Potsdam. Die Corona-Pandemie stellt Krankenhäuser und Kliniken vor große Herausforderungen. Eine Auslastung wie vor der Corona-Zeit haben die Einrichtungen noch nicht wieder erreicht - auch wegen besorgten Patienten.

Krankenhäuser in Brandenburg kehren nach und nach in den Normalbetrieb zurück - eine Auslastung wie vor der Corona-Pandemie herrscht aber weitestgehend noch nicht. Derzeit liegt die Auslastung der Häuser nach einer Schätzung der Landeskrankenhausgesellschaft bei 65 bis 70 Prozent, wie der Verein am Dienstag mitteilte. Normalerweise seien es 80 bis 85 Prozent. "Wir sind noch nicht wieder im Normalbetrieb", sagte Geschäftsführer Michael Jacob. Das, so Jacob, werde auch in diesem Jahr wohl nicht mehr so sein.

Während des Corona-Lockdowns seien die Einrichtungen 40 bis 50 Prozent ausgelastet gewesen. Grund für die geringere Auslastung derzeit seien die Abstands- und Hygieneregeln, die in den Krankenhäusern eingehalten werden müssten. So dürften Mehrbettzimmer maximal mit zwei Patienten belegt werden.

Aber auch, dass Menschen aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Virus Krankenhausbesuche mieden, sorge für Platz in den Häusern, so Jacob. "Das Risiko sich im Krankenhaus mit Corona anzustecken, schätze ich derzeit als extrem gering ein", sagte Jacob. Es sei gefährlich, wichtige Operationen zu verzögern.

Das Potsdamer Ernst von Bergmann-Klinikum teilte am Dienstag mit, bis Mitte August in den Normalbetrieb zurückzukehren - unter Pandemiebedingungen - ergänzte Sprecherin Damaris Hunsmann. Rund 20 Prozent weniger Betten als vor der Corona-Zeit würden dann zur Verfügung stehen. Zunächst hatte die Zeitung "Potsdamer Neueste Nachrichten" berichtet. Im Alexianer St. Josefs Krankenhaus in Potsdam sind es nach eigenen Angaben rund 200 Betten, zuvor waren es 244. "Damit sind wir nahezu auf normalem Niveau", sagte Prokuristin Friederike Röder. Ein Verdachtsbereich, in dem Patienten, wie auch in anderen Krankenhäusern, isoliert untergebracht werden können, bleibe bestehen.

"Die Corona-Pandemie hat für alle sichtbar gemacht, wie wichtig jedes einzelne Krankenhausbett in einer Krise sein kann", so Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher anlässlich eines Besuchs der Ruppiner Kliniken in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). Die Einrichtung verfügt nach eigenen Angaben über 710 vollstationäre Betten und 120 Tagesklinikplätze. Das entspreche dem Regelbetrieb. Pro Jahr werden dort demnach mehr als 26 000 Patienten stationär behandelt.

Um eine solche pandemische Lage zu bewältigen, bedarf es nach Worten von Nonnemacher eines gut funktionierenden Gesundheitssystems - sowohl in ambulanter als auch in stationärer Hinsicht. Die Grünen-Politikerin kritisierte die Finanzierung von Krankenhäusern. Das 2003 eingeführte Vergütungssystem nach DRG-Fallpauschalen setze Krankenhäuser unter Druck, Fallzahlen in gewinnbringenden Bereichen immer weiter zu steigern.

"Die Gewinnoptimierung im Krankenhausbereich hat deutschlandweit zu Fehlentwicklungen geführt", so Nonnemacher. Eine Debatte über eine "grundlegende Reform der Krankenhausfinanzierung" muss aus Sicht von Nonnemacher auf Bundesebene geführt werden. Das DRG-System (Diagnosis Related Groups) rechnet medizinische Leistungen über Fallpauschalen ab.

Nach Angaben der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Agentur für Arbeit sind im März 376 Anzeigen zur Kurzarbeit aus dem Gesundheitswesen eingegangen. Nicht bei allen Anzeigen wird aber tatsächlich auch Kurzarbeitergeld bezogen. Im April meldeten demnach 1540 Kliniken, Krankenhäuser, Arztpraxen und weiteren Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich Kurzarbeit an. Im Juni waren es laut der Agentur elf. Allein im April wurde für 8068 Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen Kurzarbeit angemeldet. Im März erfolgte die Anmeldung für 2358 Mitarbeiter.