Die Klinikdiskussion ist ziemlich abgeebbt. Doch das könnte nur die Ruhe vor dem Sturm sein.

Leonberg - Was die Kreistagspolitiker aus der Region Leonberg in den vergangenen Jahren weitgehend geeint hat, war das Engagement für das Krankenhaus Leonberg. Mit gleich drei Ärzten – Werner Metz und Joachim Quendt von den Freien Wählern sowie Günther Wöhler von der SPD - wurden die Diskussionen auch unter fachlichen Gesichtspunkten geführt. Rückendeckung für die Klinik gab es fraktionsübergreifend von den anderen Nordkreis-Vertretern.

 

Und es sind Erfolge erzielt worden: Der Kreis will 72,5 Millionen Euro in die Sanierung investieren. Nach mehr als einem halben Jahrhundert ist die seinerzeit als hochmoderner Zukunftsbau gefeierte Klinik erkennbar in die Jahre gekommen.

Auch die Chefarztstellen bleiben konstant besetzt. Diesen Erfolg können sich nicht nur die Kreisräte auf die Fahnen schreiben. Gerade die Leonberger Stadträte und der frühere Oberbürgermeister Bernhard Schuler haben sich mit Nachdruck fürs Krankenhaus engagiert. Ein Kurs, den sein Nachfolger Martin Cohn konsequent weiterführt.

Neue Chefärztin in der Gynäkologie

Erst jüngst hat die Gynäkologie mit Christina Diac eine Chefärztin bekommen, nachdem die Frauenabteilung jahrelang von einem Oberarzt betreut wurde und die chefärztlichen Entscheidungen in Böblingen getroffen wurden. Dabei steht zu befürchten, dass genau dieses Verfahren spätestens dann zur Regel werden könnte, wenn in etwa fünf Jahren die geplante Großklinik am Böblinger Flugfeld in Betrieb gehen soll.

Schon jetzt steht fest, dass die Gefäßchirurgie komplett aus Leonberg wegkommt. Wie es mit der Gastroenterologie und der Bauchchirurgie weitergeht, ist noch unklar. Beide Abteilungen sind erfolgreich und haben mit Barbara John und Wolfgang Steurer zwei Chefärzte, die in Fachkreisen hohe Anerkennung genießen.

Eine Chance, genau diesen Bereich weiter auszubauen, bietet das private Strahlentherapiezentrum neben dem Krankenhaus. Nachdem der Investor in Verdacht steht, Täter beim Tiefenbronner Tötungsdelikt vom vergangenen Wochenende zu sein, kamen Befürchtungen auf, ob die kurz bevorstehende Eröffnung der Strahlentherapie gefährdet ist. Doch die Chefs der Gemeinschaftspraxis in Niefern-Öschelbronn, die auch die Leonberger Einrichtung betreibt, stellten sofort klar, dass der Betrieb wie geplant im Juli aufgenommen werde. Wie allerdings eine Kooperation zwischen Strahlentherapie und der Inneren Klinik des Krankenhauses aussehen könnte, das ist offen.

Schwerer Stand im Kreistag

Die Politiker aus dem Altkreis sind also weiterhin gefordert, die Entwicklung sehr kritisch zu betrachten. Gerade im Kreistag haben sie dabei keinen leichten Stand. Die Kreisräte aus dem Raum Böblingen/Sindelfingen sind in der Mehrheit und lassen kaum Verständnis für die Belange aus dem Norden erkennen. Im Gegenteil: Die Vehemenz, mit der die Leonberger für ihr Krankenhaus eintreten, wird im Süden bisweilen fast als Querulantentum abgetan. Dabei ist kritische Aufmerksamkeit gerade dort gefragt. Haben doch die geplanten Kosten für die Flugfeldklinik die halbe Milliarde weit überschritten.