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Nach Entlassungswelle: Krankenhaus GmbH sucht bereits wieder neue Mitarbeiter

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Dieses Stellen-Posting auf Facebook brachte die ehemaligen Mitarbeiter der Krankenhaus GmbH auf.
Dieses Stellen-Posting auf Facebook brachte die ehemaligen Mitarbeiter der Krankenhaus GmbH auf. © Facebook/set

Kurz vor Weihnachten bekamen rund 200 Mitarbeiter der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH ihre Kündigung. Der Landkreis stellte Millionen für die nötigen Abfindungen bereit. Nun sucht man bereits wieder nach Mitarbeitern.

Landkreis – „Wir waren eine eingeschworene Truppe auf unserer Station“, sagt eine ehemalige Mitarbeiterin des Schongauer Krankenhauses. Dann kam die Entlassungswelle bei der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH und die meisten von ihnen mussten gehen. Auch wenn man sich jetzt nicht mehr bei der Arbeit sieht, lassen die ehemaligen Kollegen den Kontakt nicht abreißen, treffen sich regelmäßig zum Stammtisch.

Bei einer der letzten Zusammenkünfte war die Stimmung allerdings deutlich getrübt. Grund war ein Posting der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH auf Facebook. Vier Monate, nachdem man kurz vor Weihnachten massenhaft Kündigungsbriefe verschickt hat, sucht die GmbH wieder nach Mitarbeitern. Für die Ehemaligen ein Schlag ins Gesicht, auch wenn es nicht unerwartet kommt. „Das hat sich schon abgezeichnet“, berichten sie. Schon kurz nach Versand der Kündigungsschreiben seien einige von ihnen auf WhatsApp angeschrieben und gefragt worden, ob sie nicht doch im Unternehmen bleiben wollen würden. „Da haben die meisten nicht mal darauf geantwortet“, berichten die Betroffenen.

Sie ärgert aber auch, wie mit dem Geld des Landkreises umgegangen werde. Der Kreistag hatte 12 Millionen Euro „Transformationskosten“ für den Zukunftsplan der Krankenhaus GmbH bewilligt, der Landkreis dafür weitere Schulden gemacht, die Kreisumlage stieg. Knapp 8 Millionen Euro von diesem Betrag wurden letztendlich für den Sozialplan ausgegeben, mit dem die Abfindungen der Mitarbeiter bezahlt wurden, die entlassen wurden (wir berichteten).

Gekündigte Mitarbeiter hatten teilweise Abfindungen im sechsstelligen Bereich bekommen

Es könne doch nicht sein, dass man jetzt, vier Monate später, Mitarbeiter, die teilweise Abfindungen im sechsstelligen Bereich bekommen hätten, wieder einstelle, so die ehemaligen Mitarbeiter der Krankenhaus GmbH. Sie berichten davon, dass damals Kollegen aus anderen Abteilungen zu ihnen versetzt worden seien. „Die wollten da überhaupt nicht arbeiten. Und wir, die wollten und die aber unsere Kündigungen in der Tasche hatten, sollten sie auch noch einarbeiten.“

Claus Rauschmeier, stellvertretender Geschäftsführer der Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH, kann die Aufregung nicht nachvollziehen. „Das sind handfeste Unterstellungen, die da geäußert werden und die vollkommen unbegründet sind.“ Er betont, dass bei der Erarbeitung und Umsetzung des Sozialplanes penibel darauf geachtet worden sei, alles genau regelkonform zu erledigen. Zudem sei der Betriebsrat intensiv mit eingebunden worden und habe alle Entscheidungen mitgetragen.

Er stellte klar: „Es gibt zwar keine festgelegte Sperrfrist, aber eine selbst auferlegte Schamfrist: Wem gekündigt wurde und wer zu uns zurückkehren will, der muss zumindest im Jahr 2024 auf seine gezahlte Abfindung verzichten.“ Es könne also keine Rede davon sein, dass Mitarbeiter erst die Abfindung kassiert hätten und nun bereits wieder im Unternehmen beschäftigt seien. Die Abfindungen zurückzuzahlen, „das macht in der Regel keiner – schon allein mit Blick darauf, dass im gesamten Umkreis dringend Personal gesucht wird“. Bislang habe es deswegen nur zwei Fälle gegeben.

Krankenhaus GmbH weist Vorwürfe entschieden zurück

Ansonsten gehöre es „zu den Grausamkeiten eines Sozialplanes, dass für Wünsche kein Raum ist“. Will meinen: Die Auswahl derjenigen, die das Unternehmen verlassen mussten, sei einzig und allein aufgrund der Sozialpunkte geschehen. Dabei spielen Betriebszugehörigkeit, familiäre Situation (etwa bei Alleinerziehenden), Alter und Grad der Behinderung eine Rolle. Einfach so Mitarbeiter aus dem Sozialplan herauszunehmen, sei nicht möglich. „Ausnahmen gab es, aber die mussten sehr genau begründet werden, um die Unverzichtbarkeit einzelner Mitarbeiter zu begründen“, so Rauschmeier. Auch hier sei der Betriebsrat intensiv eingebunden gewesen.

„Es gab mehrere Fälle, in denen wir gesagt haben: Diese Kollegin brauchen wir unbedingt. Aber am Ende musste wir sie aufgrund des Sozialplans doch entlassen.“ Aufgrund der Lücken, die der Sozialplan gerissen habe, sei es zu Versetzungen von Mitarbeitern auf andere Stationen gekommen, bestätigte Rauschmeier. Und auch dabei habe es nicht die Möglichkeit gegeben, Wünsche zu äußern.

Pflegedirektorin Anne Ertel weist im Gespräch mit der Heimatzeitung darauf hin, dass nach wie vor über 800 Menschen für die Krankenhaus Weilheim-Schongau GmbH arbeiten würden. Bei einer solchen Größe sei es normal, dass es zu Personalfluktuationen kommt.

Deswegen habe man Ende März auch wieder Stellen ausgeschrieben, weil akuter Bedarf besteht. Denn die Versorgung der Patienten im Weilheimer Krankenhaus und dem Gesundheitszentrum in Schongau müsse schließlich weitergehen. Das habe nichts mit Fehlplanungen zu tun, was da unterstellt werde. Sondern sei ganz einfach aktuellen Entwicklungen geschuldet.

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