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  • Foto: picture alliance/dpa

Trotz Corona : Hamburger Klinik will Kurzarbeit – Belegschaft fassungslos

Eilbek –

Kliniken in Deutschland sollen planbare Eingriffe verschieben, um Platz für Corona-Patienten zu schaffen. Das beschlossen die Ministerpräsidenten der Länder und die Bundesregierung. Eine Hamburger Klinik will jedoch stattdessen Kurzarbeit einführen – mitten in der Corona-Krise. Die Kritik daran ist heftig. 

Die Schön Klinik im Hamburger Stadtteil Eilbek hat einen Entwurf einer Betriebsvereinbarung zu Kurzarbeit dem Betriebsrat vorgelegt, das schreibt die Gewerkschaft ver.di in einer Pressemitteilung. Die Anzahl der Behandlungen gehe offenbar zurück, weil viele Patienten aus Angst selbst absagen würden. Die Klinik will deshalb offenbar Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, um Geld zu sparen – obwohl Fachkräfte in der aktuellen Corona-Epidemie dringend gebraucht werden.

ver.di in Hamburg: Profite steigern auf Kosten der Allgemeinheit

„In der akuten Corona-Pandemie wird jede qualifizierte Hand im Gesundheitswesen gebraucht. Es ist unfassbar, dass die Schön Klinik jetzt Kurzarbeit vorbereitet. Offensichtlich will der kommerzielle Krankenhausbetreiber hier auf Kosten der Allgemeinheit seine Profite steigern“, erklärt Hilke Stein, Fachbereichsleiterin für das Gesundheitswesen bei ver.di HH, in einer Pressemitteiung. 

Mitarbeiterin in Hamburg: Klinik will wohl politischen Druck ausüben

„Es soll in jedem Fall Kurzarbeit kommen“, bestätigte eine Klinikmitarbeiterin im Gespräch mit der MOPO die Klinik-Pläne. Es sei jedoch noch nicht klar, in welchen Bereichen. Das Personal sei natürlich besorgt. Es befürchte Gehaltseinbußen in einem Job, der ohnehin nicht gut bezahlt werde. „Uns wurde jedoch mitgeteilt, dass wir mit keinen finanziellen Einbußen rechnen müssen.“

Das bestätigte auch eine Pressesprecherin der Schön Kliniken auf MOPO-Nachfrage. „Wir werden das Kurzarbeitergeld, das etwa 67 Prozent des Lohns beträgt, auf 100 Prozent aufstocken.“ Doch warum dann die Kurzarbeit? Die Mitarbeiterin vermutet, dass die Klinik politischen Druck ausüben möchte.

Corona-Vorbereitung: Fünf leere Stationen in Hamburger Klinik 

Trotz der Kurzarbeitspläne der Klinikleitung seien laut der Mitarbeiterin Corona-Vorkehrungen getroffen worden. „Es stehen fünf Stationen bereit, die aktuell komplett leer sind.“ Die Klinik bekommt pro Bett etwa 500 Euro pro Tag.

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Die Ansage der Bundesregierung und der Länder ist jedenfalls klar: Nicht dringend notwendige Operationen zu verschieben und Kapazitäten für intensivpflichtige Beatmungsbetten zu schaffen. Die Klinik sieht diese Forderungen offenbar gelassen, obwohl zudem Gesundheitsminister Spahn in einem Brief an die Krankenhäuser appellierte, die Aufforderung einzuhalten. 

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Der Eilbeker Klinik geht es jedoch möglicherweise mehr darum, Kosten zu minimieren. In einer Pressemitteilung äußerte sich der Vorstandsvorsitzende der privaten Schön Klinik Gruppe, Dr. Mate Ivancic, kritisch gegenüber den Forderungen des Gesundheitsministers Spahn: „Der Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Jens Spahn ist eine Vollkatastrophe.

Spahn, der sich in den letzten Tagen als Krisenmanager hat feiern lassen, zeigt hier sein wahres Gesicht und forciert das Krankenhaussterben. Er treibt die Krankenhäuser in den finanziellen Ruin und damit in den sicheren Tod.“ Doch ist der Antrag auf Kurzarbeit die richtige Reaktion der Klinik?

Pressesprecherin der Klinik: „Versorgung der Corona-Patienten hat Priorität“

Die Pläne wurden jedenfalls dem Betriebsrat vorgelegt, das bestätigt die Pressesprecherin der Schön-Kliniken: „Wir haben all unseren Kliniken solche Betriebsvereinbarungen vorgelegt“, sagt die Pressesprecherin. Es klinge sicherlich schräg, wenn eine Klinik Kurzarbeit plane, jedoch seien wegen der aktuellen Corona-Lage auch viele Operationen abgesagt worden. „Das führt dazu, dass das Tagesgeschäft nicht mehr so laufen kann, wie üblicherweise.“

Doch fehlt dann im Krisenfall nicht das nötige Personal? „Wir wollen sicherlich keine Ärzte wegschicken, die wir brauchen. Die Versorgung der Corona-Patienten hat logischerweise Priorität.“ Es gehe eher um Mitarbeiter, die nicht die medizinische Versorgung der Patienten eingebunden seien, wie im Sekretariat oder in der Cafeteria.

Fakt ist jedoch: Die vorgelegte Betriebsvereinbarung beschränkt sich nicht auf bestimmte Gruppen, das bestätigte auch die Pressesprecherin. Das heißt, dass auch Ärzte und Pflegepersonal von der geplanten Kurzarbeit betroffen sein könnten.

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Die Gewerkschaft ver.di fordert die Geschäftsführung der Schön Klinik nun auf, von den Plänen der Kurzarbeit abzusehen und sich an den Anstrengungen zu beteiligen, an Covid-19 erkrankte Menschen zu behandeln, so die Aussage aus der Pressemitteilung.

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