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Sachsen hat seit der Wende 25 Kliniken verloren

Sachsen hat seit 1989 rund 900.000 Einwohner verloren. Abwanderung wirkte sich auch auf das Gesundheitswesen aus. Die Zahl der Intensivbetten stieg aber an.

Von Thilo Alexe
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Intensivpflegerinnen sind in Schutzkleidungen auf der Covid-19-Intensivstation einer Klinik in Pulsnitz mit der Versorgung von Corona-Patienten beschäftigt.
Intensivpflegerinnen sind in Schutzkleidungen auf der Covid-19-Intensivstation einer Klinik in Pulsnitz mit der Versorgung von Corona-Patienten beschäftigt. © Robert Michael/dpa

Dresden. In Sachsen sind seit der Wende mehr als 9.000 Krankenhausbetten abgebaut worden. Zudem verringerte sich zwischen 1991 und 2018 die Anzahl der Krankenhäuser im Freistaat um 25. Die Einrichtungen wurden geschlossen oder fusionierten. Die Daten gehen aus der Antwort der Staatsregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor.

Das für den Gesundheitsbereich verantwortliche, derzeit SPD-geführte Sozialministerium verweist auf die rückläufige Bevölkerungsentwicklung. Demnach verlor Sachsen seit 1989 knapp 900.000 Einwohner. In der Wendezeit lebten rund 4,9 Millionen Menschen in Sachsen. Derzeit sind es etwas mehr als vier Millionen. Für sie stehen knapp 80 Krankenhäuser bereit. Vor dem Hintergrund der Coronapandemie wird das Thema kontrovers debattiert. Nach Einschätzung des CDU-Gesundheitsexperten Alexander Dierks verfügt Sachsen über ein modernes Krankenhausnetz: „Das ist auch klugen Strukturentscheidungen in den 1990er-Jahren geschuldet.“

Die Linksfraktion kritisierte „Kosten- und Gewinndruck“. „Schließungen erfolgten in erster Linie, weil Krankenhäuser sich nicht ausreichend rechneten oder sogar zum Verlustgeschäft für Gemeinden und Landkreise wurden“, sagte Sozialexpertin Susanne Schaper der Sächsischen Zeitung. „Gesundheit darf keine Ware werden“, fügte sie hinzu. Der Freistaat müsse sich stärker an Investitionen beteiligen.

Die Grünen sehen die Krankenhauslandschaft gut aufgestellt. „Auch wenn es in den letzten 30 Jahren Schließungen gab, ist die Erreichbarkeit insgesamt sichergestellt“, sagte Gesundheitspolitikerin Kathleen Kuhfuß. Durch die Pandemie werde deutlich, wie wichtig die Mitarbeiter im Gesundheitswesen seien. Wo ein Krankenhaus nicht wirtschaftlich sei, benötige es „kluge Ideen“ wie Versorgung sichergestellt und Fachkräfte zum Bleiben motiviert werden können, ergänzte Kuhfuß.

AfD-Fraktionschef Jörg Urban warf der Regierung vor, „viele Krankenhäuser vor allem auf dem flachen Land geschlossen“ zu haben. Das habe in der Pandemie zur Verschiebung von Eingriffen geführt. Der CDU-Politiker Dierks bezeichnete es als „Märchen“, dass das Gesundheitswesen „niedergespart“ worden sei.

In der Antwort verweist Ministerin Petra Köpping (SPD) darauf, dass trotz Schließungen und Zusammenlegungen zwischen 1991 und 2018 auch sieben Einrichtungen in den sächsischen Krankenhausplan aufgenommen wurden. In diesem Zeitraum habe sich die Zahl der Intensivbetten je 100.000 Einwohner deutlich erhöht. 2018 gab es demnach mehr als 1.850 solcher Betten. Im Zuge der Pandemie seien weitere Kapazitäten aufgebaut worden.