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Debatte um Kliniksterben

Berlin / Lesedauer: 2 min

Südwest–Krankenhäuser fühlen sich vom Bund ignoriert.
Veröffentlicht:07.06.2023, 05:00

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Wie viele Krankenhäuser soll es in Deutschland geben — und mit welchem Versorgungsangebot? Während sich Bund und Länder zumindest bei den Grundlagen für die anstehende Klinikreform annähern, kritisieren die Kliniken im Südwesten die Pläne. Eine Modellrechnung des Verbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) befeuert die Debatte weiter.

Demnach könnte aus Sicht der GKV fast jedes vierte Krankenhaus schließen. Mit den übrigen 1247 Kliniken sei eine gute Versorgung gesichert, betonte die zuständige Vorständin der GKV, Stefanie Stoff Ahnis. Die restlichen 428 Krankenhäuser müssten erklären, warum sie unnötig Fachkräfte binden und aus Beiträgen der Versicherten finanziert werden sollten.

Eine Einschätzung mit Brisanz, wie die Reaktion der Deutschen Krankenhausgesellschaft zeigt. „Die Aussage, dass es 500 Krankenhäuser zu viel gibt, ist genauso falsch und unsachlich wie die Aussage, dass 80 Krankenkassen zu viel da sind“, sagte deren Vizechefin Henriette Neumeyer.

Probleme mit Finanzen, Personal und Qualität

Einigkeit herrscht darüber, dass die Krankenhauslandschaft in Deutschland neu ausgerichtet werden muss. Ein Großteil der Kliniken schreibt rote Zahlen, die Personalnot ist groß und die Qualität im Vergleich zum investierten Geld im EU–Vergleich nur im Mittelfeld. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Reformvorschläge präsentiert. In der vergangenen Woche gab es eine deutliche Annäherung mit den Bundesländern.

Während Baden–Württembergs Gesundheitsminister Manferd Lucha (Grüne) große Fortschritte sieht, fühlen sich die Krankenhäuser im Südwesten hingehalten. Die Finanznot sei akut, weiteres Warten führe zu ungeplanten Insolvenzen. „Das Vorgehen des Bundesgesundheitsministers in dieser Frage grenzt schon an Ignoranz und negiert die dramatische finanzielle Situation der Krankenhäuser. Diese brauchen jetzt schnell Hilfe. Das Vertrösten auf eine Reform, deren Umsetzung Jahre brauchen wird, reicht absolut nicht aus“, teilte Heiner Scheffold, Vorsitzender der baden–württembergischen Krankenhausgesellschaft und Landrat des Alb–Donau–Kreises, mit.

Zudem werde die Reform in der vorgeschlagenen Form die Probleme nicht lösen. Man setzte zu sehr auf Größe und Spezialisierung, so Scheffold. Das sei nicht immer zielführend. „Eine zukunftsfähige Krankenhausstruktur kann es nur geben, wenn sie die Bedürfnisse der Menschen vor Ort berücksichtigt und auch die Versorgung in der Fläche im Blick hat.“ Befürworter von Klinik–Konzentrationen verweisen auf Studien, nach denen bestimmte Operationen und Behandlungen bessere Ergebnisse erzielen, wenn eine Klinik sie oft durchführt.