Wilhelmshaven - Erhält der Geschäftsführer des Klinikums Wilhelmshaven seit Jahren mehr Geld als ihm zusteht? – Der Aufsichtsrat des Klinikums hat jetzt auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen, ein juristisches Gutachten in Auftrag zu geben, das die Rechtmäßigkeit der Bezüge untersuchen soll.

Dabei geht es unter anderem um die Frage, ob ein aus Grundgehalt, Bonuszahlungen und einer speziellen Altersversorgung bestehendes Jahresgehalt von mehr als 400.000 Euro für die Größenordnung des Wilhelmshavener Krankenhauses angemessen ist. Klinikum-Geschäftsführer Reinhold Keil hatte ein von ihm in Auftrag gegebenes positives Gutachten vorgelegt, das im Aufsichtsrat jedoch nicht akzeptiert wurde.

Die Auseinandersetzung um das Geschäftsführergehalt ist jedoch nur eines von zahlreichen Problemen des städtischen Krankenhauses. Machtkämpfe und Bespitzelungen prägen das Klima hinter den Kulissen. Misstrauen beherrscht die Atmosphäre.

So muss sich der Aufsichtsrat auch damit beschäftigen, dass ein Mitglied des Chefarztgremiums über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren vertrauliche Patientenakten kopiert und gesammelt haben soll, um angebliches Belastungsmaterial gegen ein anderes Mitglied des Chefarztkollegiums zu sammeln. Mit dem Material wollte er vermutete Falschabrechnungen im Kollegenkreis nachweisen.

Inzwischen wird der Sammelvorgang selbst juristisch untersucht, weil es im Aufsichtsrat rechtliche Bedenken gegen das Vorgehen gibt – unter anderem mit Blick auf den Datenschutz. Ein juristisches Gutachten soll nun mehr Klarheit in die Angelegenheit bringen.

Eine von der Klinikleitung vorgeschlagene Berufung des entsprechenden Chefarztes zum Ärztlichen Direktor wurde deshalb vom Aufsichtsrat von der Tagesordnung genommen – auch weil der betroffene Arzt selbst bereits wegen eigener falscher Abrechnungen eine offizielle Ermahnung erhalten hatte.

Gescheitert ist mittlerweile der Versuch des Krankenhauses, rechtliche Schritte gegen die öffentliche Darstellung von Klinikproblemen zu unternehmen. Mit einer Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg war versucht worden, gegen Informanten der Medien vorzugehen. Ein entsprechendes Ermittlungsverfahren wegen des Bruchs der Vertraulichkeit wurde inzwischen eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft der NWZ bestätigte.

Große Erwartungen sind inzwischen an den 6. März geknüpft. Dann will der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung einen zweiten Geschäftsführer für das Klinikum berufen. Zu den vier Bewerbern in der Endauswahl gehört Wilhelmshavens Stadtbaurat Oliver Leinert. Der zweite Geschäftsführer soll speziell für den geplanten Neubau des Klinikums zuständig sein.

Jürgen Westerhoff