Suche nach Krankenhaus-Pflegekräften Saar-Kliniken locken Pflegekräfte mit Geld

Saarbrücken · Im Saarland zahlen Krankenhausträger für neues Pflegepersonal vierstellige Prämien. Die Gewerkschaft Verdi sieht das kritisch.

 Krankenhäusern im Saarland fällt es schwer, geeignetes Personal für die Pflege ihrer Patienten zu finden. Daher bieten sie neuen Mitarbeitern oder Vermittlern teilweise vierstellige Prämien an.

Krankenhäusern im Saarland fällt es schwer, geeignetes Personal für die Pflege ihrer Patienten zu finden. Daher bieten sie neuen Mitarbeitern oder Vermittlern teilweise vierstellige Prämien an.

Foto: dpa/Patrick Seeger

Die Krankenhausträger im Saarland machen sich zunehmend Gedanken darüber, wie neues Pflegepersonal angeworben und möglichst lange im Betrieb gehalten werden kann. Dabei haben die Krankenhäuser hierzulande ganz unterschiedliche Lösungen für das Problem der Personalgewinnung gefunden.

Die Knappschaftskliniken in Sulzbach und Püttlingen zahlen seit Jahresbeginn allen neueingestellten Mitarbeitern, die in Voll- oder Teilzeit arbeiten und die sechmonatige Probezeit bestanden haben, 1000 Euro Begrüßungsgeld. Zudem erhalten Mitarbeiter, die neue Kollegen werben, 1000 Euro Vermittlungsprämie. „Solche Prämien sind mittlerweile deutschlandweit üblich. Deshalb mussten wir uns hier den Mitbewerbern auf dem Arbeitsmarkt anpassen“, erklärte Knappschaftsklinikum-Pflegedirektor Frank Kinsinger. Im Großen und Ganzen würden solche Prämien aber kaum nachgefragt. Viel wichtiger seien den Bewerbern individuelle und familienfreundliche Arbeitszeiten sowie gutes Gehalt. An bereits angestellte Mitarbeiter wurden die Prämien bislang fünf Mal ausgezahlt, an die 18 neuen Pflegefachkräfte in Probezeit noch nicht, sagte Kinsinger. Vor dem Hintergrund der aktuellen Pflegeinitiative der Knappschaftskliniken wolle man darüber hinaus insgesamt 40 zusätzliche Pflegefachkräfte – pro Standort jeweils 20 – bis zum Ende des Jahres einstellen.

Einen anderen Weg bei der Personalgewinnung erwägt das Uniklinikum des Saarlandes (UKS). Angedacht sei das Anwerben von Pflegefachkräften aus dem Ausland, teilte der UKS-Pflegedirektor Wolfgang Klein mit. In den letzten Monaten seien 40 Stellen in der Pflege neu besetzt worden, so Klein. „Das ist bei dem bundesweiten Mangel an Fachkräften ein erster Erfolg“, sagte Klein. Dabei handele es sich vor allem um die Einstellung von Fachkräften im regulären Pflegedienst auf den verschiedenen Stationen. Diese verteilten sich breit über alle Kliniken, zum Beispiel zehn Stellen in den Chirurgischen Kliniken und neun in der Inneren Medizin.

Das Klinikum Saarbrücken hat 2011 die Vereinbarung „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ beschlossen. Darin sei geregelt, dass Mitarbeiter, die Bewerber empfehlen, eine Prämie erhalten können, erklärte Pressesprecherin Kristin Schäfer. Diese Prämie werde aber nur dann gezahlt, wenn eine Stelle aufgrund der Arbeitsmarktlage voraussichtlich nur schwer besetzt werden könne. Zu den Stellen zählten neben Pflegefachkräften auch andere Vakanzen. „Diese Betriebsvereinbarung ermöglicht nicht nur, dass Bewerber für schwierig zu besetzende Stellen gefunden werden. Für uns ist es auch eine wertvolle Referenz, wenn Mitarbeiter ihren Arbeitgeber empfehlen“, sagte Schäfer. Bis zu 2500 Euro Prämie habe das Klinikum ausgelobt. Unterzeichnet ein Bewerber den Vertrag, gebe es für den Vermittler zunächst die Hälfte. Nach erfolgreich beendeter Probezeit werde der Rest ausgezahlt. Auf diesem Weg habe das Klinikum seit 2012 30 Stellen besetzt, so Schäfer.

Auch wenn ein großer Pflegenotstand im Lande herrsche, lehnt Verdi-Sekretär Michael Quetting die Prämien rigoros ab. „Das ist eine weit verbreitete Unsitte“, sagt Quetting. Die Prämien für erfolgreich geworbene Pflegefachkräfte halte er für „kontraproduktiv und fragwürdig“. Quettings Hauptkritikpunkt: Immer, wenn Prämien an Mitarbeiter ausbezahlt werden, geben die Krankenhausträger Versichertenbeiträge aus. Letztlich tragen Quetting zufolge die Prämien mit dazu bei, den Wettbewerb zwischen den Kliniken anzuheizen und das Gesundheitssystem korrupter und undurchschaubarer zu machen.

Die Präsidentin des Landespflegerats Saar, Ursula Hubertus, sagte, bei dieser Thematik schlügen zwei Herzen in ihrer Brust. Zum einen halte sie die Praktik der Prämienzahlungen für bedenklich, andererseits müssten die Kliniken den Versorgungsauftrag erfüllen und die Beschäftigten dürften nicht überlastet werden, wenn sich keine geeigneten Bewerber fänden.

Nach ihrem Kenntnisstand sind die Mitarbeiter-Prämien in Ballungszentren wie München, an der Ruhr und im Rhein-Main-Gebiet „eine gängige Praktik“. Da würden die vermittelnden Personen für eine erfolgreiche Vermittlung schon mal mit „der Prämienhöhe eines vollen Jahresgehalts“ einer Pflegefachkraft entlohnt, sagte Hubertus.

Verdi beklagt, dass sich Krankenhausträger und Landesregierung nicht genug Gedanken machten, wo neue Fachkräfte herkommen können. Die Saarländische Krankenhausgesellschaft wollte sich auf SZ-Anfrage nicht dazu äußern, welche Krankenhäuser die erfolgreiche Vermittlung von Pflegefachkräften mit Prämien belohnen und wo zusätzliches Pflegepersonal in Zukunft herkommen soll.

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