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Der Chef verlässt die Elblandkliniken

Frank Ohi aus Meißen wird kaufmännischer Vorstand des Dresdner Uniklinikums. Der Zeitpunkt des Wechsels ist noch offen. Er könnte Mitte 2021 erfolgen.

Von Ulf Mallek
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Sucht eine neue Herausforderung: Frank Yuji Ohi, Vorstand der Elblandkliniken. In den über sieben Jahren an der Spitze des Unternehmens hat er die Klinik-Gruppe aus den roten Zahlen geführt und wirtschaftlich erfolgreich gemacht.
Sucht eine neue Herausforderung: Frank Yuji Ohi, Vorstand der Elblandkliniken. In den über sieben Jahren an der Spitze des Unternehmens hat er die Klinik-Gruppe aus den roten Zahlen geführt und wirtschaftlich erfolgreich gemacht. © Claudia Hübschmann

Meißen/Dresden. Die Personalie war lange Zeit ein ziemlich gut behütetes Geheimnis. Jetzt nicht mehr. Der Vorstand der Meißner Elblandkliniken Frank Ohi hat den Landkreis um Beendigung seines Vertrages gebeten. Das bestätigte Landrat Ralf Hänsel (parteilos) der Sächsischen Zeitung. Die Kreisräte wurden in nichtöffentlicher Sitzung darüber informiert. Ebenso die Geschäftsführer und medizinischen Führungskräfte der Elblandkliniken. Sie erhielten am Freitag einen entsprechenden Brief des Landrates.

"Vertragsinterna möchte ich aber nicht preisgeben", sagte Landrat Hänsel. "Wir besprechen noch, wann genau der Zeitpunkt seines Ausscheidens sein wird." Nach SZ-Informationen läuft der Vertrag von Frank Ohi bis Ende 2021. Der Landkreis möchte den Vorstands-Posten aber recht schnell wieder neu besetzen.

Die Uniklinik Dresden bestätigte, dass sich Frank Ohi "im Bewerbungsverfahren als Kaufmännischer Vorstand des Universitätsklinikums durchgesetzt" hat. Über den Antrittszeitpunkt werde aktuell verhandelt. Medizinischer Vorstand und Chef des Uniklinikums ist Prof. Michael Albrecht. Das Universitätsklinikum umfasst 26 Kliniken und Polikliniken, vier Institute und 14 interdisziplinäre Zentren mit insgesamt 1.410 Betten und rund 5.300 Mitarbeitern in Vollzeit, davon 1.005 Ärzte und knapp 2.000 Pflegekräfte. Es ist das einzige Krankenhaus in Sachsen mit Supra-Maximalversorgung.

Die Uniklinik teilte weiter mit, dass es ein klar vorgeschriebenes Auswahlverfahren durch eine Findungskommission und ein Bewerbungsverfahren im gewählten Aufsichtsrat gegeben habe. "Dieses Verfahren hat Frank Ohi erfolgreich an erster Stelle absolviert und ein entsprechendes Vertragsangebot erhalten, da er über eine exzellente Kenntnis der bundesdeutschen Krankenhauslandschaft, insbesondere auch der in Sachsen verfügt", so Claudia Dietz, Leiterin Zentralbereich Kommunikation der Uniklinik. Frank Ohi habe durch seine hervorragenden Referenzen als Chef der Elblandkliniken die besten Voraussetzungen, das Universitätsklinikum Dresden aus kaufmännischer Sicht weiter zu entwickeln. Die Stelle des kaufmännischen Vorstandes ist seit April vakant und nur kommissarisch besetzt.

Die Uniklinik Dresden ist das am modernsten und besten ausgestattete Krankenhaus in Sachsen. Das Bild zeigt ein Intensivbett auf einer Intensivstation. Links neben dem Bett steht eine Herz-Lungen-Maschine, oben befinden sich die Überwachungsmonitore für d
Die Uniklinik Dresden ist das am modernsten und besten ausgestattete Krankenhaus in Sachsen. Das Bild zeigt ein Intensivbett auf einer Intensivstation. Links neben dem Bett steht eine Herz-Lungen-Maschine, oben befinden sich die Überwachungsmonitore für d © Symbolbild: Ronald Bonss/dpa

Nach SZ-Informationen könnte Ohi im Sommer in Dresden anfangen. Sein Wunschtermin ist dem Vernehmen nach der April. Interne Überlegungen vor einigen Monaten, Ohi könnte die Uniklinik und die Elblandkliniken in Personalunion führen, sind jetzt offenbar vom Tisch.

Die Elblandkliniken mit ihren rund 2.500 Mitarbeitern und etwa 1.000 Patienten-Betten schreiben seit vielen Jahren - im Unterschied zu den städtischen Kliniken in Dresden - schwarze Zahlen. Sie überweisen jedes Jahr viele Millionen Euro an den Landkreis Meißen bzw. reinvestieren das Geld in Neubauten. Ohi ist es in den über sieben Jahren an der Spitze des Landkreis-Unternehmens gelungen, die Klinik-Gruppe sehr profitabel aufzustellen. Zur Gruppe gehören neben der Elblandkliniken-Stiftung mit den drei Krankenhäusern unter anderem eine Wirtschaftsgesellschaft, eine Service- und Logistik-GmbH, eine Polikliniken-GmbH und eine Reha- und Präventions-GmbH.

Vorgänger musste nach Fehlern gehen

Vor seinem Amtsantritt im April 2013 war Ohi über drei Jahre Prokurist der Klinik-Gruppe. Die Arbeit seines damaligen Chefs Markus Funk stand unter keinem guten Stern. Obwohl er die hohen Verluste der Klinik-Gruppe wieder reduzierte und sogar in Gewinne umwandelte, geriet Funk unter öffentlichen Beschuss. Er musste im April 2013 gehen, nachdem es lange Zeit vor allem im Riesaer Krankenhaus gebrodelt hatte. Mediziner prangerten öffentlich strategisch-medizinische Fehlentscheidungen sowie eine unausgewogene Personalpolitik an. Unter anderem waren schwere Vorwürfe öffentlich geworden, nach denen in der Radiologie Riesa hundertfach falsche Brustkrebsdiagnosen gestellt worden sein könnten. Nach Überprüfung erwiesen sich die Vorwürfe aber als falsch.

Mit der Berufung von Frank Ohi zum Chef änderte sich das Klima in der Klinik-Gruppe. Insbesondere die vorher kritischen Ärzte stellten sich hinter Ohi und unterstützen seinen Kurs. Inzwischen wurde das Elblandklinikum u. a. als bester Arbeitgeber des Landkreises ausgezeichnet.

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