Entscheidung
56 Millionen für die Mainburger Klinik

Kelheims Kreispolitik sagt ja zur Runderneuerung des Mainburger Krankenhauses. Ein Neubau wurde abgelehnt.

27.01.2020 | Stand 16.09.2023, 5:12 Uhr
Das Mainburger Krankenhaus wird generalsaniert und erweitert: Drangebaut wird dort, wo sich derzeit Parkplätze befinden (links oben und vor dem Gebäudeteil rechts unten) . Foto: Dr. Stefan Satzl −Foto: Dr. Stefan Satzl

Das Mainburger Krankenhaus wird generalsaniert und erweitert. Diese geschätzt 56,1 Millionen teure Entscheidung hat der Kreisausschuss am Montag einstimmig gefasst. Damit sind auch die Weichen gestellt, welche medizinischen Leistungen das 90-Betten-Haus künftig seinen Patienten bieten wird.

Vor genau zwei Jahren hatte der Kreistag grundsätzlich beschlossen: Beide kreiseigenen Kliniken, in Kelheim und Mainburg, bleiben erhalten. Für Mainburg hat nun der Kreisausschuss „Nägel mit Köpfen“ und den Weg frei gemacht für eine Rundumerneuerung. Sie soll 2021 beginnen und wird frühestens 2027 beendet sein.

Notfallversorgung hat Priorität

Danach soll das Haus gerüstet sein vor allem für die Akut-Grund- und Notfallversorgung: die Internistische Abteilung bereit zur Rund-um-die-Uhr-Behandlung von Herzinfarkt- und künftig auch Schlaganfall-Patienten; die chirurgische Abteilung mit einem Schwerpunkt auf der Unfall-Chirurgie und dem Endoprothetik-Zentrum, das (noch mehr als heute) planbare Eingriffe durchführt. Auch eine allgemeinchirurgische Grundversorgung soll das Haus bieten, zusammen mit dem dortigen ambulanten Medizinischen Versorgungszentrum. Nicht zuletzt deshalb segnete der Ausschuss auch den zweiten Operationssaal ab.

Dieses medizinische Konzept und das grundsätzliche Ja zu Mainburg als kreiseigenem Haus im Ilmtalklinik-Verbund bekräftigten Landrat Martin Neumeyer und die Kreisausschuss-Mitglieder über alle Parteigrenzen hinweg. Mehr oder weniger direkt wiesen mehrere Redner dieKritik von Kreisrat Dr. Uwe Brandlzurück. Der CSU-Politiker, der auf Kreisebene zur Stadt-Land-Union gewechselt ist, hatte im Vorfeld kritisiert, die Sanierungsentscheidung werde „durchgepeitscht“; Alternativen wie ein Verkauf seien womöglich nicht ausreichend geprüft.

Kritik an Brandls Kritik

Kreisrat Andreas Kreitmeier fühlte sich von diesem Offenen Brief Brandls „an einen Besinnungsaufsatz der 9. Klasse“ erinnert und forderte wie alle weiteren Reden, die Grundsatzdebatte endlich zu beenden. Landrat Neumeyer kritisierte, ohne Brandl namentlich zu nennen, dass der Abensberger Bürgermeister und Kreisrat keinen Alternativ-Antrag zum Sanierungsbeschluss gestellt hat. „Über den hätten wir wenigstens debattieren können“.

Bereits intensiv diskutiert sei die Generalsanierung, erinnerte Neumeyer und betonte: „Wir brauchen die Krankenhäuser in Kelheim und Mainburg“ zur Grundversorgung. Nur so sei gewährleistet, dass jeder Landkreis-Bürger binnen 30 Minuten eine Klinik erreicht, ergänzte Ingo Goldammer, Geschäftsführer der Ilmtalklinik Pfaffenhofen/ Mainburg. Dazu müsse das Mainburger Haus samt seiner Betriebsabläufe dringend optimiert werden.

Ende November hatte Geschäftsführer Goldammer dem Kreisausschuss die Sanierungsvarianten erstmals vorgestellt:

Optimiert bedeute aber nicht: optimal, wandten die Kreisräte Peter-Michael Schmalz und Dr. Heinz Kroiss ein. Sie plädierten eindringlich dafür, auch die Variante eines kompletten Neubaus auf der „grünen Wiese“ zumindest nochmals zu prüfen: Ein neues Gebäude wäre weit flexibler für künftige Entwicklungen in Medizin und Gesundheitspolitik; es sei schneller realisierbar und störe den laufenden Klinikbetrieb nicht. Und mit geschätzten 58,1 Millionen Euro sei der Neubau auch nicht extrem teurer als Sanierung plus Erweiterung, argumentierten die beiden; zumal die frei werdende Altbau-Fläche ja lukrativ vermarktet werden könne.

Neubau-Alternative abgelehnt

Projektsteuerer Stefan Link und Landratsamts-Geschäftsleiter Johann Auer widersprachen: Zu den Neubaukosten kämen noch der Grunderwerb hinzu, dann der Abbruch des Altbaus. Und auch bei einem Neubau müsste man in der jetzigen Klinik den Brandschutz noch dringend sanieren. Außerdem habe das Gesundheitsministerium eindeutig signalisiert, dass eine Förderung der Neubau-Variante „schwierig, fast ausgeschlossen“ sei, ergänzte der Landrat. Eine Aussage, die Kreisrat Richard Zieglmeier ob ihrer Tragweite schriftlich haben wollte.

Der Kreisausschuss und zuvor auch der Gesundheitsausschuss lehnten letztlich die Anträge von Kroiss und Schmalz ab und beschlossen die Variante „Sanierung plus Erweiterung“. Diese beinhaltet unter anderem den Bau eines zweiten Operationssaales – den der Kreis selbst zahlen muss: Der Freistaat sieht nur Bedarf für einen OP.

Insgesamt erhofft man sich aus München eine 56-prozentige Förderung; der Landkreis müsste somit 24,4 Millionen aus eigenen Mitteln investieren. In der Kostenschätzung sind auf Anraten der Projektsteuerer bereits Baupreis-Steigerungen und Risiko-Zuschläge für Unvorhergesehenes eingepreist. Auf Forderung von Kreisrat Dr. Bastian Bohn wurde eine enge Einbindung der Kreispolitik in die Planung, Vergabe und Bau beschlossen.

Bestand:Bauzeit:Zukunft:Kosten:
Das Krankenhaus Mainburg, 1988 bis ’91 bzw. 1994 bis ’98 erbaut, ist verschlissen; die Bausubstanz ist laut Architekt Norbert Helmus (re.) erhaltenswert, aber konzeptionell nicht mehr auf Höhe der Zeit. Für neue große Funktionsräume brauche man daher eine Erweiterung.Sie beträgt bei störungsfreiem Ablauf viereinhalb Jahre. Der Klinikbetrieb läuft weiter, immer mit mindestens 90 Planbetten.Bei 90 Betten soll es auch künftig bleiben: 56 für die Innere, 28 für die Chirurgie und 6 für die Intensivstation.Mit 56,1 Mio. Euro ist die Sanierung/ Erweiterung die günstigste, aber auch riskanteste von vier geprüften Varianten, so Projektsteuerer Stefan Link (li.)

Weitere Berichteaus der Kreispolitik lesen Sie hier!