1. ovb-online-de
  2. Rosenheim
  3. Landkreis-Meldungen

Krankenhaus-Krise und Millionen-Defizit: Offene Fragen für die Zukunft von Romed

Kommentare

Romed in der Krise: Geschäftsführer Dr. Jens  Deerberg-Wittram zerbricht sich den Kopf über das hohe Defizit des Rosenheimer Klinikverbunds.
Romed in der Krise: Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram zerbricht sich den Kopf über das hohe Defizit des Rosenheimer Klinikverbunds. © Weiser/romed

Die Romed-Kliniken landeten 2023 tief in den roten Zahlen. Mit über 26 Millionen Euro müssen Stadt und Landkreis Rosenheim einspringen. Wie soll es weitergehen mit dem Klinikverbund? Und was bedeutet das für die Versorgung der Menschen?

Rosenheim – Sie sind krank, die meisten Krankenhäuser im Freistaat, manche von Ihnen gehören wohl selbst auf die Intensivstation. Neun von zehn bayerischen Krankenhäusern gehen für 2023 von einem Defizit aus. Für einige könnte die Klinik-Krise gar das Aus bedeuten. Was Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zumindest billigend in Kauf zu nehmen scheint.

Auch Romed schwächelt massiv

Auch der Romed-Klinikumsverbund im Landkreis Rosenheim schwächelt nach diesem Krisenjahr 2023, wenn auch nicht so stark wie andere Häuser. Romed-Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram zog kürzlich Bilanz: 26,5 Millionen Euro, so hoch soll dem Vernehmen nach das Defizit des Romed-Verbunds mit seinen vier Standorten in Rosenheim, Bad Aibling, Wasserburg und Prien ausfallen.

Ein Schlag ins Kontor, nachdem Romed in den Jahren zuvor doch meist zwischen zwei und sechs Millionen Euro Plus gemacht hatte. Zwischendurch war unter anderem beim BR sogar von bis zu 40 Millionen Euro die Rede gewesen, doch hatte es sich dabei um Hochrechnungen gehandelt – um Hochrechnungen, die ausgerechnet auf Wasserstandsmeldungen der umsatzschwächsten Monate basierten.

13 Millionen? Das kann die Stadt nicht auf Dauer stemmen

Jetzt sind es also deutlich über zehn Millionen weniger. Was die Sache besser macht, aber nicht aus der Welt schafft: Stadt und Landkreis Rosenheim müssen ein hohes Defizit mit jeweils über 13 Millionen Euro stemmen. Das geht im Moment, es muss auch gehen, schließlich will vorerst niemand das Angebot für die Menschen in der kreisfreien Stadt und im dichtbesiedelten Landkreis Rosenheim einschränken.

Aber das kann kein Dauerzustand werden. „Für unsere Träger, Stadt und Landkreis, ist ein zweistelliges Millionendefizit, das über Jahre besteht, nicht tragbar“, sagte Deerberg-Wittram dem OVB seinerzeit im Exklusivgespräch. Bis die Reform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach greift, möglicherweise erst Ende der 20er Jahre, wird das kaum zu schaffen sein. „Deswegen fordern wir weiterhin, dass der Bund seine Aufgaben wahrnimmt.“ Das stellte wiederum Landrat Otto Lederer (CSU) gegenüber dem OVB klar.

Private Häuser picken die Rosinen heraus

Die Gründe für die roten Zahlen? Vielfältig. Es gab keine staatlichen Corona-Hilfen mehr, trotzdem aber Einbußen durch Krankheit: Personal, das wegen Erschöpfung durch den Dienst in Pandemie-Zeiten oder durch Infektionen lahmgelegt wird, steht eben nicht für Operationen zur Verfügung.

Eine Rolle spielten auch Inflation, Fachkräftemangel, Energiepreise und Probleme mit Lieferketten, die Preise für medizinische Artikel in die Höhe treiben. Noch ein Punkt: Während der Corona-Pandemie wanderte viel „Kundschaft“ ab. Zum Beispiel in private Einrichtungen, die nicht nur Landrat Lederer mitunter wegen Rosinenpickerei beargwöhnt.

Romed: Muss ein Standort schließen?

Was, wenn die Zahlen mies bleiben, was, wenn der Bund nicht einspringt? Dann muss Romed sparen. Eventuell ginge das, wenn man zwei Standorte zusammenlegte, so wie das gerade in Landshut und in Coburg geschieht. Dann könnte man in Rosenheim zwei Probleme mit einem Großbau in Angriff nehmen: die längst fällige Sanierung des Haupthauses entfiele. Und ein Standort könnte in dem neuen Bau an neuer Stelle aufgehen, man könnte ihn also dichtmachen.

Das aber ist weit in die Zukunft gedacht. Und Jens Deerberg-Wittram warnt vor übertriebenen Erwartungen. Auch wegen der demografischen Entwicklungen. In der Region Rosenheim leben viele Senioren. Und nicht überall ist die Versorgung mit dem Öffentlichen Personen- und Nahverkehr gut. „Ich halte es für möglich, dass wir in 20 Jahren so manche Krankenhausschließung als falsche Entscheidung ansehen werden“, sagte Deerberg-Wittram dem OVB.

Ob man stattdessen Krankenschwestern zur Hubschrauberbegrüßung einsetzt, wie in Vogtareuth wegen finanzieller Engpässe angedacht? Das Jahr 2024 wird es zeigen.

Auch interessant

Kommentare