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Krankenhäuser in Corona-Zeiten Leere Betten im Josef-Hospital

Es sieht aktuell fast so aus, als wenn Patienten versuchen, nicht ins Krankenhaus zu kommen. Das beobachten zumindest die Verantwortlichen am Josef-Hospital Delmenhorst. Doch dazu gebe es keinen Grund.
06.04.2020, 18:04 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Leere Betten im Josef-Hospital
Von Andreas D. Becker

Es ist fast schon eine skurrile Situation: Zuerst sollten die niedersächsischen Krankenhäuser dafür sorgen, dass sie im Zweifelsfall genügend freie Betten haben, um eine größere Zahl von Covid-19-Patienten behandeln zu können. Was das Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) umgesetzt hat. Doch jetzt scheinen viele Menschen den Aufruf, nicht dringend benötigte Behandlungen auf später zu verschieben, etwas zu weit zu fassen – und bleiben einem Krankenhaus vielleicht auch mit ernsteren Beschwerden fern. „Die anderen Krankheiten werden ja nicht weniger und bedürfen auch einer Behandlung, wie zum Beispiel Lungenentzündungen. Wer also Schmerzen in der Brust oder Atembeschwerden hat, dem sei gesagt: Gehen Sie bitte ins Krankenhaus“, sagt Klaus Gutberlet, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und Ärztlicher Direktor am JHD. „Es geht wirklich nur darum, die Dinge zu schieben, die nicht so dramatisch sind.“

Wer ins JHD komme, muss sich auch keine Sorgen machen, dass er sich mit Sars-CoV-2 ansteckt, wie die aktuellen Zahlen zeigen (siehe nebenstehenden Bericht). Zudem haben sie am JHD vorgesorgt. „Wir haben eine eigene, abgetrennte Intensivstation für Covid-Patienten eingerichtet. Zudem haben wir eine weitere Covid-Normalstation eröffnet.“ Sprich: Patienten, die nachweislich erkrankt sind oder bei denen der Verdacht besteht, werden sofort von anderen getrennt. „Wir haben für diese Fälle sogar einen eigenen Fahrstuhl eingerichtet.“

Aktuell sind laut JHD-Geschäftsführer Florian Friedel rund 150 Patienten im JHD, 160 müssten es sein. Die Lücke ist nicht groß, aber sie fällt auf. Um die Zahlungsfähigkeit der 2018 aus der Insolvenz neu gestarteten Klinik sorgt er sich aber nicht. „Es gibt aktuell drei Mittel, die die Bundesregierung beschlossen hat, die helfen.“ Erstens sind Krankenkassen angewiesen, Rechnungen innerhalb von fünf Tagen zu begleichen. Was auch funktioniere. Zudem erhält das Haus für jeden eingerichteten Beatmungsplatz einen Zuschuss vom Bund in Höhe von 50 000 Euro. Das JHD hat mittlerweile 47 Beatmungsplätze geschaffen.

„Zudem gibt es noch eine Freihaltepauschale“, erklärt Friedel. Also eben die Belohnung dafür, dass alle nicht zwingend sofort notwendigen Leistungen verschoben worden sind, was aber leere Betten bedeutet. 560 Euro gibt es für ein leeres Bett jeden Tag. „Was aber, wie viele sagen, eher am unteren Rand dessen ist, was auskömmlich sein kann.“ Wo laut Friedel nachgebessert werden muss, ist die Vergütung für die Behandlung eines Covid-19-Patienten. Nach dem Vergütungssystem der Fallpauschalen wir ein Covid-Kranker wie eine leichte Lungenentzündung oder ein Grippe-Patient vergütet. „Damit liegt unser Erlös bei 200 bis 300 Euro am Tag“, sagt Friedel. Zu wenig. Lugenentzündungspatienten sind da lukrativer, denn die liegen im Schnitt um die fünf Tage im Krankenhaus, sagt Gutberlet, der Internist. Covid-Patienten sind deutlich länger im Krankenhaus. Es wird aktuell seitens der Krankenhäuser in Deutschland aber erwartet, dass politisch reagiert wird.

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