Skandal um Wehen-Mittel: Hunderte Frauen melden sich nach Bericht über Hirnschäden und Todesfälle
In mehr als der Hälfte aller deutschen Kliniken wird ein Medikament zur Geburtseinleitung benutzt, das hierfür nicht zugelassen ist: Cytotec. Aber ist das die ganze Wahrheit hinter der Diskussion? Die Gesellschaft für Gynäkologie sieht das etwas anders.
Das Magenmedikament Cytotec wird seit Jahren für einen anderen Anwendungsbereich verwendet: die Geburtshilfe - und das ohne Zulassung dafür. Nach Recherchen des Bayrischen Rundfunks und der Süddeutschen Zeitung sei das Medikament ein weit verbreiteter Weg, um die Wehen einzuleiten - trotz mangelnder Untersuchungen hinsichtlich Folgen und Gefahren für das Kind und die Mutter. Aber kann man es sich mit dieser Bewertung wirklich so einfach machen?
Nach der Berichterstattung von BR und SZ wurde eine Diskussion über das Medikament angestoßen, in die sich nun auch die Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) eingeschaltet hat. Daraufhin griffen Die Zeit und auch die Süddeutsche Zeitung das Thema erneut auf.
In der von Prof. Dr. Sven Kehl und Prof. Dr. Michael Abou-Dakn verfassten Pressemitteilung für die DGGG heißt es, "entgegen der Berichterstattung ist der Wirkstoff Misoprostol zur Geburtseinleitung bei geburtshilflichen Experten nicht umstritten." Es gebe keinen Wirkstoff, der ähnlich gut in Studien untersucht wurde, die zu der unstrittigen Evidenz führten, Misoprostol sei das "effektivste Medikament zur Geburtseinleitung."
Zwar sei richtig, dass das Medikament potenzielle Nebenwirkungen wie Fieber, Zittern oder Überstimulation haben kann. Allerdings könne man die in der Berichterstattung erwähnten Fälle, in denen Mütter oder Kinder sogar starben, nicht auf das Medikament, sondern auf ärztliche Fehler zurückführen.