• Kulmbach: Klinik-Chefin wegen Energiekosten tief besorgt
  • Geschäftsführerin erklärt ablaufende "Schonfrist"
  • Deutsche Krankenhaus-Gesellschaft sieht riesige Insolvenzwelle

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat Alarm geschlagen. Preissteigerungen auf dem Energiemarkt, ob Strom oder Gas, aber auch massiv teurere Einkaufspreise im Bereich des medizinischen Bedarfs brächten Kliniken im ganzen Land zunehmend in Existenznot, heißt es in einer Mitteilung, die die Geschäftsführerin des Kulmbacher Klinikums am Freitag (9. September 2022) veröffentlicht hat.

Gasverträge des Klinikums Kulmbach laufen aus - "wird uns mit siebenstelligen Beträgen treffen"

40 Prozent der deutschen Krankenhäuser sehen demnach ihre Situation so gefährdet, dass Insolvenzen drohen, 60 Prozent seien bereits in den roten Zahlen. Die Politik schaue zu, "wie Kliniken ins Straucheln geraten". Das Kulmbacher Klinikum zählt laut Geschäftsführerin Brigitte Angermann derzeit "noch zu den Glücklichen" in einer Situation, die auch sie mit Sorge betrachte.

"Für 2022 haben wir noch gute Preise, weil wir langfristige Verträge abgeschlossen hatten. Aber die laufen zum Jahresende aus, was Gas angeht. Für das nächste Jahr sieht es dementsprechend schlecht aus. Wir müssen mit immens steigenden Preisen für Gas rechnen." Beim Strom hingegen habe das Klinikum so etwas wie eine "Schonfrist", weil bereits ein Vertrag für das kommende Jahr abgeschlossen worden sei.

"Da sind wir noch auf der sicheren Seite", schreibt Angermann. Doch Grund für eine völlige Entwarnung sei das auch für das Kulmbacher Klinikum nicht. "Es wird uns mit ziemlicher Sicherheit mit siebenstelligen Beträgen treffen, außer es kommt der Preisdeckel, den die EU angekündigt hat", prophezeit sie. Das Klinikum Kulmbach habe "seit 20 Jahren ein zertifiziertes Umweltmanagement und setzt sich Jahr für Jahr Umweltziele", erklärt sie.

Studie zeichnet düsteres Bild: 96 Prozent der Krankenhäuser können Kosten nicht mehr aus Einnahmen zahlen 

Die technischen Anlagen seien "auf dem neuesten Stand", viele Maßnahmen seien ergriffen worden, um Energie zu sparen. Angermann spricht von einer "Belastung", schreibt aber: "Wir sind nicht in der Existenz gefährdet, wie das bei anderen Krankenhäusern der Fall ist, die seit Jahren negative Ergebnisse schreiben und jetzt umso mehr in die Bredouille kommen." Die Preise "einfach erhöhen", das gehe nicht im Gesundheitssystem. Was Krankenhäuser verrechnen dürften, sei per bundeseinheitlich festgelegtem Fallpauschalenkatalog definiert.  

Die Geschäftsführerin erklärt dazu: "Wir haben einen staatlich regulierten Erlös. Da kann nur die Bundesregierung kurzfristige finanzielle Hilfen beschließen, um das Problem über einen Inflationsausgleich möglichst schnell zu lösen. Wir spüren die Preiserhöhungen an allen Ecken und Enden, bei den Arzneimitteln, beim medizinischen Sachbedarf, bei Lebensmitteln und Logistikkosten und dies bereits während der gesamten Pandemie." 

Als Beispiel nennt Angermann den Einkauf von Skalpellen. Dafür müsse inzwischen der dreifache Preis bezahlt werden. Die DKG male ein "düsteres Bild", um ihre Forderung nach Inflationsausgleich zu unterstreichen und berufe sich auf eine Umfrage. Demnach könnten 96 Prozent der Krankenhäuser die gestiegenen Kosten nicht mehr aus den laufenden Einnahmen bezahlen.

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