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Falsches Spiel bei Melsunger Klinik? Asklepios plant womöglich schon seit 2018 ohne Chirurgie

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Jetzt geht’s los: Dieser Spruch an der Baugrube an der Kasseler Straße in Melsungen wirkt für viele mittlerweile wie ein Scherz, wird doch gar nicht mehr mit dem Neubau des Krankenhauses gerechnet.
Jetzt geht’s los: Dieser Spruch an der Baugrube an der Kasseler Straße in Melsungen wirkt für viele mittlerweile wie ein Scherz, wird doch gar nicht mehr mit dem Neubau des Krankenhauses gerechnet. © Damai Dewert

Melsungen – Plant Asklepios schon seit Jahren im Melsunger Krankenhaus die Chirurgie abzubauen und auf den Neubau zu verzichten?

Als Schmierentheater bezeichnete Jürgen Kaufmann, Erster Kreisbeigeordneter, jedenfalls das Handeln vom Klinikkonzern Asklepios in der Causa Melsungen. Denn jetzt wird bekannt, dass Asklepios bereits im Mai 2018 ein Gutachten bei der Hessen Agentur in Auftrag gegeben hat, die notwendigen medizinischen Leistungen am Standort Melsungen überprüfen zu lassen. Die Hessen Agentur ist eine Dienstleistungsgesellschaft des Landes.

Besonders pikant sei, sagte Kaufmann, dass mit Zustimmung des hessischen Sozialministeriums das Szenario einer möglichen Schließung der chirurgischen Abteilung erarbeitet werden sollte. „Quasi im Geheimen verhandeln Asklepios und Ministerium über den Verzicht einer chirurgischen Abteilung, den Verzicht des Neubaus und einer völlig anderen Ausrichtung des Restklinikums“, sagte Kaufmann in der Kreistagssitzung in der Körler Berglandhalle. Es wirke sehr befremdlich, wenn das Ministerium immer noch davon ausgehe, dass es in Melsungen eine 24/7-Notfallversorgung gebe.

Skandalös sei, dass der Landkreis – als zuständige Körperschaft nach dem hessischen Krankenhausgesetz – völlig außen vor gehalten wurde. Eine Teilnahme an der Notversorgung sei faktisch in Melsungen nicht mehr gegeben. Die Schwalm-Eder-Kliniken von Asklepios sind aber verpflichtet, an der Notfallversorgung teilzunehmen. Das ergibt sich aus dem Krankenhausplan des Landes. Dort heißt es, es muss eine Rund-um-die-Uhr-Bereitschaft an allen Tagen geben sowie intensivmedizinische, internistische und chirurgische Behandlungskapazitäten.

Der Landkreis habe mit dem Verkauf der Kliniken 2006 seine gesetzliche Verpflichtung der medizinischen Versorgung an Asklepios übertragen. Wenn dieser jetzt nicht nachgekommen werde, müsse man jetzt die rechtlichen Möglichkeiten überprüfen, sagte Kaufmann. Es sei daher eine Kanzlei eingeschaltet worden. Foto: Schwalm-Eder-Kreis

Asklepios hatte unlängst eingeräumt, auch eine Sanierung des Bestandsgebäudes zu erwägen. Sogar ein anderer Standort als der schräg gegenüber an der Kasseler Straße wurde geprüft. Zwischenzeitlich investierte der Konzern fast eine Million Euro in die Sanierung mehrerer Stationen für den Umbau zu psychiatrischen Stationen. Zu den neuerlichen Vorwürfen äußerte sich der Klinikkonzern am Montag bis Redaktionsschluss nicht.

Von Damai D. Dewert

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