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Aufsichtsrat der Geno berät über Strategie Neue Schwerpunkte für Bremer Klinikverbund

Auf das Bremer Klinikum Links der Weser kommen weitere Veränderungen zu. Es soll noch stärker als Herzzentrum profiliert und mit der Disziplin Gefäßmedizin verstärkt werden.
02.05.2021, 22:37 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Neue Schwerpunkte für Bremer Klinikverbund
Von Jürgen Theiner

Wie soll das medizinische Profil der vier kommunalen Krankenhäuser in Zukunft aussehen? Welcher Standort soll welche Schwerpunkte ausbauen? Um diese Fragen geht es, wenn am kommenden Freitag der Aufsichtsrat des städtischen Klinikkonzerns Gesundheit Nord (Geno) zusammenkommt. Von dem Treffen werden grundsätzliche Weichenstellungen erwartet. Nach Informationen des WESER-KURIER strebt die Geschäftsführung Veränderungen vor allem für das Klinikum Links der Weser (LdW) an. Rückwirkungen wird dies insbesondere auf das Klinikum Bremen-Mitte (KBM) haben.

Klinikum Mitte und LdW:

Bereits Anfang April war bekannt geworden, dass die Geno-Spitze die Bereiche Gynäkologie, Geburtshilfe und Frühchenversorgung vom LdW abziehen und am KBM konzentrieren will. Von diesem Schritt werden Effizienzgewinne erwartet, er hat aber auch mit schon länger bestehenden Engpässen bei Hebammen und anderem geburtsmedizinischen Fachpersonal zu tun. Gegen die Verlagerung vom LdW ans KBM machten am Wochenende die Beschäftigten am Klinikum Links der Weser mobil, auch der Stadtteilbeirat widerspricht (wir berichteten). Die Geno-Geschäftsführung hält jedoch an ihrem Konzept fest. Sie erhofft sich von der Aufsichtsratssitzung grünes Licht, sodass die konkreten Planungen in die Wege geleitet werden können.

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Beabsichtigt ist ferner, das LdW in Zukunft noch stärker als Herzzentrum des Klinikverbundes zu profilieren. Neu: Auch die Gefäßmedizin (Angiologie), die als Teildisziplin der Inneren Medizin bisher schwerpunktmäßig am KBM ansässig ist, soll künftig am LdW vertreten sein - ob im Zuge einer Komplettverlagerung oder als Zweigniederlassung ist noch Gegenstand interner Überlegungen. Beschlüsse zu diesem Thema werden für Freitag nicht erwartet, bestenfalls Tendenzen. Eine Zusammenfassung von Herz- und Gefäßmedizin am LdW hätte inhaltlich die gleiche Stoßrichtung wie das Neubauprojekt, das zwei am LdW ansässige Praxen niedergelassener Ärzte verfolgen. Wie berichtet, arbeiten diese Akteure gemeinsam mit einem Elektronikkonzern als Investor an Plänen, das LdW auf dem vorhandenen Grundstück neu zu bauen. Klar als Herz- und Gefäßzentrum ausgerichtet, soll es als medizinisches Leuchtturmprojekt für den Nordwesten etabliert werden. Die Geno wäre in diesen Plänen allerdings nur Teilhaber, nicht alleiniger Betreiber.

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Klinikum Ost:

Endgültig zu den Akten gelegt sind offenbar Überlegungen, das Klinikum Bremen-Ost (KBO) nur noch als Standort für Psychiatrie und Psychotherapie zu erhalten und die somatischen, also die Behandlung körperlicher Beschwerden betreffenden Bereiche auf einen Kern zu reduzieren oder gar komplett zu verlagern. „Am KBO soll es auch in Zukunft eine starke Somatik geben“, sagt ein Akteur, der mit den Planungen vertraut ist. Stützen dieses Konzepts sind insbesondere Innere Medizin, Altersmedizin, Dermatologie (Behandlung von Hauterkrankungen) und Neurologie. Auch die Unfall- und allgemeine Chirurgie, die am KBO schon mehr als einmal vor dem Aus stand, soll eine Bewährungschance erhalten. „Sie braucht Zeit, sich zu entwickeln“, heißt es. Möglich ist allerdings, dass die Thorax(Brustkorb)-Chirurgie aus dem KBO abgezogen wird. Sie könnte nach dem aktuellen Stand der Überlegungen einem herz- und gefäßmedizinischen Zentrum am LdW zugeschlagen werden.

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Klinikum Nord:

Auf das Klinikum Nord (KBN) kommen dem Vernehmen nach keine größeren Veränderungen zu. Es hat sich nach Einschätzung der Geno-Spitze als Regionalversorger für Blumenthal, Vegesack und Burglesum sowie die angrenzenden niedersächsischen Gebiete bewährt. Offen ist lediglich, was mittelfristig aus der Versorgung für sogenannte Level-II-Frühgeborene (ab 1250 Gramm Geburtsgewicht) wird. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke) hatte 2020 angekündigt, die Zukunft dieser Station am KBN gutachterlich klären zu lassen. Diese Expertise liegt bisher nicht vor.

Die vom Landesparteitag der Linken Ende März geforderte Denkpause bei den angekündigten Stellenstreichungen in den Geno-Häusern wird - wie zu hören ist - bei der Aufsichtsratssitzung am Freitag keine Rolle spielen. Wie berichtet, hatte der kleinste Koalitionspartner große Bedenken gegen die Absicht der Geschäftsführung erhoben, bis Ende 2024 insbesondere im ärztlichen sowie im nicht-klinischen Bereich Personal im Volumen von 440 Vollzeitstellen abzubauen. Ein vorläufiges Aussetzen dieser Entscheidung ist jedoch für das oberste Lenkungsgremium der Geno derzeit kein Thema.

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