Krankenhaus-Insolvenzen

Diako in Flensburg stellt sich mit BRL und Reimer neu auf

Die gemeinnützige Krankenhausgesellschaft Diako in Flensburg will sich in Eigenverwaltung restrukturieren. Die Klinik in kirchlicher Trägerschaft mit 400 Betten und rund 1.400 Mitarbeitern ist das erste Krankenhaus in Schleswig-Holstein, das sich zu diesem Schritt veranlasst sieht.

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Das Amtsgericht Flensburg hat Dr. Tjark Thies von der Kanzlei Reimer mit der vorläufigen Sachwaltung beauftragt. Generalbevollmächtigte des Unternehmens sind Stefan Denkhaus und Friedemann Schade von Boege Rohde Luebbehuesen sowie der Münchner Unternehmensberater Christian Eckert von WMC Healthcare, dessen Team die Geschäftsführung bereits im Vorfeld beraten hatte.

Tjark Thies

Ziel sei eine „nachhaltige Sanierung“, so die Leitung des Hauses. Als Begründung führt das Unternehmen „die noch immer andauernden Folgen der Corona-Pandemie, Inflation und die explodierenden Energiekosten“ an. Der Klinikbetrieb läuft unverändert weiter.

Das Unternehmen hat nach eigener Aussage bereits frühzeitig Restrukturierungsmaßnahmen in die Wege geleitet. Gesellschafterin der Klinik ist die Evangelisch-Lutherische Diakonissenanstalt zu Flensburg, die auch Pflegeheime und Pflegedienste betreibt.  Die Gehälter der Mitarbeiter sind drei Monate lang durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. 

Leere Kassen in den Kliniken

Auch andere Krankenhäuser in der Region klagen über eingebrochene Fallzahlen und Umsatzverluste. Nach Schätzungen des Branchenverbandes Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) sollen derzeit rund 60 Prozent aller Krankenhäuser Verlust machen, die DKG machte im Oktober gar mit der Formulierung von einem bevorstehenden „Winter der Krankenhausinsolvenzen“ Druck auf die Politik.

Unterdessen hat der Bund ein Hilfspaket von 6 Milliarden Euro zur Kompensierung der gestiegenen Gas- und Stromkosten zugesagt. Die Unterstützung soll bis Ende April 2024 in Kraft bleiben. In kritischer Lage befinden sich derzeit viele Häuser in kommunaler Trägerschaft. Bei den privaten Betreibern stellt sich die Situation deutlich entspannter dar, bei den Kliniken etwa unter kirchlicher Hoheit ist sie allenfalls durchwachsen.      

Vorläufige Sachwaltung
Reimer (Hamburg): Dr. Tjark Thies

Berater Sachwalter
Reimer (Hamburg): Dr. Arno Doebert; Associates: Benedikt Straubinger, Mirja Siever (alle Insolvenzrecht/Restrukturierung) 

Stefan Denkhaus

Berater Diako
BRL Boege Rohde Luebbehuesen (Hamburg): Stefan Denkhaus (Hamburg), Friedemann Schade (Berlin; beide Generalbevollmächtigte), Alexander Oberreit (Arbeitsrecht); Associate: Thorben Langhinrichs (Insolvenzrecht/Restrukturierung)
Brock Müller Ziegenbein (Flensburg): Dr. Volker von Borzeszkowski (Arbeitsrecht) – aus dem Markt bekannt

Berater Gesellschafterin
Ehler Ermer & Partner (Hamburg): Nicolas Grimm (Insolvenzrecht/Restrukturierung) – aus dem Markt bekannt

Hintergund: Reimer ist in Norddeutschland etabliert, Thies wird seit mehr als zwei Jahrzehnten von Gerichten im Norden als Insolvenzverwalter und Sachwalter bestellt. Ein herausragendes Mandat war etwa die Beratung der Joh. Friedrich Behrens AG aus Ahrensburg, einem Hersteller von Befestigungssystemen. Das Unternehmen wurde nach einem Eigenverwaltungsverfahren an eine Tochter der chinesischen Firmengruppe Hangzhou GreatStar verkauft.

Hier wurde Thies aus dem Kreis der Berater der Klinik vorgeschlagen. Ein vorerst dreiköpfiges Team aus der Kanzlei unterstützt ihn in der Sachwaltung.     

BRL-Partner Denkhaus ist als Restrukturierer im Gesundheitsbereich renommiert – er war beispielsweise Generalbevollmächtiger des Klinik- und Seniorenheimbetreibers Katharina Kasper ViaSalus. Zusammen mit BRL-Partner Schade hatte er vor zwei Jahren auch das Sanierungsverfahrungen der Katholische Kliniken Lahn begleitet.

Brock Müller Ziegenbein beraten die Diako-Gesellschafterin vielfältig und langjährig. Der hier eingeschaltete Jurist von Borzeszkowski ist Fachanwalt für Arbeits- und Medizinrecht. 

Grimm von Ehler Ermer & Partner verfügt über anderthalb Jahrzehnte Restrukturierungserfahrung, er wird in Norddeutschland vielfach als Insolvenzverwalter und Sachwalter bestellt. Grimm wurde nach JUVE-Recherchen von der Gesellschafterin hinzugezogen, die in Flensburg mit rund 3.300 Mitarbeitern größte Arbeitgeberin ist.   (mit Material von dpa) 

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