Gesundheit:Neun von zehn Kliniken in Bayern rechnen mit Verlusten

Lesezeit: 1 min

Ohne kurzfristige finanzielle Hilfen des Bundes sehen Experten die Krankenhausversorgung im Freistaat ganz grundsätzlich in Gefahr. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Inflation, Personalmangel, Reformen: Eine Umfrage der Krankenhausgesellschaft zeigt, wie brisant die Lage vieler Einrichtungen ist. Die Rede ist von "systemischem Versagen".

89 Prozent der Kliniken in Bayern erwarten nach Ergebnissen der jährlichen Umfrage zum Bayerischen Krankenhaustrend für das Jahr 2023 ein Defizit. "Ich hätte mir nicht vorstellen können, Ihnen einmal solche Zahlen präsentieren zu müssen", sagte Roland Engehausen, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), bei der Vorstellung des 14. Bayerischen Krankenhaustrends am Mittwoch in München. "Wenn neun von zehn Krankenhäusern ins Defizit rutschen, geht es nicht um schlechtes Wirtschaften - das ist ein systemisches Versagen."

An der Umfrage unter den Verantwortlichen in den bayerischen Krankenhäusern beteiligten sich 127 Träger für 179 Krankenhäuser, das entspricht 67 Prozent der Betten im Freistaat. Als Grund für das Defizit wurde in der Umfrage vor allem der fehlende Inflationsausgleich genannt. Hilfsgelder kämen nicht ausreichend in den Kliniken an. Durch die fehlenden Mittel könnten beispielsweise Personalengpässe nicht durch Zeitarbeit ausgeglichen werden.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

"Aus einer Wirtschaftskrise wird eine Versorgungs- und Vertrauenskrise", sagte Engehausen. Zwischenzeitlich hätten die Kliniken jede siebte Behandlungsmöglichkeit nicht mehr anbieten können. Als größte Sorge wurde in der Umfrage noch vor dem Betriebskostendefizit der Fachkräftemangel genannt. Auch die Unsicherheit durch die politischen Rahmenbedingungen und die Diskussion um eine Krankenhausreform belasten die Krankenhäuser in Bayern stark.

86 Prozent der Teilnehmer am 14. Bayerischen Krankenhaustrend haben nur "niedriges" Vertrauen in die Bundesregierung bei dieser Reform. Das Vertrauen sei gefährdet, weil Praktiker bei den Beratungen außen vor gehalten würden, sagte Engehausen. Die BKG stelle sich nicht gegen Reformvorschläge, diese müssten aber behutsam angegangen und von den Regionen und Menschen her gedacht werden. Die Bayerische Krankenhausgesellschaft ist der Zusammenschluss von etwa 190 Krankenhausträgern mit mehr als 360 Krankenhäusern und insgesamt etwa 75 000 Betten in Bayern.

© SZ/EPD - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGesundheit
:"Ist das der Dank für drei Jahre Corona-Pandemie?"

Bayerns Kliniken kämpfen nach Corona mit hohen Verlusten. In einem Verbund aus 33 Häusern erwartet für 2023 kein einziges schwarze Zahlen. Das bringt auch Kommunen und Landkreise in Not.

Von Nina von Hardenberg

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: