Vorwürfe als einseitig zurückgewiesen

Klinik-Konzern Asklepios reagiert auf "Team Wallraff"-Enthüllungen: "Bedauerliche Einzelfälle"

Nach den „Team Wallraff“-Enthüllungen in zwei Krankenhäusern des Asklepios-Konzerns weist dieser die Berichterstattung in einer Stellungnahme auf seiner Website als „einseitig und effektheischend“ zurück. Bei den gezeigten Situationen handele es sich um „bedauerliche Einzelfälle“, die nun umgehend geprüft werden sollen. So beurteilt das Unternehmen die Recherche-Ergebnisse der Undercover-Reporterinnen.

Internationale Pflegekräfte: Fehler durch Sprachbarrieren?

In der Asklepios-Klinik Nord-Heidberg in Hamburg erlebte Undercover-Reporterin Michelle Situationen, die auf sie besorgniserregend wirkten: Auf einer Station trug eine ausländische Pflegerin in Ausbildung eine Bettpfanne mit mutmaßlich hochinfektiösen Kot aus einem Isolationszimmer. Außerdem entdeckte ein Pfleger nur durch Zufall ein falsch angemischtes Medikament, das für Patienten hätte gefährlich werden können. Sorgen hier Sprachbarrieren und mangelnde Anleitung der ausländischen Pflegekräfte für Probleme?

Asklepios schreibt hierzu, die Darstellung entspräche „weder dem Klinikalltag unserer Ausbildungsstation noch den Erfahrungen der Patient:innen und Mitarbeiter:innen vor Ort.“ Es sei „völlig unangemessen“, die „Internationalen Pflegekräfte auf ihr Sprachniveau zu reduzieren und ihre medizinische Qualifikation zu bezweifeln“. Sie seien bereits in ihren Heimatländern ausgebildet und durchliefen in Deutschland „ein standardisiertes Anerkennungsverfahren, bei dem auch der Sprachaspekt berücksichtigt wird.“

„Team Wallraff“ weist diese Vorwürfe wiederum zurück: „Wir begrüßen ausdrücklich die Bemühungen von Asklepios und jeder Einrichtung im Pflege- und Gesundheitssektor, internationale Pflegekräfte nach Deutschland zu holen und gut auszubilden. Die Recherchen von Team Wallraff haben aber gezeigt, dass in der Ausbildung der internationalen Pflegekräfte durch Asklepios erhebliche Mängel bestehen. Dies lag nach ‘Team Wallraff’-Recherchen unter anderem daran, dass teilweise während unseres Rechercheeinsatzes zu wenig examinierte Pflegekräfte für die Ausbildung der internationalen Pflegekräfte vor Ort waren oder diese schlicht keine Zeit für die internationalen Pflegekräfte hatten. Diese Mängel haben unserer Meinung nach zu Frustration und Verunsicherung geführt bei den internationalen Pflegekräften selbst, den Patientinnen und Patienten und den ausbildenden Pflegerinnen und Pflegern.“

Müll nach Blutprobe durchwühlt – Asklepios: "individuelles Fehlverhalten eines Arztes"

In der Asklepios-Kinderklinik St. Augustin erlebte Reporterin Jana, wie zwei kleine Jungen mit Verdacht auf das RS-Virus in einem Zimmer zusammengelegt wurden – obwohl eine Pflegerin erklärte, die entsprechenden Schnelltests seien nicht zuverlässig. Bestand hier möglicherweise Ansteckungsgefahr für eins der beiden Kinder?

„In der Zeit, in der die TV-Aufnahmen getätigt wurden, herrschte in allen Kinderkliniken Deutschlands angesichts der schweren RSV-Infektionswelle eine Ausnahmesituation“, so Asklepios. Diese könne nicht mit dem Normalbetrieb gleichgesetzt werden. Man sei zu jeder Zeit dem Versorgungsauftrag nachgekommen.

„Team Wallraff“ zeigte außerdem, wie Pflegerinnen den Müll einer Station auf der Suche nach einer Blutprobe durchwühlten, nachdem ein Arzt für diese das falsche Röhrchen benutzt hatte. Asklepios schreibt, der Klinikleitung sei im Bezug auf Blutproben nur ein Fall bekannt, „in dem es zu einem fehlerhaften Umgang hätte kommen können“. Dieser sei aber rechtzeitig unterbunden worden; das Unternehmen spricht von einem „individuellen Fehlverhalten eines Arztes“. Die Patientinnen und Patienten seien zu keiner Zeit gefährdet gewesen.

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Wie geht es nach den "Team Wallraff"-Enthüllungen weiter?

Asklepios wurde vor Ausstrahlung der Reportage von „Team Wallraff“ über die Recherche-Ergebnisse informiert, wobei keine konkreten Personen oder Namen genannt wurden, um diese zu schützen. Der Klinikbetreiber beteuert, das Gezeigte ernstzunehmen. „Sobald wir von der möglichen Kritik an den Abläufen in unseren zwei Kliniken erfahren haben, wurde bereits unverzüglich eine Prüfung durch das Asklepios Qualitätsmanagement eingeleitet“, heißt es auf der Unterseite „RTL-Faktencheck“. Diese Prüfung laufe weiterhin – denn der Asklepios-Konzern habe durch die „Team Wallraff“-Berichterstattung nun neue Informationen erlangt, die ihm im Voraus nicht mitgeteilt worden seien. (rka)

Video-Playlist zu "Team Wallraff"

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