Überlastete Krankenhäuser: Ein Drittel der Intensivpflegenden will aufhören

Ärzte und Intensivpfleger kümmern sich um die schwer kranken Covid-19-Patienten auf der Corona-Intensivstation.

Ärzte und Intensivpfleger kümmern sich um die schwer kranken Covid-19-Patienten auf der Corona-Intensivstation.

Die Corona-Pandemie ist für Mediziner und Pflegekräfte in den Intensivstationen, Notaufnahmen und im Rettungsdienst eine massive Belastungsprobe. Mehr als 5000 Corona-Patienten bundesweit brauchen aktuell eine intensivmedizinsche Versorgung. Folglich nimmt in den Krankenhäusern nicht nur das Arbeitspensum zu, sondern auch der psychische Druck. Das verdeutlicht jetzt auch eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN), die zwischen dem 5. und 16. April durchgeführt wurde.

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Demnach fühlen sich 72,2 Prozent der nicht ärztlichen Mitarbeiter in den Intensivstationen, Notaufnahmen und im Rettungsdienst während der dritten Corona-Welle überlastet. Bei den Ärzten sind es 45,5 Prozent. Rund ein Drittel der Pflegekräfte, Sanitäter und sonstigen Berufsgruppen (30,5 Prozent) und 18,9 Prozent der Mediziner gaben bei der Umfrage zudem an, dass sie ihre Arbeitsstelle in den kommenden zwölf Monaten aufgeben wollen. Zudem möchten 45,8 Prozent der nicht ärztlichen Mitarbeiter ihren Stellenanteil reduzieren. Bei den Ärzten hegen 29,6 Prozent diesen Wunsch.

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Mediziner und Pflegekräfte wünschen sich nachhaltige Krankenhausreform

Insgesamt 1321 Mitarbeiter des Gesundheitswesens haben an der Befragung der DGIIN teilgenommen. Sie umfasste fünf verschiedene Berufsgruppen: Ärzte (35,5 Prozent), Pflegepersonal (57,3 Prozent), Rettungssanitäter (4,5 Prozent), Medizinische Fachangestellte (0,8 Prozent) und andere Berufe (2,2 Prozent).

Sowohl bei den nicht ärztlichen als auch bei den ärztlichen Mitarbeitern glaubt eine deutliche Mehrheit nicht daran, dass die Intensiv- und Notfallmedizin sowie der Rettungsdienst nach drei Corona-Wellen noch strukturell und personell für die Zukunft ausreichend belastbar aufgestellt sind. Dieser Aussage stimmten 80,3 Prozent der Ärzte und 93,5 Prozent der Pflegekräfte, Sanitäter und sonstigen Berufsgruppen zu.

Stattdessen wächst im Gesundheitswesen die Sorge, dass der Pflegepersonal- und Ärztemangel nach der Pandemie noch ausgeprägter sein könnte. Die Mehrheit der Befragten (95,9 Prozent der nicht ärztlichen Mitarbeiter und 95,5 Prozent der Ärzte) ist derzeit überzeugt, dass die Politik dieses Problem nicht löst. Dabei brauche es nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer eine nachhaltige Krankenhausreform mit Stärkung der Intensiv- und Notfallmedizin sowie bessere Arbeitsbedingungen. Dafür sprechen sich 98,7 Prozent der Ärzte und 99,8 Prozent der Pflegekräfte, Sanitäter und sonstigen Berufsgruppen aus.

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„Es wird die Krankenhäuser nach Corona hart treffen“, kommentierte Christian Karagiannidis, medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des Intensivregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), die Ergebnisse auf Twitter. Er hat die Befragung zusammen mit dem ehemaligen Divi-Präsidenten, Uwe Janssens, und dem Sprecher der Sektion Pflege der DGIIN, Carsten Hermes, durchgeführt. Karagiannidis’ Appell an die Intensivpflegenden: „Bitte bleibt!“

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