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Gütersloh

Nach gescheiterter Fusion hält das Klinikum Gütersloh nach anderen Partnern Ausschau

Die Enttäuschung über die unterbundene Fusion mit dem St.- Elisabeth-Hospital ist noch deutlich spürbar. Jetzt steht erstmal eine komplizierte Operation bevor.

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Sie blicken auf ein turbulentes Jahr zurück: Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Trepper (v. l.), Kaufmännischer Direktor Andreas Tyzak, Pflegedirektorin Andrea Eickhoff, Ärztlicher Direktor Gero Massenkeil, Geschäftsführerin Maud Beste. | © Rainer Holzkamp

Sie blicken auf ein turbulentes Jahr zurück: Aufsichtsratsvorsitzender Matthias Trepper (v. l.), Kaufmännischer Direktor Andreas Tyzak, Pflegedirektorin Andrea Eickhoff, Ärztlicher Direktor Gero Massenkeil, Geschäftsführerin Maud Beste. | © Rainer Holzkamp

17.01.2020 | 17.01.2020, 20:00

Gütersloh. Das Klinikum Gütersloh wird nach der vom Bundeskartellamt unterbunden Fusion mit dem St.-Elisabeth-Hospital nach neuen Partnern Ausschau halten. Der Blick richtet sich an erster Stelle nach Bielefeld. Das deutete Klinikums-Geschäftsführerin Maud Beste am Freitag bei einem Pressegespräch zum Jahresrückblick an.

Zunächst gelte es freilich, die außerordentlich vertrauensvollen Gespräche mit dem St.-Elisabeth-Hospital konstruktiv zu Ende zu führen. Laut Beste hätte die Sondierung beider Häuser eine fundierte Entscheidung des Rates über eine Fusion ermöglicht.

"Das hat uns alle sprachlos gemacht"

Doch dann kam auf eine informelle Anfrage hin das Veto des Kartellamtes. „Das hat uns alle sprachlos gemacht", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Matthias Trepper. Einerseits fordere die Landespolitik zu Kooperationen auf, andererseits werde genau das von der Kartellbehörde unterbunden.

Wie Beste erläuterte, sei es Sache des Rates, zu entscheiden, wann erneut die Fühler ausgestreckt werden. Sie ließ durchblicken, dass eine Kooperation letztlich wohl alternativlos ist. Denn nur so ließen sich Einsparpotenziale heben, die wiederum dringend notwendige Investitionen ermöglichten.

Neuer Operationstrakt in Planung

Apropos: In den kommenden drei Jahren will das Klinikum insgesamt fast 19 Millionen Euro für die Modernisierung ausgeben. Allein 15,6 Millionen fließen in einen komplett neuen Operationstrakt. Damit steht buchstäblich eine komplizierte OP bevor. Denn während der mindestens zwölfmonatigen Bauphase muss in Containern operiert werden. Vorgesehen ist das gleiche Pensum wie im Zentral OP. Die Vorbereitung darauf sei nicht trivial, wie Beste meinte.

Weitere drei Millionen Euro fließen in die Digitalisierung: Damit sind der WLAN-Ausbau und die vollelektronische Patientenakte gemeint. Derzeit erfolge Vieles noch handschriftlich, analog und damit zeit- und personalintensiv, sagte der neue Kaufmännische Direktor Andreas Tyzak. Das Projekt starte schon jetzt mit dem Aufbau der Hardware. Die notwendigen Mittel werden in beiden Fällen von der Stadt als Darlehen zur Verfügung gestellt.

Der neue OP-Trakt wie auch die digitale Offensive sind offenbar notwendig, um für ein weiter steigendes Patientenaufkommen gewappnet zu sein. Denn dadurch werden Personalressourcen frei. Der Ärztliche Direktor Gero Massenkeil formulierte es so: „Das ist zwar nicht mein Fachgebiet. Aber eines ist auch mir klar: Ohne Digitalisierung kein Fortschritt."

Riesensprung bei den Patientenzahlen

Was die Patientenzahlen angeht, hat das Klinikum ein erfolgreiches Jahr absolviert. 20.901 Patienten und damit 865 mehr als im Vorjahr ließen sich im Klinikum stationär behandeln. „Das ist ein Riesensprung", sagte Massenkeil. Darüber hinaus gab es über 37.000 ambulante Fälle, ein Plus von über 3.000. Die Verweildauer lag im Durchschnitt bei 5 Tagen. Und mit 841 Neugeborenen wurde in der Geburtshilfe erneut ein Rekord aufgestellt.

Die Neustrukturierung der Zentralen Notaufnahme habe sich schon bewährt, sagte der Ärztliche Direktor. Massenkeil hob insbesondere die neue Aufnahmestation mit sechs Betten hervor. Hier wird in unklaren Fällen im Laufe von 24 Stunden abgeklärt, ob Patienten stationär aufgenommen oder nach Hause entlassen werden. „Diese Puffersituation hilft uns sehr."

Als Paradigmenwechsel bezeichnete es die Pflegedirektorin Andrea Eickhoff, dass seit Anfang dieses Jahres die Kosten für die Pflege am Bett durch ein eigenes Budget vollständig von den Krankenkassen finanziert werden. „Darüber müssten wir eigentlich glücklich sein. Aber auch das Klinikum sei vom Fachkräftemangel betroffen und würde gern mehr Pflegekräfte einstellen, wenn es könnte. Derzeit liege das Haus um acht Stellen unter dem Plan.

Zwei neue Chefärzte

Fahed Kazkaz ist seit September neuer Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, und damit Nachfolger von Roland Thul. Boris Buerke hat am 1. Oktober die Leitung der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Magnetresonanztomographie übernommen. Er ist Nachfolger von Peter Berliner, der in den Ruhestand gegangen ist.

Immer wieder beklagen Patienten, dass sie ihre Ärzte nicht verstehen könnten, weil diese über rudimentäre deutsche Sprachkenntnisse verfügen. Auch am Klinikum arbeiten zahlreiche Mediziner mit ausländischen Wurzeln. In der Inneren Medizin liegt die Quote bei 25 Prozent. „Wir schauen vor einer Einstellung genau hin", sagt Gero Massenkeil. Das gelte für die sprachliche wie für die fachliche Kompetenz. "Wenn das nicht passt, lassen wir die Kandidaten gehen." Geschäftsführerin Beste sagte aber auch: „Ohne die ausländischen Ärzte wäre der Betrieb nicht aufrecht zu erhalten."