Klinikum Erding:Erding will Schwerpunktversorger werden

Krankenhausausschuss fasst einstimmig Beschluss für den Antrag. Ist er erfolgreich, könnte auch die Abteilung für Kinderheilkunde realisiert werden

Von Thomas Daller und Antonia Steiger, Erding

Das Klinikum Erding ist heute ein Haus für die Grund- und Regelversorgung - und zwar von der gehobenen Sorte, wie man in der Klinikumleitung betont. Jetzt soll sich das ändern: Das Haus soll ein Schwerpunktversorger werden, was für die Landkreisbürger weitreichende Konsequenzen hätte, zum Beispiel im Bereich der Pädiatrie: Die Ansiedlung der langersehnten Abteilung für Kinderheilkunde würde so in greifbare Nähe rücken, davon sind Landrat Martin Bayerstorer (CSU) und Krankenhausdirektor Dirk Last überzeugt, wie sie am Mittwoch in einem Pressegespräch betonten. Auch der Krankenhausausschuss befürwortete diesen Plan: Einstimmig wurde beschlossen, nun den Wechsel der Versorgungsstufe zu einem Schwerpunktversorger mit pädiatrischer Abteilung zu beantragen.

Das Klinikum befindet sich insgesamt auf einem guten Weg, das ist die eine zentrale Botschaft der Klinikumleitung. Die Patientenzahlen steigen, das Defizit wächst nicht weiter - es sinkt sogar ein kleines bisschen - und die Personalstärke wächst ebenfalls. Die optimistische Einstellung konnten Bayerstorfer und Last offenbar auch in den Verhandlungen mit den Kostenträger transportieren: Obwohl das Haus im vergangenen Jahr sein Ziel nicht erreicht hatte, einigten sich Kostenträger und Klinikum bei ihren Entgeltverhandlungen darauf, dass ein Wachstum für das Jahr 2019 wahrscheinlich sei. Dieses Agreement ist eine unmittelbare Voraussetzung dafür, wie viel Geld das Klinikum für seine Leistungen von den Krankenkassen bekommt. Für 2019 vereinbarte man 16 000 Case-Mix-Punkte, die die Menge an erbrachten Leistungen im Haus abbilden. Und man befindet sich auch auf einem guten Weg. "Wenn das letzte Quartal gut läuft, erreichen wir die Zahl auch", sagte Bayerstorfer.

Das Klinikum Erding könnte aber noch viel mehr, das ist die andere Botschaft. Schon jetzt habe man Fachleute im Haus, betonte Bayerstorfer, deren Kompetenz weit über das übliche Maß in einem Haus der Grund- und Regelversorgung hinausgeht, beispielsweise in der Person des Gefäßchirurgen Mojtaba Sadeghi. Würde das Klinikum ein Schwerpunktversorger, wäre der Weg geebnet für eine weitere Ausweitung des Angebots. Nicht nur im Bereich der Kinderheilkunde, doch die ist allen besonders wichtig: Mindestens die Hälfte aller Geburten der im Landkreis Erding wohnenden Frauen müssen im Klinikum Erding stattfinden, dann gibt es wieder höhere Zuschüsse. Weil es keine angeschlossene Versorgung für Neugeborene gibt, gingen viele Frauen nicht nach Erding zum Entbinden, sagte Bayerstorfer. Und das soll sich ändern. Wäre Erding ein Schwerpunktversorger, bekäme das Haus außerdem eine neurologische Abteilung. Und es würde eine eigene Urologie anbieten, derzeit wird diese Abteilung mit Belegärzten abgedeckt. "Das sind ohnehin die Bereiche, die wir besser abdecken wollen", sagte Bayerstorfer. "Das wird für alle besser."

Erding ist nach Bayerstorfers Auffassung der richtige Standort für einen Schwerpunktversorger. Das Einzugsgebiet östlich von München, rechnete er im Krankenhausausschuss vor, würde auch die Landkreise Freising, Ebersberg und den Landkreis München umfassen, zusammen mit dem Landkreis Erding seien das eine dreiviertel Million Einwohner. Noch weiter östlich gebe es nur noch Traunstein, Altötting und Landshut: "Sonst ist in dem Großraum nichts."

Auch der Ärztliche Direktor des Klinikums, Dr. Lorenz Bott-Flügel, befürwortete im Krankenhausausschuss den Antrag, und er sei der festen Überzeugung, damit für alle Kollegen zu sprechen. Wichtig sei eine wohnortnahe Versorgung und nicht "drei Landkreise weiter". Erding habe derzeit eine "Zwischengröße, knapp unter Schwerpunktversorger"; darauf könne man aufbauen.

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