Der Fresenius-Konzern will sich bei der geplanten Öffnung der Klinikkette Helios für einen Minderheitsaktionär nicht vom Kaufpreis leiten lassen. „Helios ist für viele ein Objekt der Begierde, aber ein solcher Einstieg muss strategisch Sinn ergeben“, sagte Fresenius-Aufsichtsratschef Wolfgang Kirsch im Gespräch mit WELT AM SONNTAG.
„Es geht nicht darum, Kasse zu machen.“ Fresenius würde einen Interessenten willkommen heißen, der bei der strategischen Fortentwicklung von Helios zu einem noch internationaleren Klinikkonzern helfe. Das könne zum Beispiel eine Private-Equity-Gesellschaft mit Aktiva im Krankenhausmarkt sein. „Im Vordergrund steht für uns nicht der Verkauf von Anteilen, sondern die strategische Erweiterung, um das Geschäft international auszubauen und in neue Bereiche wie die Reproduktionsmedizin zu investieren“, skizzierte Fresenius-Chef Stephan Sturm die Helios-Pläne.
Der Gesundheitskonzern aus Bad Homburg, der mit Belastungen durch die Pandemie und den Ukraine-Krieg kämpft, hatte im Februar ein Programm vorgelegt, um die Profitabilität und das Wachstum zu steigern und den stark gesunkenen Börsenwert wieder zu verbessern.
Dabei hatte Fresenius auch die Bereitschaft signalisiert, zur Finanzierung größerer Wachstumsschritte andere Partner für einzelne Sparten an Bord zu nehmen und sich auch offen für einen möglichen Verkauf des Anteils an der Dialysetocher Fresenius Medical Care (FMC) gezeigt. Die strategischen Pläne des Konzerns dürften eines der zentralen Themen auf der Hauptversammlung am 17. Mai sein.
Auf einen konkreten Zeitplan für mögliche Veränderungen will man sich im Konzern aber bisher nicht festlegen: „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen, ob und wann wir strukturelle Veränderungen unserer Gruppe auf den Weg bringen. Wir müssen das langfristige Wohl des Unternehmens im Blick behalten und dann handeln, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist“, sagte Kirsch.
„Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass wir in manchen Bereichen vielleicht etwas erfolgsverwöhnt waren und dadurch an einigen Stellen im Konzern operativ nicht beherzt genug vorgegangen sind.“
Spekulationen über einen Verkauf des FMC-Anteils auf dem aktuellen Kursniveau erteilten sowohl Kirsch als auch Sturm eine klare Absage: „Die FMC-Aktie verschenken, nur damit gewisse Teile des Kapitalmarktes zufrieden sind, ist keine Option“, sagte Sturm. Im Moment sei nicht der richtige Zeitpunkt, um auf diesem Kursniveau Fresenius Medical Care zu verkaufen und es anderen zu überlassen, den Konzern nach vorne zu bringen. „Das machen wir lieber selbst“, sagte Kirsch.