Editorial der Hygiene und Medizin: Unwissenheit, fehlende Fakten und Aktionismus: auch in Zeiten der Covid-19-Pandemie auf Prinzipien von Antibiotic Stewardship vertrauen

Wir wissen aktuell vieles (noch) nicht, was uns die Dynamik der SARS-CoV-2- und das Spektrum der Morbidität sowie die konkreten Ursachen der Mortalität erklärt. Wir kennen weder die Gesamtrate der Infektionen einschließlich der symptomlosen Infektionen, noch die Gründe für die unterschiedlichen Schweregrade bei den einzelnen Personengruppen, die Bedeutung unterschiedlicher Begleiterkrankungen und auch, ob es eine unterschiedliche Infektiosität je nach Alter oder Schweregrad gibt. Der Zusammenhang mit Alter und Schweregrad ist evident, aber Alter alleine erklärt die unterschiedlichen Krankheitsverläufe nicht. Noch unbekannt ist auch, welche Rolle bakterielle Superinfektionen bei Covid-19-Patienten spielen. Die Spanische Grippe 1918/1919 durch das pandemische Influenzavirus H1N1 hat nicht zuletzt auch deshalb eine hohe Sterberate (case fatality rate) mit schätzungsweise 40 – 50 Millionen Toten weltweit gehabt, weil es weder eine adäquate noch eine kausale Therapie der Virusinfektion selbst, noch eine antibiotische Therapie der bakteriellen Pneumonien gab, die sich als Superinfektion auf die virale Infektion aufpfropften. Die aktuellen Daten über den relativ langen Verlauf intensivmedizinischer Behandlungen einschließlich invasiver Beatmungen von Covid-19-Patienten lassen vermuten, dass es mit  zunehmender zu nosokomialen Pneumonien kommt. Belege dafür gibt es aber aktuell noch nicht, unbekannt sind Häufigkeit und bakterielle Ätiologie gleichermaßen.

Quelle: Krankenhaushygiene (PDF, 712KB)

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