Klinik-Atlas des Bundes irreführend und voller handwerklicher Fehler
Seit dem 17.05.2024 ist der von Bundesgesundheitsminister Prof. Lauterbach mit enormen Vorschusslorbeeren beworbene Bundes-Klinik-Atlas bereits online. Mehr Transparenz im Hinblick auf die Versorgungsqualität sollte er bringen, das Gegenteil ist der Fall. Denn er weist grobe handwerkliche Fehler auf. Die aus Routinedaten verschiedener Institute entnommenen Zahlen haben mit der Realität häufig kaum etwas gemeinsam und sind nicht plausibel. So werden bei Maximalversorgern Fallzahlen der Koronaren Herzerkrankung – eine der häufigsten Diagnosen in der Kardiologie- mit 4-5 angegeben, obwohl mehrere hundert oder über tausend erbracht wurden. Es gibt große geburtshilfliche Kliniken, die „0“ (in Worten: NULL) Kaiserschnitte haben. Darüber kann man nur noch staunen, insbesondere in einem Fach, das seit Jahrzehnten eine für alle transparente externe Qualitätssicherung betreibt.
Auch die Suche von Fächern und Diagnosen gelingt nur zum Teil. Ca. 2/3 Drittel von 50 der von uns spontan befragten leitenden Ärztinnen und Ärzte sehen ihre Klinik nicht korrekt abgebildet, teilweise mit grotesken Verzerrungen. Pflegepersonalschlüssel beziehen sich wohl in der Regel auf das Gesamthaus, so dass sich bei gleichzeitig vorhandener Rehabilitationsabteilung, deren Fälle nicht mitgezählt werden, ein besonders auskömmlicher Schlüssel ergibt. Es bestätigen sich die Befürchtungen und Warnungen von uns und anderen Verbänden, dass ohne einen strukturierten Dialog mit den Kliniken, in dem die Zahlen auf ihre Plausibilität überprüft werden, fundierte und belastbare Aussagen nicht möglich sind. Unvorstellbar, wenn in dieser völlig unzureichenden Qualität und Erprobung in Zukunft Angaben zu Komplikationsraten der Krankenhäuser ins Netz gestellt werden. Diese Desinformation grenzt an Rufschädigung für die betroffenen Kliniken. […]