das werde auch durch internationale Studien immer wieder bestätigt. Deswegen hat der Gesundheitsminister angekündigt, er wolle in jedem Fall mehr Transparenz schaffen, wie das Qualitätsniveau verschiedener Kliniken ist.

Die "Weiße Liste" betont allerdings, die jetzt vorgenommene Aktualisierung ihres Klinik-Bewertungsportals habe nichts mit der politischen Diskussion über die Qualität an deutschen Krankenhäusern zu tun. Der Zeitpunkt der Überarbeitung falle rein zufällig mit den aktuellen Diskussionen zusammen, versichern die Initiatoren der "Weißen Liste". Die Überarbeitung des Portals sei sehr langfristig geplant gewesen.

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