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Galgenfrist oder gutes Zeichen? Paracelsus verlängert Klinikbetrieb in Bad Ems

Wie 56aktuell aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen erfuhr, wird der Klinikbetrieb zunächst bis Ende Juni verlängert

Bad Ems | 1. März 2023 | (ww). Die Tage waren schon gezählt, die Uhr lief langsam ab. Die Schließung der Paracelsusklinik in Bad Ems war beschlossene Sache. Das war den Mitarbeitern in einer Versammlung am 10. Januar völlig überraschend mitgeteilt worden, auch die Kommunalpolitik in Stadt und Verbandsgemeinde kannte die Pläne der Klinikleitung bis dahin  nicht. Nach exklusiven, bislang unbestätigten Informationen aus gewöhnlich sehr gut informierten Kreisen gibt es jetzt einen Lichtblick. Demnach hat die Geschäftsführung der Paracelsus-Kliniken Deutschland GmbH & Co. KG aus Osnabrück dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium mitgeteilt, dass der Klinikbetrieb bis mindestens 30. Juni aufrecht erhalten wird, damit weiter intensive Gespräche über den Erhalt der Klinik geführt werden könnten.

Ist das eine Galgenfrist oder ein gutes Zeichen? Das ist jetzt die Frage, die die Mitarbeiter, Politiker und vor allem die Menschen aus der Region beschäftigt. Offensichtlich hat der von Stadtbürgermeister Oliver Krügel unmittelbar nach Bekanntwerden der Schließungspläne initiierte „runde Tisch“ Erfolge gezeitigt. In einem Schreiben aus Mainz, das 56aktuell vorliegt, lässt sich verhaltener Optimismus erkennen, auch wenn dort erwähnt ist, dass der Klinikbetreiber zurzeit weiterhin die Absicht habe – nun zum 30. Juni – zu kündigen. Allerdings wird bekräftigt, dass die Landesregierung dabei unterstützen wolle, eine „zukunfstweisende Gesundheitsversorgung gemeinsam mit den Verantwortlichen vor Ort zu gestalten“.

Das ist auch dringend nötig! In einer in der Rhein-Zeitung veröffentlichten Stellungnahme von Gesundheitsminister Clemens Hoch war eine sehr umstrittene Rechnung des Gesundheitsministers aufgemacht worden. Dort wurde – ohne jegliche Erklärung – behauptet, die durchschnittliche Transportzeit des Rettungsdienstes im westlichen Rhein-Lahn-Kreis zur Notaufnahme würde sich durch die Schließung der Paracelsusklinik lediglich um 36 Sekunden(!) von 8 Minuten auf 8,6 Minuten verlängern. Ein schlechter Witz – wissen die Menschen im Rhein-Lahn-Kreis. 56aktuell liegt ein aktueller Bericht vor, bei dem ein Patient mit einer schweren Lungenerkrankung lediglich in Wittlich oder Adenau hätte aufgenommen werden können – also mit fast einstündiger Transportzeit.  Das würde mindestens zweieinhalb Stunden bedeuten, in denen die wertvolle Ressource Rettungswagen keinem weiteren dringenden Bedarf im eigentlichen Einsatzgebiet zur Verfügung gestanden hätte. Das belegt wohl eindeutig, wie weit entfernt die Realität von ministeriellen Rechenspielen und von angeblich zusätzlich benötigten 36 Sekunden ist.

Bleibt zu hoffen, dass die Galgen-, Gnaden oder auch Verhandlungsfrist zum Erhalt der Akutversorgung in der Kreisstadt jetzt auch sinnvoll und zielführend genutzt wird.

Willi Willig