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Diakoniekrankenhaus:

Gynäkologie und Geburtshilfe schließen

Das Diakonie-Krankenhaus in Marburg-Wehrda schließt ab dem 31. Dezember die Frauenklinik. Die Versorgung der zusätzlichen ­Patienten geht ans UKGM. Foto: Thorsten Richter

Das Diakonie-Krankenhaus in Marburg-Wehrda schließt ab dem 31. Dezember die Frauenklinik. Die Versorgung der zusätzlichen ­Patienten geht ans UKGM.

Marburg. Das Diakonie-Krankenhaus in Wehrda (DKH) gibt zum 31. Dezember dieses Jahres die Frauenklinik auf. Das teilte gestern der Deutsche Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD) als Eigentümer mit, in der das DKH als eines von mehreren Krankenhäusern angesiedelt ist.

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Das DKH ist eine Klinik der Grund- und Regelversorgung, gehört als frei-gemeinnütziges Unternehmen dem evangelischen Klinikverbund an, über dem die DGD-Stiftung steht. Der DGD habe nun die Entscheidung getroffen, die Frauenklinik aufzugeben.

Mit der Begründung: Der „wirtschaftliche Druck“ habe sich in den letzten Jahren „massiv verstärkt“. Grund dafür seien wiederum „Veränderungen der ordnungspolitischen Rahmenbedingungen“. Zudem reichten die Geburtenzahlen nicht aus. Das sei für die Klinik „nicht mehr zu kompensieren“, so der DGD.

Und das, obwohl in den letzten Jahren hohe Investitionen in siebenstelliger Höhe des Trägers, etwa in neue Kreißsäle, geflossen waren. Um die Abteilung aufrechterhalten zu können, müssten sich die Geburtenzahlen und die gynäkologischen Fälle „nahezu verdoppeln – was jedoch als nicht realistisch bewertet wird“. Auch die „stark gestiegenen Haftpflichtversicherungsprämien“ seien ein Grund.

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Die Betreuung der Patienten­ übernimmt nach dem Wegfall der Station das Marburger Uniklinikum (UKGM). „Alle schwangeren Frauen können auch in Zukunft ihre Kinder in Marburg zur Welt bringen. Die Frauenklinik des Universitätsklinikums steht jetzt und selbstverständlich auch in Zukunft allen Frauen und werdenden ­Eltern medizinisch und pflegerisch rund um die Uhr bei der Geburt ihres Kindes mit Rat und Tat zur Verfügung“, betont Dr. Sylvia Heinis, kaufmännische Geschäftsführerin der Uniklinik Marburg. Die Geburtshilfe und regionale­ Versorgung für die Stadt Marburg wie den Landkreis sei ­sichergestellt.

DKH und Uniklinik wollen „Lösungen finden“

Laut DGD werde das Diakonie-Team der Frauenklinik rund um Dr. Thomas Knorzer, Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe, in Kooperation mit dem UKGM sicherstellen, dass die werdenden Mütter weiter betreut werden.

„Wir werden uns mit den Kollegen in Wehrda, insbesondere mit den Ärzten und Hebammen zusammensetzen, um allen werdenden Eltern in und um Marburg auch weiterhin ­eine gute und sichere Schwangerschaft und Geburt ermöglichen zu können“, sagt auch Dr. Siegmund Köhler, Chefarzt der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Marburg. Man wolle nun gemeinsam „Lösungen finden“, so Dr. Heinis.

Im Uniklinikum kämen seit Jahren kontinuierlich mehr Kinder zur Welt. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt 1 627 Geburten, im Jahr davor 1 566. Im Vergleich zu dem Maximalversorger auf den Lahnbergen stand das DKH stets im Schatten des Uniklinikums.

Dennoch sah sich das Krankenhaus auf dem Hebronberg gerade in der Gynäkologie und der Geburtshilfe­ immer stark aufgestellt. Seit Jahrzehnten war die Frauenklinik in Wehrda alternativer Anlaufpunkt für werdende Mütter, jährlich kamen rund 650 Kinder, nach Stand letzten Jahres, auf der Entbindungsstation zur Welt. Als christliches Krankenhaus stelle das DKH laut eigener Aussage keine Rendite-Erwartungen an den Betrieb.

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Fründt und Spies bieten sich als Vermittler an

Dennoch sei der wirtschaftliche Druck nicht mehr zu stemmen gewesen, die Entscheidung für das Aus der Frauenklinik fiel laut DGD Mitte April. Gerade für ein diakonisches Krankenhaus sei der Wegfall der Station „ein besonders schwerer Schritt“, sagt DGD-Geschäftsführer Dr. Michael Gerhard.

In einer gemeinsamen Erklärung drücken auch Landrätin Kirsten Fründt und Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies ihr Bedauern über die Entscheidung des Verbands aus. Dass beide Kliniken die Übergangsphase bis zur Schließung gemeinsam gestalten, sei hingegen begrüßenswert.

„Durch diese Zusammenarbeit zeichnet sich ja vielleicht auch eine Möglichkeit ab, die vorhandene Infrastruktur in Wehrda über 2019 hinaus im Interesse der Bürgerinnen und Bürger zu nutzen – unabhängig von der Trägerschaft“, heißt es in der Mitteilung. Sowohl Fründt wie Spies seien „gerne bereit, in dieser Frage zu vermitteln“.

von Ina Tannert   

OP

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