Das Jahresergebnis 2020 des Krankenhauses Stockach hebe sich von den Vorjahren ab, kündigte Geschäftsführer Michael Hanke dem Gemeinderat schon an, bevor er konkrete Zahlen nannte. „Doch etwas überraschend“ sei die Nachricht, die er überbrachte: Das erste Mal seit mindestens zehn Jahren sei das Ergebnis positiv ausgefallen – und das, obwohl 2020 auch für das Krankenhaus unter dem Zeichen von Corona gestanden habe. Das Geschäftsjahr konnte mit einem Gewinn in Höhe von rund 119.000 Euro abgeschlossen werden. „Der Abwärtstrend ist gebrochen“, freute sich Hanke. 2019 war noch ein Verlust von etwa 909.000 Euro verzeichnet worden.

Corona sorgte für Einschnitte

Dabei klang das, was Michael Hanke den Stadträten berichtete, zunächst gar nicht positiv: Im Zeitraum von März bis Mai 2020 sei es wegen Corona zu massiven Einschränkungen gekommen. Alle Eingriffe, die nicht dringend erfolgen mussten sondern verschoben werden konnten, seien eingestellt worden. Auf der Station 1 des Krankenhauses konnten in der Akutphase der Pandemie 14 Betten in den Mehrbettzimmern des Isolationsbereiches nicht belegt werden. In der Basisversorgung seien durch Corona 327 Fälle verloren gegangen. Dadurch sei ein Umsatzverlust von 1,3 Millionen Euro entstanden.

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Zum schlussendlichen Erfolg größtenteils beigetragen habe allerdings, dass in der Gelenkchirurgie 274 Fälle dazu gewonnen wurden – 2019 seien in diesem Bereich 1408 Patienten behandelt worden, im vergangenen Jahr 1682. „Das ist etwas, das sehr untypisch war, das ist nur in wenigen Krankenhäusern so gewesen“, erklärte Hanke den Räten. Die Operationen, die im Frühjahr nicht stattfinden konnten, seien bis zur zweiten Corona-Welle nachgeholt worden.

Es wurde kräftig investiert

Aber auch andere Dinge trugen zum Gewinn bei. So sei 2020 ein Pflegebudget eingeführt worden, das unabhängig von den Fällen gezahlt wird. Außerdem habe das Krankenhaus Stockach 1,5 Millionen Euro dafür erhalten, dass Betten für die Behandlung von Corona-Patienten freigehalten wurden. Und auch die Mehrkostenpauschale habe positiv zum Ergebnis beigetragen.

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Doch das Krankenhaus habe nicht nur Geld eingenommen, sondern auch ausgegeben. „Wir haben kräftig investiert“, verkündete Michael Hanke. In Summe seien rund 1,7 Millionen Euro in Maßnahmen gesteckt worden, unter anderem in die IT, den Bau des neuen Bettenhauses, eine neue Telefonanlage und sowie medizinische Geräte. Und: „Wir haben nicht nur investiert, wir haben auch saniert“, berichtete der Geschäftsführer. Die Instandhaltungsaufwendungen seien von 335.000 Euro auf 612.000 Euro fast verdoppelt worden. Unter anderem wurden die Lüftungsanlage im Operationssaal sowie der Nebeneingang erneuert.

Mehr Pflegepersonal

Und auch beim Personal habe sich etwas getan: „Was wir ordentlich aufgebaut haben ist die Pflege“, sagte Hanke. Am Krankenhaus Stockach gebe es nun 48 Pflegekräfte. „Das ist wichtig, damit die Arbeitsbelastung auf viele Schultern verteilt werden kann“, erklärte Michael Hanke. Außerdem sei ein neues Dienstplan-Modell eingeführt worden, „auch dafür braucht man entsprechendes Personal“. Zudem habe die Personaluntergrenzen-Verordnung eine Rolle bei der Entscheidung gespielt. Diese gibt an, wie viele Patienten eine Pflegekraft versorgen darf.

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Weniger positiv als die Bilanz des vergangenen Jahres fiel Hankes Blick auf Jahr 2021 aus: So werde der Preisanstieg über den Basisfallwert, der die Grundlage für die Vergütung der Krankenhausleistungen bildet, alleine nicht ausreichen, um die Mehrkosten durch Tariferhöhungen und IT auszugleichen. Es müssten auch 2021 Mehrleistungen gebracht werden, um ein ausgeglichenes Ergebnis zu erzielen, so Hanke. Solange in der Basisversorgung die Corona-bedingten Fallzahlverluste aufgeholt werden könnten, sei das grundsätzlich möglich. Allerdings sei noch unklar, inwieweit eine vierte Corona-Welle dies zulässt.