Ulrich Gnauck macht aus seinem Unmut keinen Hehl: Eine aus heiterem Himmel aufgetauchte Diskussion über die Zukunft der Geburtenstationen in der Uckermark schmeckt dem Geschäftsführer des Asklepios-Klinikums so gar nicht. Verursacht wurde das durch einen gemeinsamen Kreistagsbeschluss der Fraktionen Bündnis 90/Die Grünen, Linke, SPD und CDU. Auf Antrag der Grünen ging das Papier durch. Es soll die Landrätin unterstützen, bei der gegenwärtig laufenden Krankenhausplanung in Berlin und Brandenburg den Fortbestand der stationären Geburtshilfen in Schwedt und Templin einzufordern sowie den Erhalt der pädiatrischen Station in Schwedt und die Wiederbelebung der Kinderstation in Templin. Würden solche Leistungen nicht mehr fortgeschrieben, so würde eine elementare Säule der Daseinsvorsorge fehlen, lautet die Begründung.
Doch Ulrich Gnauck bezeichnet das Ganze als "Sinnlos-Diskussion", die eher den Standort Uckermark beschädigt. Er sieht überhaupt keine Gefahr für die Schwedter Geburten- oder Kinderstation. Weder jetzt noch in Zukunft. "Ich wünsche mir viel lieber, dass der Ruf unserer Region gefördert wird, wenn wir junge Leute begeistern wollen, wenn wir Fachkräfte herziehen wollen und wenn wir mit einer hochmodernen Klinik und einem guten Team werben."
In Schwedt gibt es durchschnittlich etwa 350 Entbindungen. "Wo sollen denn die Frauen hin, wenn nicht zu uns?", fragt Gnauck. Er widerspricht allen Darstellungen, dass es für den Betrieb einer Geburtenstation Mindestzahlen gebe. Stattdessen seien die betreffenden Kliniken in Brandenburg in einem je nach vorhandenen Bedingungen eingestuften System untergliedert, das von der Geburtenklinik bis zum Perinatralzentrum Level I reicht.
Auch aus einem weiteren Grund sei kein Grund zur Panikmache vorhanden, erklärt Gnauck. "Weil der Gesetzgeber Wert darauf legt, dass die gesamte Fläche in dieser Hinsicht versorgt wird, gibt es einen Sicherstellungszuschlag." Das sei eine Bundesvereinbarung. 400 000 Euro jährlich zahlen die Kassen dafür, um ein mögliches Defizit in Krankenhäusern auszugleichen.

Unruhe ist unnötig

Was ein solches Klinikum wie Schwedt daher gerade jetzt nicht benötige, sei Unruhe unter den werdenden Müttern und bei den Familien. Gerade hat die Geschäftsführung neue Hebammen-Azubis eingestellt. "Das eigentliche Thema, das uns bewegt, ist die althergebrachte Trennung zwischen ambulanter und stationärer Betreuung", sagt Ulrich Gnauck. Er hat daher an Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher einen Brief geschrieben und ihr einen seiner Ansicht nach sinnvollen Vorschlag aus dem "grünen" Bundesland Baden-Württemberg geschickt. Dabei geht es um lokale Gesundheitszentren mit Fokus Geburtshilfe.

Keine Information im Vorfeld

Ist der uckermärkische Kreistagsbeschluss also eher hinderlich? Geschäftsführer Gnauck hat von der Sache erst hinterher aus der Zeitung erfahren. Einbringer des Antrages ist Robert Schindler von Bündnis 90/Die Grünen, also gewissermaßen ein Parteifreund der Gesundheitsministerin. Nach dessen Darstellung haben die Grünen den Beschluss in den Kreistag gebracht, um ein Wahlversprechen einzulösen. Pikanterweise arbeitet Schindler als Pflegedirektor bei der Gesellschaft für Leben und Gesundheit (GLG), dem Klinikkonzern der Landkreise Uckermark und Barnim. Das Unternehmen betreibt auch das Krankenhaus in Prenzlau, wo es keine Geburtshilfe mehr gibt.