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Fehlendes Pflegepersonal Personalnotstand in den Krankenhäusern in SH: Erste Betten bleiben leer

Von kim | 07.10.2019, 21:03 Uhr

Immer mehr Krankenhäuser im Land müssen sich der Situation beugen, dass Personaluntergrenzen nicht erreicht werden.

Die Gesetze des Bundesgesundheitsministers zeigen Wirkung: Nachdem kürzlich bereits eine ganze Station im Kieler Städtischen Krankenhaus wegen Personalmangels geschlossen werden musste, ziehen jetzt die Verantwortlichen im Imlandklinikum die Reißleine.

40 Betten in Rendsburg und zwölf in Eckernförde können zur Zeit nicht mehr belegt werden, weil die von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) festgeschriebenen Personaluntergrenzen nicht eingehalten werden können. Der Grund: 28 Planstellen sind nicht besetzt.

Allerdings besteht das Problem landesweit. Auch im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) sind aktuell 24 Betten aus der Planung herausgenommen worden. „Sowohl am Standort Kiel als auch in Lübeck fehlen uns derzeit jeweils rund 50 Mitarbeiter“, berichtete am Montag UKSH-Sprecher Oliver Grieve. Hier werden jedoch nur einzelne Betten auf verschiedenen Stationen still gelegt.

Krankennotstand in Neumünster

Seit Montag sind auch vier der 14 Intensivbetten im Friedrich Ebert Krankenhaus in Neumünster aus der Versorgung herausgenommen, weil Mitarbeiter erkrankt sind. „Zwar haben wir soeben 32 neue Krankenpflegekäfte übernommen, diese sind jedoch noch nicht sofort auf der Intensivstation einsetzbar“, erklärte Sprecherin Maren von Dollen. Wie lange die Sperrungen insgesamt dauern ist unklar.

„Wir gehen davon aus, dass es sich um eine vorübergehende Maßnahme handelt“, sagt Hans-Markus Johannsen, kaufmännischer Geschäftsführer der Imland-Klinik in Rendsburg. Ob am 1. November wieder alles vorüber sei, könne er aber nicht sagen.

Der Krankenhausgesellschaft liegen zwar keine Meldedaten aus dem ganzen Land vor, der Chef des Klinik-Lobbyverbandes Patrick Raimund räumt jedoch ein, dass die Sperrung der Betten zwangsläufig zu einer Verknappung führen müsse. Sofern es sich um planbare Eingriffe handele, könnten die OP-Termine verschoben werden. Ansonsten, so Raimund, müssen die Kranken auf andere Kliniken ausweichen.

1000 fehlende Pfleger

Insgesamt – so die Schätzungen – fehlen in Schleswig-Holstein rund 1000 Pflegekräfte, um die neuerdings gesetzlich für alle Krankenhäuser festgeschriebenen Personaluntergrenzen in den vier pflegesensitiven Bereichen – nämlich Kardiologie, Geriatrie, Intensivmedizin und Unfallchirurgie – einzuhalten. „Nur mit einer guten Personalausstattung ist eine sichere und gute Behandlung von Patienten im Krankenhaus möglich“, so die Argumentation von Spahn.

So muss zum Beispiel in einer Nachtschicht in der Unfallchirurgie für 20 Patienten mindestens eine Pflegekraft im Einsatz sein. Weil sie der offiziellen Schließung von Stationen entgehen wollen, melden viele Kliniken schon vorsorglich Betten ab.

Wie das Kieler Gesundheitsministerium erst kürzlich bestätigte, haben die Kliniken im Norden im zweiten Quartal 2019 die Untergrenzen durchschnittlich in zehn Prozent der Schichten unterschritten. Intensivstationen verzeichneten die stärkste Abweichung vom Soll im Juni mit einem Minus von 13,3 Prozent. Hamburg meldet ähnliche Zahlen.

Laut Krankenhausgesellschaft, waren die Werte im ersten Quartal noch schlechter: Da habe es Abweichungen von den Untergrenzen um durchschnittlich 16 Prozent gegeben, so Raimund. Auf einem weitgehend leergefegten Arbeitsmarkt sei es extrem schwierig, zusätzliches Personal zu gewinnen.

Für Landes-Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) steht fest: „Wir brauchen insgesamt eine Reform der Krankenhausfinanzierung, die auch zu Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und damit der Personalgewinnung beiträgt.“