Erding:Defizit des Klinikums wird höher als erwartet

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Beim Patientenforum steht diesmal die Abteilung Anästhesie am Klinikum Erding im Mittelpunkt. (Foto: Renate Schmidt)

Mehr ambulante Leistungen, weniger stationäre Eingriffe sowie Personalmangel führen zu einer unterplanmäßigen Entwicklung der Krankenhauserlöse. Statt 15,5 Millionen Euro fehlen derzeit 19 Millionen. Corona ist zurück mit dem ersten Todesfall.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Das Klinikum Erding wird voraussichtlich bis zum Jahresende ein um rund 3,5 Millionen Euro höheres Defizit einfahren als geplant, wie Krankenhausdirektor Dirk Last im Krankenhausausschuss am Mittwoch sagte. Nach der derzeitigen Hochrechnung liegt das Minus bei 19,02 Millionen Euro. Entgegen der Planung habe es eine deutliche Verlagerung von bisher stationär erbrachten Leistungen in den ambulanten Bereich gegeben. Dort seien die Vergütungen jedoch geringer, sagte Last. Außerdem fehle dem Klinikum Personal, womit viele Kapazitäten nicht ausgenutzt werden könnten. Zudem ist Corona zurück. Derzeit gebe es 25 Corona-Patienten, vier davon auf Intensiv. Zudem gab es laut Last den ersten Todesfall.

"Die stationären Leistungen des Klinikums Landkreis Erding haben sich von Januar bis August positiv im Vergleich zum Vorjahr entwickelt." Eine positive Nachricht hatte der Krankenhausdirektor für die Ausschussmitglieder. Allerdings kam das "aber" gleich danach: Die Case-Mix-Punkte, der Leistungswert für stationäre Patienten, liegen im Vergleich zum Vorjahreszeitrum zwar um 4,1 Prozent höher, aber 11,6 Prozent unter dem Plan. Bei den Fallzahlen insgesamt ein ähnliches Bild: 9929 Fälle sind zwar 3,4 Prozent mehr als 2022, aber 13,5 Prozent weniger als geplant.

Die Erlöse werden bei den Krankenhausleistungen um 6,2 Prozent zurückgehen

Eine der Ursachen, wie Dirk Last sagte, sei, dass es eine deutliche Verlagerung von bisher stationär erbrachten Leistungen in den ambulanten Bereich gegeben habe. Das dortige Plus von wohl rund 170 000 Euro (plus 7,7 Prozent) werde aber deutlich vom Minus auf der stationären Seite übertroffen, da die Vergütung der Leistungen im ambulanten Bereich geringer sei als wenn diese Fälle über eine Fallpauschale als stationäre Krankenhausbehandlung abgerechnet würden. Die Erlöse werden bei den Krankenhausleistungen um 6,2 Prozent zurückgehen (4,5 Millionen Euro unter Plan). Als man den Wirtschaftsplan 2023 aufgestellt habe, seien die Effekte des zum 1. Januar 2023 neu in Kraft getretenen Katalogs zum ambulanten Operieren noch nicht bekannt gewesen, sagte der Direktor im Ausschuss. In dem Katalog seien verpflichtend ambulant zu erbringenden Leistungen deutlich ausgeweitet worden.

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Ein ungewolltes finanziell positives Plus gegenüber dem Wirtschaftsplan 2023 habe es beim Personalaufwand gegen, wie Last sagte: Dort werden wegen Personalmangels voraussichtlich bis Jahresende 1,2 Millionen Euro weniger ausgegeben. Das Klinikum stehe, wie andere Branchen auch, vor der großen Herausforderung, ausreichend Fachkräfte zu finden und zu binden. So konnten aufgrund von Personalmangel (insbesondere Ärzte, Pflege, Funktionspersonal) in verschiedenen Bereichen nicht alle Betten belegt und die vollen OP-Kapazitäten genutzt werden, so Last. Die Patientenzahlen hätte mehr OPs erlaubt, die angestrebten Planzahlen würden nicht an fehlenden Patienten scheitern.

"Die Schere zwischen Kosten und Erlösen geht weiter auseinander"

Dazu komme, so Last, dass die Tarifsteigerungen bei der Vergütung von Krankenhäusern nach wie vor bei Weitem nicht abgedeckt seien, "die Schere zwischen Kosten und Erlösen geht weiter auseinander". Auch die deutlich gestiegenen Preise für den Sachaufwand und die Energie seien in der Vergütung nicht sachgerecht abgebildet und führen derzeit in vielen Krankenhäusern zu erheblichen Defiziten.

Die Klinik Dorfen ist eine Außenstelle des Klinikums Erding. Neben der Akutgeriatrie gibt es hier eine internistische Abteilung mit 42 Betten. (Foto: Renate Schmidt)

In Dorfen entwickelt sich nach Angaben von Direktor Last die Akutgeriatrie erfreulicher Weise deutlich über Plan. Allerdings entwickle sich die vom Leistungsumfang deutlich größere Abteilung der Inneren Medizin unterplanmäßig, was auf Personalmangel im pflegerischen Bereich zurückzuführen sei. In beiden Bereichen sei die Aufrechterhaltung des Betriebs nur mit einer erheblichen Anzahl von Leiharbeitskräften möglich. Derzeit fünf Leiharbeitskräfte je Fachbereich.

Das Corona-Virus ist "wieder in unser Haus eingezogen"

Ein Faktor, der ebenfalls den Personalmangel verschärfe, sei, "dass Corona wieder in unser Haus eingezogen ist". Auch deshalb gebe es krankheitsbedingt Ausfälle vor allem beim Pflegepersonal und am Klinikum Erding "doch recht hohen Krankenstand", sagte der Krankenhausdirektor. Der sei sogar noch höher als vor der Corona-Pandemie. "Das Klinikum Erding oder Dorfen bildet dabei keine Ausnahme, sondern das ist ein allgemeines Phänomen." Stand Mittwoch werden laut Dirk Last 25 Corona-Patienten am Klinikum betreut, vier davon liegen auf der Intensivstation. Zudem gebe es den ersten Corona-Todesfall.

Momentan, so der Krankenhausdirektor, gebe es auf politischer Ebene keine Anzeichen dafür, dass sich die Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser im nächsten Jahr ändern werden. Eine zusätzliche finanzielle Unterstützung der Krankenhäuser sei im Bundeshaushalt zumindest nicht vorgesehen. "Deshalb werde es eine große Herausforderung für die Kommunen bleiben, die hohen Defizite bei gleichzeitige stagnierender Wirtschaftsentwicklung in ihren Haushalten abzubilden", wie es in der Sitzungsvorlage heißt.

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