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Streit um Gesundheitsstandort KölnKrankenhaus Holweide verliert Kompetenzen

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Das Krankenhaus Holweide wird an Bedeutung verlieren. Die Geburtshilfe soll aber erhalten bleiben.

Mülheim/Holweide – Die Befürchtung vieler Mülheimer Bürger und Politiker, dass eine ausreichende gesundheitliche Versorgung im Stadtbezirk gefährdet ist, hat neue Nahrung bekommen. Bei einer Informations- und Diskussionsveranstaltung, zu der SPD-Bundestagsabgeordneter Karl Lauterbach eingeladen hatte, wurde deutlich, dass das Krankenhaus Holweide zukünftig nur noch wenige medizinische Dienstleistungen anbieten könnte.

Gesprächspartner waren neben Lauterbach Michael Paetzold, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Rat sowie der Geschäftsführer der Kliniken der Stadt Köln, Holger Baumann.

Uniklinik trägt Gesamtverantwortung

Lauterbach erläuterte zu Beginn, dass die Stadt die defizitären Kliniken in einen Verbund mit der Universitätsklinik eingliedern will: „Das soll in Form einer gemeinnützigen Stiftung erfolgen, in deren Stiftungsrat Stadt und Universität paritätisch vertreten sein sollen.“ Die Uniklinik würde in der Folge die wirtschaftliche und planerische Verantwortung übernehmen. Lauterbach: „Das hat weniger den Charakter einer Kooperation, sondern eher eines Kaufs.“ Einer der Gründe sei, dass dies die einzige Voraussetzung sei, von der Umsatzsteuer befreit zu sein.

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Doch: „Das Ganze gefällt mir nicht. Es wird allein betriebswirtschaftlich entschieden und nicht von Faktoren wie Versorgungssicherheit.“ Auch bemängelte er, dass über die Zukunft der einzelnen Standorte der städtischen Kliniken – außer in Holweide das Klinikum Merheim und das Kinderkrankenhaus in Riehl – erst entschieden werden soll, wenn die Vereinigung erfolgt sei. „Unsere Fraktion hat sich dagegen ausgesprochen, auch weil die Stadt die Entscheidungshoheit abgibt.“

Marode Infrastruktur der Kliniken

Baumann, seit einem halben Jahr im Amt, machte darauf aufmerksam, dass die Kliniken seit 2011 ein stetig wachsendes Defizit aufgebaut hätten. Zudem gebe es eine marode Infrastruktur und zu wenige Mitarbeiter: „Der Pflegemarkt ist leergefegt.“ Er sei dem Rat dankbar, dass er die Kliniken finanziell weiter unterstütze, doch werde das nicht ewig so weiter gehen.

Darum plane man, in Holweide ein Kompetenzzentrum für Geriatrie – Altersmedizin – zu entwickeln. Daneben sollen eine Tagesklinik sowie einige Fachabteilungen, wie etwa die Geburtshilfe erhalten bleiben. „Es wird also eine Anlaufstelle in Holweide bleiben“, bekräftigte er. Andere Abteilungen würden nach Merheim verlagert, das ja lediglich 2,5 Kilometer Luftlinie entfernt sei.

Holweide wird heruntergestuft

„Die Klinik Holweide ist dann kein vollwertiges Krankenhaus mehr und fliegt aus dem Krankenhausbedarfsplan raus“, empörte sich Horst Noack, SPD-Ratsmitglied aus Dellbrück. Der Stadtbezirk Mülheim mit etwa 150 000 Einwohnern würde gänzlich ohne stationäre medizinische Versorgung dastehen. Eine Zuhörerin machte darauf aufmerksam, dass die Entfernung zu Merheim zwar nicht groß sei, doch keine direkte Verbindung an den öffentlichen Nahverkehr bestehe. Anne Ratzki aus Dellbrück schilderte ihre Erfahrungen mit dem Haus als Angehörige eines Patienten und sagte: „Ich habe mangelhaftes Management hautnah erlebt.“

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Dies sei wohl auch eine der Ursachen für die derzeitige Situation: „Man kann doch das Haus nicht einfach schließen, nur weil es durch Managementfehler heruntergewirtschaftet wurde.“ Mehrere Anwesende forderten den Rat auf, doch endlich Verantwortung zu übernehmen und nicht hinzunehmen, dass der Standort Holweide derart gestutzt wird. „Der Prozess muss jetzt gestoppt werden und stattdessen eine flächendeckende Krankenhausversorgung gesichert werden“, fasste einer von ihnen zusammen.

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