Krankenhaus in Sankt Augustin Politik kritisiert Hängepartie um Asklepios Kinderklinik

Sankt Augustin · Die Zukunft der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin ist unklar. Für finanzielle Hilfe vom Land für das Krankenhaus fehlen Unterlagen. Für Fördermittel zu Schließung gibt es bislang keinen formellen Antrag. Nun sieht die SPD Hoffnungen schwinden und ruft zum Kampf auf.

 Finanzspritze für die Kinderklinik? Bei einer Demonstration im Juli riefen Teilnehmer zur Hilfe für das Krankenhaus auf.

Finanzspritze für die Kinderklinik? Bei einer Demonstration im Juli riefen Teilnehmer zur Hilfe für das Krankenhaus auf.

Foto: MEIKE BOESCHEMEYER

Der Asklepios-Konzern hat noch keinen formellen Antrag auf Fördermittel aus dem Krankenhausstrukturfonds gestellt, um die Kinderklinik in Sankt Augustin oder Teile davon zu schließen. Auch für einen Sicherstellungszuschlag zum Erhalt des Krankenhauses fehlen noch Unterlagen. Das geht aus einem Bericht von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann für den Gesundheitsausschuss des Landtags hervor. Die SPD, die den Bericht angefordert hatte, kritisiert die weitere Hängepartie und ruft Stadt und Region auf, für den Erhalt des Krankenhauses zu kämpfen.

Klinikbetreiber Asklepios hatte immer wieder angekündigt, den Standort aus wirtschaftlichen Gründen schließen zu wollen. Bis 31. März 2020 läuft die Frist für Fördermittel aus dem Krankenhaus­strukturfonds. Bisher liegt nach Angaben des Ministeriums nur eine Interessenbekundung von Asklepios vor. Auch eine Entscheidung über einen Sicherstellungszuschlag für den Erhalt der Kinderklinik ist laut Laumann nicht möglich, „da vom Krankenhausträger noch nicht alle erforderlichen prüffähigen Unterlagen vollständig vorgelegt wurden.“

Der SPD-Kreistagsabgeordnete und Sankt Augustiner Stadtrat Denis Waldästl sieht Hoffnungen schwinden: „Zu der Frage, wie das Ministerium die medizinische Versorgung im Rhein-Sieg-Kreis nach einer Schließung gesichert sieht, antwortet das Ministerium ausweichend, dass man die Frage erst abschließend beantworten könne, wenn die Asklepios Kinderklinik sich endgültig entschieden habe.“ Das Ministerium führe auch aus, dass rechnerisch eine Versorgung durch umliegende Krankenhäuser auch kurzfristig aufgefangen werden könnte. „Entscheidend ist, dass die Versorgung für das gesamte Gebiet betrachtet wird“, heißt es im Bericht des Landes. Und: „Sollte der Träger den Versorgungsauftrag kurzfristig abgeben, könnte eine Schließung der Asklepios Klinik rechnerisch nach der Anzahl der belegten Betten durch die umliegenden Krankenhäuser aufgefangen werden.“

Rundgang durch die Asklepios Kinderklink in Sankt Augustin
9 Bilder

Rundgang durch die Asklepios Kinderklink in Sankt Augustin

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Das alles stimmt die Fragesteller von der SPD nicht hoffnungsvoll. Auch zur konkreten Frage, wo insbesondere die Versorgung der Kinder mit seltenen Krankheiten zukünftig erfolgen soll, sieht das Ministerium offenbar keine Notwendigkeit und führt aus, dass diese in den Unikliniken Köln, Bonn und Aachen behandelt werden könnten.

Waldästl meint: „Für das Ministerium scheint die Schließung der Kinderklinik am grünen Schreibtisch schon bereits eine gut mögliche und rechnerisch vertretbare Option zu sein. Zur menschlichen Auswirkung wird nichts ausgesagt. So wenig Empathie für die betroffenen Kinder seitens eines Gesundheitsministers erschreckt mich.“

Kinderärzte aus dem rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis hatten wie berichtet bereits im Sommer Alarm geschlagen, weil sie die Versorgung vor allem in den Wintermonaten gefährdet sehen und den Weg bis zur Bonner Uniklinik auf dem Venusberg auch mit Blick auf die anstehenden Großbaustellen und die Stausituation in der Region für zu weit halten.

 Marc Knülle, Fraktionsvorsitzender der SPD im Sankt Augustiner Rat, findet den Bericht des Ministers ebenfalls ernüchternd. „Der Rhein-Sieg-Kreis ist zwar bemüht, hat aber bisher keine Lösung aufzeigen können“, so Knülle. Die Stadt Sankt Augustin und der Kreis müssten „klare Kante auf allen Ebenen zeigen und um unsere Kinderklinik kämpfen.“ Diese optimale Versorgung – alles unter einem Dach – dürfe nicht auf Kosten der Kinder zerstört werden. Beide SPD-Politiker sprechen sich für einen Sicherstellungszuschlag durch das Land aus.

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