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Tölzer Klinik wehrt sich gegen Angriffe

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Ab Montag dürfen wieder Besucher in die Asklepios-Stadtklinik.
Vertreter der Asklepios Klinik Bad Tölz äußern sich zu den Vorwürfen. © Asklepios

Den Vorwurf, Profit über die Gesundheit der Patienten zu stellen, lässt die Tölzer Asklepios-Stadtklinik nicht auf sich sitzen. Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor reagierten jetzt auf die Demonstration am 1. Mai.

Bad Tölz – Die Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz stand zuletzt im Kreuzfeuer der Kritik – gipfelnd in einer Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) am 1. Mai, zu der sich rund 100 Teilnehmer vor dem Krankenhaus versammelten, darunter der SPD-Kreisvorsitzende Klaus Barthel und der Linken-Bundestagskandidat Erich Utz. Entzündet hatte sich der Protest an der Nicht-Weiterbeschäftigung von neun Stationshilfen. Die Klinikleitung setzt sich nun zur Wehr.

Asklepios Klinik Bad Tölz nimmt öffentlich Stellung zu Vorwürfen

In einem Pressegespräch am Montag erläuterten Klinik-Geschäftsführer Felix Rauschek, Ärztlicher Direktor Rüdiger Ilg und Pressesprecher Christopher Horn noch einmal den Hintergrund des Vorgangs. Die Klinik hatte vier Stationshilfen in der Probezeit entlassen und fünf, bei denen die Verträge ausliefen, nicht weiterbeschäftigt. Es handelt sich um Arbeitskräfte, die Hilfstätigkeiten ausführen, zum Beispiel Essen ausgeben und Betten beziehen. Der Grund war laut Rauschek das im Januar in Kraft getretene Pflegestärkungsgesetz.

Grundsätzlich, so der Geschäftsführer, bekommen Kliniken für bestimmte Indikationen – zum Beispiel eine Blinddarm-Operation – als Vergütung eine Fallpauschale. Die beinhaltete bisher sämtliche Leistungen der Klinik, inklusive Pflegepersonal. Das neue Gesetz kürzt nun die Fallpauschale um 20 Prozent. Die Kliniken können sich im Gegenzug die Ist-Kosten des Pflegepersonals von der Kasse erstatten lassen. Das gilt aber ausschließlich für qualifiziertes Pflegepersonal mit ein- oder dreijähriger Ausbildung – nicht für die Stationshelfer. Deren Lohn bekämen die Kliniken also nicht mehr ersetzt.

Stationshilfen: „Schritt ist uns sehr schwergefallen“

Der Schritt, die neun Stationshilfen nicht weiterzubeschäftigen, „ist uns extrem schwergefallen“, sagte Rauschek. „Vor allem für die Betroffenen ist das sehr einschneidend.“ Alle hätten aber das Angebot bekommen, an der Tölzer Krankenpflegeschule eine einjährige – vergütete – Ausbildung zum Pflegehelfer zu machen, mit Übernahmegarantie nach erfolgreichem Abschluss. Diese Ausbildung hätten zwei auch bereits begonnen, weitere vier würden im Herbst damit anfangen.

Dr. Rüdiger Ilg, Ärztlicher Direktor der Klinik
Dr. Rüdiger Ilg, Ärztlicher Direktor der Klinik © arp

Ein Personalabbau ausgerechnet in der Corona-Zeit, in der die verbliebenen Mitarbeiter stark belastet sind: „Uns ist bewusst, dass dies schwer nachvollziehbar ist“, sagte der Geschäftsführer. Er verwies aber auch darauf, dass die Tölzer Asklepios-Klinik seit Anfang 2019 zusätzliche 59 examinierte Pflegekräfte eingestellt habe. Hier profitiere man von der eigenen Krankenpflegeschule, an der derzeit 75 Personen die dreijährige und 16 die einjährige Ausbildung machen. „80 Prozent der Absolventen bleiben bei uns im Hause.“ Seit Übernahme der Klinik durch Asklepios im Jahr 2002 sei die gesamte Zahl der Mitarbeiter von 491 auf 827 gestiegen.

Kritik an Kundgebung des DGB

Die Änderung des Pflegestärkungsgesetzes sehe man selbst kritisch, sagte Christopher Horn. „Wir haben immer gesagt, dass wir das für falsch halten, weil es den tatsächlichen Qualifikationsmix auf den Stationen nicht abbildet.“ Dennoch habe es der Gesetzgeber so beschlossen. Die Stationshilfen aus dem Rest der Fallpauschalen beziehungsweise aus eigener Tasche zu bezahlen, ist für die Klinikleitung keine Option. „Die Fallpauschalen waren schon vorher auf Kante genäht“, sagte Horn. „Etliche Leistungen, die die Kliniken nachweislich erbracht haben, wurden von den Kassen schon herausgestrichen.“

Und dass Asklepios aus angeblichen Millionengewinnen schöpfen könne, wies Rauschek zurück. Das Jahresergebnis des Konzerns habe im Jahr 2020 ein Minus von 65 Millionen Euro aufgewiesen. „Auch ein großes Unternehmen hat endliche Möglichkeiten.“ Werde gefordert, dass eine Klinik Kosten auf eigene Rechnung freiwillig übernimmt, „dann muss man fragen: Wo fange ich an, wo höre ich auf? Wir müssen uns so zukunftsfähig aufstellen, dass wir die Menschen auch in 20 Jahren noch versorgen können.“

Felix Rauschek, Geschäftsführer der Klinik.
Felix Rauschek, Geschäftsführer der Klinik. © arp/A

In der Kundgebung am 1. Mai „sehe ich auch etwas Wahlkampf“, kritisierte Rauschek. Die Proteste gegen die Klinik habe viele Mitarbeiter, „die sich täglich mit viel Herzblut reinhängen, persönlich getroffen“ – und das in einer „harten Zeit, in der viele ihren Fokus gerade ganz woanders haben“, meinte er mit Blick auf die Belastungen durch die Corona-Lage. Dazu zählte Ärztlicher Direktor Ilg durchaus auch sich selbst sowie viele Kollegen. „Unabhängig von der Trägerschaft der Klinik gibt es bei uns sehr viel freiwilliges Engagement – und zwar nicht für Profit und Wirtschaftlichkeit, sondern aus Verantwortung und im Einsatz für die Patienten.“

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