FormalPara Zusammenfassung

Mit den DRG-Daten nach § 21 Krankenhausentgeltgesetz (KHEntgG) steht den Nutzerinnen und Nutzern im Rahmen des Angebots des Statistischen Bundesamtes seit dem Jahr 2005 neben den Grund- und Kostendaten und den Diagnosedaten der Krankenhäuser eine weitere wichtige Datenquelle zur Verfügung. Gegenstand dieses Beitrags sind zentrale Ergebnisse zur stationären Versorgung des Jahres 2017 , die das Informationsspektrum der herkömmlichen amtlichen Krankenhausstatistik ergänzen und erweitern. Im Vordergrund stehen die Art und Häufigkeit durchgeführter Operationen und medizinischer Prozeduren sowie die Darstellung wichtiger Hauptdiagnosen, ergänzt um ihre jeweiligen Nebendiagnosen auch unter fachabteilungsspezifischen Gesichtspunkten der vollstationär behandelten Krankenhauspatientinnen und -patienten. Ausgewählte Ergebnisse zum erbrachten Leistungsspektrum der Krankenhäuser, insbesondere zur Art und zum Umfang der abgerechneten Fallpauschalen (DRGs), den Hauptdiagnosegruppen (MDCs) sowie zum Casemix (CM) und Casemix-Index (CMI) werden in diesem Beitrag ebenfalls dargestellt.

In addition to basic and cost data and hospital diagnosis data, the DRG data in accordance with § 21 of the Hospital Remuneration Act (KHEntgG) have been an important data source for users of the German Federal Statistical Office’s services since 2005. The article provides key findings on inpatient care in Germany in 2017, thus supplementing and extending the information spectrum of conventional official hospital statistics. The focus is on the type and frequency of surgical and medical procedures performed as well as important main diagnoses of inpatients supplemented by their respective secondary diagnoses, which are also considered under department-specific aspects. Additionally, the author presents selected data on the range of services provided by hospitals, in particular on the type and scope of DRGs, MDCs, Case Mix (CM) and Case Mix Index (CMI).

1 Vorbemerkung

Im Rahmen der Novellierung der Krankenhausfinanzierung im Jahr 2000 führte der Gesetzgeber zur Vergütung der Leistungen von Krankenhäusern das auf Fallpauschalen basierende DRG-Entgeltsystem (DRG für Diagnosis Related Groups) ein. Seit dem 1. Januar 2004 ist die Anwendung dieses Abrechnungssystems für allgemeine Krankenhäuser, die dem Anwendungsbereich des § 1 Krankenhausentgeltgesetz (KHEntgG) unterliegen, verpflichtend. Ausnahmen galten bislang weitestgehend nur für psychiatrische und psychosomatische Krankenhäuser oder einzelne Spezialkliniken mit seltenen bzw. wenig standardisierbaren Indikationsbereichen und Verfahren.Footnote 1

In diesem Kontext wurde auch die Übermittlungsverpflichtung der Krankenhäuser für DRG-Daten einschließlich aller Leistungen, die nach Fallpauschalen abgerechnet werden, festgeschrieben. Zur Optimierung und Weiterentwicklung der bisherigen amtlichen Krankenhausstatistik wird über das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) ein ausgewähltes und gesetzlich genau definiertes Merkmalsspektrum dieser umfangreichen Struktur- und Leistungsdaten an das Statistische Bundesamt übermittelt. Auf dieser Basis stehen Informationen über die Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) zur Verfügung.Footnote 2

Einen deutlichen Informationszugewinn stellt insbesondere die Prozeduren-, Diagnose- und Leistungsstatistik dar. Danach können differenzierte Angaben für alle vollstationären Behandlungsfälle eines Kalenderjahres zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel zu Operationen und medizinischen Prozeduren oder eine Erweiterung der Hauptdiagnosen um ihre jeweiligen Nebendiagnosen auch unter fachabteilungsspezifischen Gesichtspunkten. Je nach Berichtsjahr kann darüber hinaus auch auf Ergebnisse beispielsweise zur Art und zum Umfang der abgerechneten Fallpauschalen (DRGs), zu Hauptdiagnosegruppen (MDCs) sowie zum Casemix (CM) und Casemix-Index (CMI) zurückgegriffen werden.

Im Folgenden werden zentrale Ergebnisse zur stationären Versorgung des Berichtsjahres 2017 dargestellt, die das Informationsspektrum der herkömmlichen amtlichen Krankenhausstatistik (vgl. hierzu die Kap. 17 und Kap. 18 in diesem Band) ergänzen und erweitern.

2 Erläuterungen zur Datenbasis

Grundlage für die folgenden Auswertungen bilden die Daten nach § 21 KHEntgG. Zur Datenlieferung sind alle Krankenhäuser verpflichtet, die nach dem DRG-Vergütungssystem abrechnen und dem Anwendungsbereich des § 1 KHEntgG unterliegen. Einbezogen sind darin auch Krankenhäuser der Bundeswehr, sofern sie Zivilpatienten behandeln und Kliniken der Berufsgenossenschaften, soweit die Behandlungskosten nicht von der Unfall-, sondern der Krankenversicherung vergütet werden. Von der Lieferverpflichtung ausgenommen sind Krankenhäuser im Straf- oder Maßregelvollzug und Polizeikrankenhäuser. Darüber hinaus bleiben Leistungen von psychiatrischen und psychosomatischen Einrichtungen nach § 17d Abs. 1 KHG unberücksichtigt.

Die folgenden Auswertungen für das Jahr 2017 beruhen auf den Struktur- und Leistungsdaten von 1.477 Krankenhäusern und umfassen 18,9 Millionen vollstationär behandelte Fälle. Detaillierte Informationen, ob und inwieweit Datenlieferungen einzelner Krankenhäuser möglicherweise nicht fristgerecht oder nur unvollständig an die DRG-Datenstelle übermittelt wurden und damit eine Untererfassung sowohl der Krankenhäuser als auch der Patientinnen und Patienten vorliegt, stehen für das Jahr 2017 nicht zur Verfügung. Aufgrund der Art der Daten als Abrechnungsdaten der Krankenhäuser ist aber davon auszugehen, dass die nach dem DRG-Vergütungssystem abrechnenden Krankenhäuser nahezu vollständig erfasst und nur geringe Ausfälle zu verzeichnen sind.

Im Vergleich zu den Grund- und Diagnosedaten der Krankenhäuser (vgl. Kap. 18 und Kap. 19) sind in der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik (z. B. bei der Fallzahl und durchschnittlichen Verweildauer der vollstationär behandelten Patientinnen und Patienten) bei verschiedenen Merkmalen zum Teil deutliche Abweichungen festzustellen. Diese Abweichungen sind vor allem darauf zurückzuführen, dass bei der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik keine Daten von Einrichtungen und Patienten einbezogen sind, die nach der Bundespflegesatzverordnung (BPflV) abgerechnet werden und außerhalb des Geltungsbereichs des DRG-Entgeltsystems liegen. Dies sind vor allem Einrichtungen der Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapeutischen Medizin.Footnote 3 Daher sind diese Statistiken nur bedingt miteinander vergleichbar und vielmehr als gegenseitige Ergänzung zu betrachten.

3 Eckdaten der vollstationär behandelten Krankenhauspatientinnen und -patienten

Nach der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik wurden im Jahr 2017 18,9 Millionen Patientinnen und PatientenFootnote 4 aus einer vollstationären Krankenhausbehandlung entlassen. Erstmals seit Einführung der Statistik im Jahr 2005 ist im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Behandlungsfälle zurückgegangen. Insgesamt waren dies mit 60.428 Fällen 0,3 % weniger als im Jahr zuvor. AltersstandardisiertFootnote 5 ging die Fallzahl im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 % zurück. Im Durchschnitt dauerte ein Krankenhausaufenthalt 6,1 Tage und nahm im Vergleich zum Vorjahr weiter um 0,1 Tage ab. 53 % der Behandlungsfälle entfielen auf weibliche und 47 % auf männliche Patienten. Durchschnittlich waren die behandelten Frauen und Männer 56 Jahre alt. Je 100.000 Einwohner wurden 22.757 Patientinnen und Patienten stationär in den Krankenhäusern behandelt. Im Vergleich zu anderen Altersgruppen waren die Behandlungszahlen je 100.000 Einwohner erwartungsgemäß bei den unter 1-Jährigen (125.805) und dem Personenkreis im höheren und sehr hohen Alter wie auch in den Vorjahren besonders hoch. Bei den über 75-Jährigen wurden beispielsweise 60.019 Patientinnen und Patienten je 100.000 Einwohner behandelt.

WohnortbezogenFootnote 6 gab es die meisten Behandlungsfälle je 100.000 Einwohner in Sachsen-Anhalt (27.062 Fälle), in Thüringen (26.622 Fälle) und im Saarland (26.219 Fälle). Im Gegensatz dazu war die geringste Anzahl an Behandlungsfällen je 100.000 Einwohner in Baden-Württemberg (18.889 Fälle), Hamburg (19.555 Fälle) und Bremen (20.030 Fälle) zu verzeichnen (Tab. 19.1).

Tab. 19.1 Patientinnen und Patienten nach Behandlungs- und Wohnort sowie Behandlungsfälle je 100.000 Einwohner 2017

Auf Grundlage der siedlungsstrukturellen Regionstypen des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR) ist hierzu ergänzend eine Unterscheidung nach städtischen Regionen, Regionen mit Verstädterungsansätzen und ländlichen Regionen sowohl zwischen als auch innerhalb der Bundesländer möglich.Footnote 7 Unter anderem bedingt durch die Altersstruktur der Bevölkerung liegt insgesamt die Zahl der stationär versorgten Patientinnen und Patienten je 100.000 Einwohner in ländlichen Regionen (24.536 Fälle) deutlich höher als in städtischen Regionen (22.330 Fälle) und in Regionen mit Verstädterungsansätzen (22.762 Fälle). Regional betrachtet wurden in ländlichen Regionen vor allem in den neuen Bundesländern, insbesondere in Thüringen (28.607 Fälle), Sachsen-Anhalt (27.614 Fälle) und Sachsen (25.734 Fälle), die meisten Patientinnen und Patienten je 100.000 Einwohner stationär behandelt. In Regionen mit Verstädterungsansätzen lagen Hessen (26.897 Fälle), wiederum Sachsen-Anhalt (26.046 Fälle) sowie Sachsen (25.932 Fälle) an der Spitze. Die vordersten Plätze in städtischen Regionen nahmen das Saarland (26.550 Fälle), Nordrhein-Westfalen (25.015 Fälle) und Rheinland-Pfalz (22.809 Fälle) ein (Abb. 19.1).

Abb. 19.1
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Patientinnen und Patienten je 100.000 Einwohner 2016 nach Bundesland und Siedlungsstruktur (Regionstyp) (Dargestellt sind Ergebnisse für das Berichtsjahr 2016, da die Bevölkerungszahlen nach siedlungsstrukturellen Regionstypen für 2017 noch nicht vorliegen) (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Unter Einbezug der Dauer des Krankenhausaufenthalts der Behandelten gab es 532.564 sogenannte Stundenfälle. Dies sind vollstationär aufgenommene Patientinnen und Patienten, bei denen sich innerhalb des ersten Tages herausstellt, dass ein stationärer Aufenthalt nicht erforderlich ist, oder Patientinnen und Patienten, die innerhalb des ersten Tages versterben. Im Jahr 2017 betrug ihr Anteil an allen Behandlungsfällen 2,8 %. Die Zahl der sogenannten Kurzlieger, d. h. Patientinnen und Patienten, die mindestens eine Nacht und höchstens drei Nächte im Krankenhaus verbringen, lag bei knapp 8,5 Millionen. Diese Patientengruppe entsprach einem Anteil von 44,9 % der Behandlungsfälle. Gegenüber dem Vorjahr war bei Kurzliegern ein Anstieg um 1,3 % und bei Stundenfällen ein Rückgang um 3,1 % zu verzeichnen.

Im Hinblick auf den Aufnahmeanlass wurden im Jahr 2017 46,7 % der Fälle aufgrund einer ärztlichen Einweisung in die vollstationäre Krankenhausbehandlung aufgenommen. Bei 45,8 % wurde die Krankenhausaufnahme als Notfall eingeordnet (Abb. 19.2).

Abb. 19.2
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Krankenhausfälle nach Aufnahmeanlass 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Der häufigste Entlassungsgrund bei den Patientinnen und Patienten war die reguläre Beendigung der Behandlung. In 87,4 % aller Fälle wurde die vollstationäre Krankenhausbehandlung durch eine reguläre Entlassung abgeschlossen. Eine reguläre Beendigung des Krankenhausaufenthalts lag auch vor, wenn eine nachstationäre Behandlung vorgesehen war (6,6 %). Entgegen ärztlichem Rat wurde die Behandlung in 2,4 % der Fälle abgebrochen. Die Unterbringung in einer Pflegeeinrichtung erfolgte in 2,1 % und die Entlassung in eine Rehabilitationseinrichtung mit einer entsprechenden Weiterbehandlung in 1,9 % der Fälle (Abb. 19.3).

Abb. 19.3
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Krankenhausfälle nach Entlassungsgrund 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

4 Ausgewählte Hauptdiagnosen mit den wichtigsten Nebendiagnosen der Behandelten

Mit der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik stehen umfangreiche Informationen sowohl zu den Haupt- als auch zu den Nebendiagnosen zur Verfügung. Als Hauptdiagnose wird gemäß den Deutschen KodierrichtlinienFootnote 8 die Diagnose angegeben, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthalts der Patientin/des Patienten verantwortlich ist. Der Begriff „nach Analyse“ bezieht sich auf die Evaluation der Befunde am Ende des stationären Aufenthalts. Die dabei festgestellte Hauptdiagnose muss daher nicht mit der Aufnahme- oder Einweisungsdiagnose übereinstimmen. Die Hauptdiagnose ist entsprechend der 10. Revision der Internationalen Statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme ICD-10 GMFootnote 9 zu kodieren.

Als relevante Nebendiagnose (Komorbidität und Komplikation) gelten Krankheiten oder Beschwerden, die entweder gleichzeitig mit der Hauptdiagnose bestehen oder sich während des Krankenhausaufenthalts entwickeln. Voraussetzung hierfür ist eine diagnostische Maßnahme (Verfahren und/oder Prozedur), eine therapeutische Maßnahme oder ein erhöhter Pflege- und/oder Überwachungsaufwand. Nebendiagnosen sind ebenfalls gemäß der ICD-10 GM zu kodieren.

In Bezug auf die Hauptdiagnosekapitel wurden die Patientinnen und Patienten im Jahr 2017 mit Abstand am häufigsten aufgrund von Krankheiten des Kreislaufsystems (2,9 Millionen Fälle) stationär behandelt. Weitere Behandlungsanlässe waren vor allem Verletzungen und Vergiftungen (2,0 Millionen Fälle) sowie Krankheiten des Verdauungssystems (1,9 Millionen Fälle). Bei Frauen spielten über Krankheiten des Kreislaufsystems sowie Verletzungen und Vergiftungen hinaus schwangerschaftsbedingte Behandlungen und damit verbundene Krankheiten eine große Rolle. Bei Männern dominierten neben den Krankheiten des Kreislaufsystems weiterhin Erkrankungen des Verdauungssystems und Neubildungen.

Lässt man die Versorgung gesunder Neugeborener (Z38) unberücksichtigt, war mit 464.813 Fällen die Herzinsuffizienz (I50) die am häufigsten gestellte Hauptdiagnose. Die wichtigsten zu diesem Krankheitsbild gestellten Nebendiagnosen waren in erster Linie die chronische ischämische Herzkrankheit (I25) sowie Vorhofflimmern und Vorhofflattern (I48). Durchgeführte Operationen bezogen sich bei den Behandelten mit dieser Hauptdiagnose vor allem auf die Implantation eines Herzschrittmachers und Defibrillators (5-377), die Entfernung, den Wechsel und die Korrektur eines Herzschrittmachers und Defibrillators (5-378) sowie andere Operationen an Blutgefäßen (5-399) (Tab. 19.2).

Tab. 19.2 Hauptdiagnose Herzinsuffizienz (I50) mit ihren häufigsten Nebendiagnosen und Operationen 2017

Eine Übersicht über die weiteren wichtigen Hauptdiagnosen in Verbindung mit den entsprechenden Nebendiagnosen sind als elektronisches Zusatzmaterial unter https://doi.org/10.1007/978-3-662-58225-1 (Tabelle 19.a) bereitgestellt.

Im Jahr 2017 wurden durchschnittlich 6,1 Nebendiagnosen je Patientin/Patient gestellt. Die durchschnittliche Zahl der Nebendiagnosen, die bei einem Krankenhausfall zusätzlich zur Hauptdiagnose gestellt werden, steigt mit dem Alter der Patientinnen und Patienten deutlich an. Dies spiegelt die mit dem Alter zunehmende Wahrscheinlichkeit sowohl von Mehrfacherkrankungen, der sogenannten Multimorbidität, als auch von Komplikationen bei der Behandlung wider. Alte Menschen leiden danach sehr viel häufiger als junge Patienten an mehreren komplexen Erkrankungen gleichzeitig (Abb. 19.4).

Abb. 19.4
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Durchschnittliche Anzahl der Nebendiagnosen pro Krankenhausfall nach Alter und Geschlecht 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Im Durchschnitt werden bei Frauen nur in den Altersgruppen der 15- bis unter 45-Jährigen – vorwiegend verursacht durch schwangerschaftsbedingte Behandlungen – mehr Nebendiagnosen als bei den Männern gestellt. Unterschiede zeigen sich auch, wenn nach dem Wohnort der Behandelten unterschieden wird. Danach weisen Patientinnen und Patienten aus Mecklenburg-Vorpommern (7,0 Nebendiagnosen) sowie Sachsen-Anhalt und Brandenburg (jeweils 6,9 Nebendiagnosen) im Schnitt etwas höhere Werte als Patientinnen und Patienten aus Hessen (5,3 Nebendiagnosen), Bayern (5,8 Nebendiagnosen) und Hamburg (6,0 Nebendiagnosen) auf.

Werden die gestellten Nebendiagnosen nach ihrer Rangfolge unabhängig von der Hauptdiagnose für sich betrachtet, stand bei den Patientinnen und Patienten mit großem Abstand an erster Stelle die essenzielle primäre Hypertonie (I10), gefolgt von der medizinischen Behandlung in der Eigenanamnese (Z92) und der chronischen ischämischen Herzkrankheit (I25). Bei den Frauen waren über die essenzielle primäre Hypertonie und medizinische Behandlung in der Eigenanamnese hinaus Probleme mit Bezug auf Pflegebedürftigkeit (Z74) weitere wichtige Begleiterkrankungen. Die chronische ischämische Herzkrankheit spielte bei ihnen aber eine wesentlich geringere Rolle als bei Männern (Rang 11 zu Rang 3 der häufigsten Begleiterkrankungen). Insgesamt bilden die in Tab. 19.3 aufgeführten fünfundzwanzig häufigsten Nebendiagnosen bereits rund 40 % des Spektrums aller Begleiterkrankungen ab.

Tab. 19.3 Die häufigsten Nebendiagnosen 2017

Eine ausführliche Darstellung der häufigsten Nebendiagnosen sowohl insgesamt als auch differenziert nach männlichen und weiblichen Behandelten ist sind als elektronisches Zusatzmaterial unter https://doi.org/10.1007/978-3-662-58225-1 (Tabellen 20.b bis 20.d) bereitgestellt.

5 Operationen und medizinische Prozeduren

Einen deutlichen Informationszugewinn der Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik im Vergleich zur herkömmlichen Krankenhausdiagnosestatistik stellen Informationen über die Art und Häufigkeit von Operationen und medizinischen Prozeduren dar, die bei den Patientinnen und Patienten während ihres vollstationären Krankenhausaufenthalts durchgeführt wurden.

Operationen und medizinische Prozeduren im stationären Bereich sowie ambulante Operationen, die im Rahmen der vertragsärztlichen Versorgung durchgeführt werden, werden anhand des amtlichen Operationen- und Prozedurenschlüssels (OPS) kodiert.Footnote 10 Nach den Deutschen Kodierrichtlinien sind alle signifikanten operativen Eingriffe und medizinischen Prozeduren, die vom Zeitpunkt der Aufnahme bis zum Zeitpunkt der Entlassung bei den Behandelten vorgenommen werden und im amtlichen OPS abbildbar sind, von den Krankenhäusern zu kodieren.Footnote 11 Dies schließt neben operativen Eingriffen auch diagnostische, therapeutische und pflegerische Prozeduren sowie die Verabreichung von speziellen Medikamenten ein.

Im Berichtsjahr 2017 wurden bei den vollstationär versorgten Patientinnen und Patienten insgesamt 60,0 Millionen operative Maßnahmen und medizinische Prozeduren durchgeführt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs um 2,4 %. Auf einen Krankenhausfall entfielen damit im Durchschnitt 3,2 Maßnahmen dieser Art. Nach Bundesländern aufgeschlüsselt lag die durchschnittliche Zahl der Operationen und Prozeduren bei Patientinnen und Patienten, die in Krankenhäusern in Hamburg und Berlin (jeweils 3,5 Maßnahmen) behandelt wurden, etwas höher als in Rheinland-Pfalz (2,9 Maßnahmen) sowie Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt (jeweils 3,0 Maßnahmen).

Ohne Berücksichtigung der unter 1-Jährigen steigt die durchschnittliche Anzahl der während eines Krankenhausaufenthalts durchgeführten operativen Eingriffe und Prozeduren pro Fall mit dem Alter bis zur Altersgruppe der bis unter 75-jährigen Frauen und Männern fast kontinuierlich an. Mit durchschnittlich 3,7 Maßnahmen dieser Art pro Patientin bzw. 4,1 Maßnahmen pro Patient war sie im Jahr 2017 bei den Behandelten dieser Altersgruppe gut doppelt so hoch wie bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Im hohen und sehr hohen Alter geht die durchschnittliche Anzahl der operativen Eingriffe und Prozeduren pro Krankenhauspatient bei beiden Geschlechtern zurück. Die durchschnittliche Zahl der Operationen und Prozeduren war 2017 bei den über 95-Jährigen auf einem annähernd vergleichbaren Niveau wie bei Behandelten im frühen und mittleren Erwachsenenalter. Auch lag außer bei den unter 1-Jährigen die durchschnittliche Anzahl der Operationen und Prozeduren pro Krankenhausfall in allen Altersgruppen bei Männern über der entsprechenden Anzahl bei Frauen (Abb. 19.5).

Abb. 19.5
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Durchschnittliche Anzahl der Operationen und Prozeduren pro Krankenhausfall nach Alter und Geschlecht (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Auf Kapitelebene gliedert sich der OPS in sechs Bereiche: Diagnostische Maßnahmen (z. B. Biopsie, Endoskopie), Bildgebende Diagnostik (z. B. Computertomographie, Magnetresonanztomographie), Operationen (z. B. an den Bewegungsorganen), Medikamente (z. B. Verabreichung zur Krebsimmuntherapie, bei schweren Pilzinfektionen), Nichtoperative therapeutische Maßnahmen (z. B. Maßnahmen für den Blutkreislauf, Patientenmonitoring) und Ergänzende Maßnahmen (z. B. geburtsbegleitende Maßnahmen, psychotherapeutische Therapie).

Nach dieser Gliederung entfielen 25,5 % aller Prozeduren auf nichtoperative therapeutische Maßnahmen (15,3 Millionen), 21,3 % auf die bildgebende Diagnostik (12,8 Millionen), 17,8 % auf diagnostische Maßnahmen (10,7 Millionen), 6,7 % auf ergänzende Maßnahmen (4,0 Millionen) und 0,5 % auf die Verabreichung spezieller Medikamente (328.948). Am häufigsten wurden mit einem Anteil von 28,1 % jedoch Operationen (16,9 Millionen) bei den Patientinnen und Patienten veranlasst. Den größten Anstieg gegenüber dem Vorjahr gab es bei den ergänzenden Maßnahmen mit einem Zuwachs von 16 % (Abb. 19.6).

Abb. 19.6
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Operationen und Prozeduren nach OPS-Kapiteln 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Inwieweit sich Unterschiede bei den Operationen und medizinischen Prozeduren bei Frauen und Männern und bei verschiedenen Altersgruppen zeigen, verdeutlicht Tab. 19.4.

Tab. 19.4 Operationen und Prozeduren nach OPS-Kapitel, Alter und Geschlecht 2017

Trotz der steigenden Zahl an Behandlungsfällen ist in den vergangenen Jahren der Anteil operierter Patientinnen und Patienten unter den stationär Behandelten mit Raten zwischen 40,2 % im Jahr 2005 und 40,6 % im Jahr 2007 relativ stabil geblieben. Mit leicht rückläufiger Tendenz wird seit 2008 die 40-%-Marke regelmäßig unterschritten und liegt aktuell im Jahr 2017 bei 37,7 %.

Werden die Operationen differenziert für sich betrachtet, dann waren die Spitzenreiter unter allen chirurgischen Maßnahmen auf Ebene der sogenannten Bereichsüberschriften jeweils mit großem Abstand die Operationen an den Bewegungsorganen (4,7 Millionen), gefolgt von Operationen am Verdauungstrakt (2,5 Millionen) sowie an Haut und Unterhaut (1,4 Millionen) (Tab. 19.5).

Tab. 19.5 Operationen 2017 nach Bereichsüberschriften

Rund die Hälfte der operativen Eingriffe wurde in den drei FachabteilungenFootnote 12 Allgemeine Chirurgie (28,6 %), Frauenheilkunde und Geburtshilfe (10,7 %) und Orthopädie (9,8 %) erbracht (Abb. 19.7).

Abb. 19.7
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Operationen nach Fachabteilungen 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Nach Vierstellern des OPS aufgeschlüsselt erfolgten bei Frauen am häufigsten die Rekonstruktion weiblicher Geschlechtsorgane nach Ruptur/Dammriss (350.108 Eingriffe), sonstige Kaiserschnittentbindungen (256.661 Eingriffe) und sonstige Operationen am Darm (216.035 Eingriffe). Bei Männern lagen an erster Stelle sonstige Darmoperationen (188.263 Eingriffe), gefolgt von dem Verschluss eines Leistenbruchs (155.549 Eingriffe) und das operative Freilegen eines Zugangs zur Lendenwirbelsäule, zum Kreuzbein oder Steißbein (154.170 Eingriffe). Tab. 19.6 weist die 30 häufigsten chirurgischen Maßnahmen nach Vierstellern aus, die etwas mehr als ein Drittel aller durchgeführten Operationen umfassen.

Tab. 19.6 Die häufigsten Operationen1) 2017 nach Vierstellern

Tab. 19.7 gibt einen Überblick über die 30 häufigsten Operationen auf Ebene der Dreisteller, die im Jahr 2017 erbracht wurden. Diese decken knapp 70 % aller operativen Maßnahmen ab. Nach dieser Gliederung waren die Spitzenreiter bei den chirurgischen Eingriffen der Frauen Operationen an sonstigen Knochen (495.658 Eingriffe), Operationen an der Wirbelsäule (435.884 Eingriffe) und andere geburtshilfliche Operationen (389.951 Eingriffe). Bei Männern wurden der Rangfolge nach am häufigsten arthroskopische Gelenkoperationen (441.181 Eingriffe), Operationen an der Wirbelsäule (391.151) sowie Operationen an Haut und Unterhaut (489.704 Eingriffe) durchgeführt. Eine differenzierte Übersicht zu den häufigsten Operationen der männlichen und weiblichen Behandelten kann als elektronisches Zusatzmaterial unter https://doi.org/10.1007/ 978-3-662-58225-1 (Tabellen 19.e bis 19.g) abgerufen werden.

Tab. 19.7 Die häufigsten Operationen1) 2017 nach Dreistellern

Auf Ebene der Viersteller gab es unter den chirurgischen Maßnahmen den deutlichsten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bei der endovaskulären Implantation von Stent-Prothesen (77,0 %). Danach folgten die Beseitigung von Verwachsungen an den Eierstöcken und dem Eileiter mit mikrochirurgischer Versorgung (35,4 %) sowie das Einschneiden der Vulva (31,4 %). Der stärkste Rückgang war bei sonstigem Entfernen oder Zerstören von erkranktem Gewebe des Gebärmutterhalses (13,5 %) zu verzeichnen. Ebenfalls rückläufig waren die operative Mandelentfernung mit Entfernung von Wucherungen der Rachenmandeln (12,8 %) sowie die Fixation der Netzhaut durch eindellende Operationen (11,2 %). Nach Dreistellern aufgeschlüsselt zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr der stärkste Zuwachs bei Operationen an den äußeren primären Geschlechtsorganen (8,4 %) sowie an Haut und Unterhaut bei Verbrennungen und Verätzungen (8,2 %). Danach folgten Operationen an Iris, Ziliarkörper, vorderer Augenkammer und Lederhaut sowie an der Bindehaut (jeweils 8,1 %). Zu den chirurgischen Maßnahmen mit dem höchsten Rückgang gehörten sonstige Operationen an der Gebärmutter und den Parametrien (5,5 %) sowie am Gebärmutterhals (5,4 %). Rückläufig waren ebenfalls Operationen im Bereich des Nasen- und Mundrachens (5,4 %). Die entsprechenden Tabellen sind als elektronisches Zusatzmaterial unter https://doi.org/10.1007/978-3-662-58225-1 (Tabellen 19.h bis 19.l) bereitgestellt.

Zur Vermeidung nicht notwendiger vollstationärer Krankenhausbehandlungen und zur Sicherstellung einer wirtschaftlichen und patientengerechten Versorgung sind weiterhin ambulante Operationen und sonstige stationsersetzende Eingriffe in Krankenhäusern nach § 115b Fünftes Buch Sozialgesetzbuch (SGB V) möglich. Leistungen dieser Art werden jedoch nicht auf der Grundlage des DRG-Entgeltsystems, sondern über das Vergütungssystem der vertragsärztlichen Versorgung nach Maßgabe des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) bzw. der Euro-Gebührenordnung abgerechnet. Erfasst und entsprechend nachgewiesen werden diese Leistungen deshalb über die Grunddaten der Krankenhäuser (vgl. Kap. 17 in diesem Band) und nicht in der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik.

6 Behandlungsspektrum bei den Patientinnen und Patienten in den Fachabteilungen

Im Rahmen der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik sind differenzierte Analysen zum Aufenthalt der Patientinnen und Patienten in den Fachabteilungen nicht nur nach der längsten Verweildauer, sondern auch nach den einzelnen durchlaufenen Fachabteilungen auf Basis ihrer individuellen Verlegungsketten möglich.Footnote 13

Danach wurden 89,7 % der Behandelten ausschließlich in einer Fachabteilung versorgt. Behandlungen in zwei verschiedenen Fachabteilungen erfolgten noch in 8,7 % der Fälle. Die häufigsten Verlegungen gab es dabei zwischen den Fachabteilungen Innere Medizin und Allgemeine Chirurgie, Allgemeine Chirurgie und Intensivmedizin sowie Innere Medizin und Intensivmedizin. Behandlungen in mehr als zwei verschiedenen Fachabteilungen waren mit 1,6 % nur noch sehr selten (Tab. 19.8).

Tab. 19.8 Durchlaufene Fachabteilungen 2017 nach Geschlecht

Der größte Teil der Patientinnen und Patienten wurde in den Fachabteilungen Innere Medizin (5,8 Millionen Fälle), Allgemeine Chirurgie (3,0 Millionen Fälle) sowie Frauenheilkunde und Geburtshilfe (2,1 Millionen Fälle) behandelt. Die durchschnittliche Verweildauer der Behandelten lag in der Inneren Medizin bei 5,7 Tagen, in der Allgemeinen Chirurgie bei 5,8 Tagen und in der Frauenheilkunde/Geburtshilfe bei 3,5 Tagen (Abb. 19.8).

Abb. 19.8
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Die zehn patientenstärksten Fachabteilungen* nach Geschlecht 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik) * Patientinnen und Patienten, die in verschiedenen Fachabteilungen behandelt wurden, werden auch entsprechend mehrfach nachgewiesen. ** hauptsächlich gesunde männliche Neugeborene

Werden die Patientinnen und Patienten der Fachabteilung zugeordnet, in der sie während ihrer vollstationären Behandlung am längsten versorgt wurden, bleiben nach wie vor die Innere Medizin mit 5,2 Millionen Fällen (27,6 %), die Allgemeine Chirurgie mit 2,8 Millionen Fällen (14,9 %) sowie die Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit 2,0 Millionen Fällen (10,6 %) die patientenstärksten Fachabteilungen. Auf dieser Basis betrug die durchschnittliche Verweildauer in der Inneren Medizin und in der Allgemeinen Chirurgie 6,2 Tage sowie in der Frauenheilkunde/Geburtshilfe 3,6 Tage (Tab. 19.9).

Tab. 19.9 Patientinnen und Patienten mit den häufigsten Hauptdiagnosen in den Fachabteilungen1) Innere Medizin und Allgemeine Chirurgie 2017

Am häufigsten wurden die Patientinnen und Patienten der Inneren Medizin aufgrund von Krankheiten des Kreislaufsystems behandelt. Nach der Hauptdiagnose war in 331.550 Fällen eine Herzinsuffizienz (I50) Ursache der Behandlung und betraf 6,3 % aller Patientinnen und Patienten dieser Abteilung. Die entsprechende durchschnittliche Verweildauer lag bei 9,4 % Tagen. Jüngere waren davon kaum betroffen, 90,3 % der Behandelten mit diesem Krankheitsbild waren 65 Jahre und älter.

Der zweithäufigste Behandlungsanlass für eine stationäre Versorgung in der Inneren Medizin war das Vorhofflimmern und Vorhofflattern (I48) mit 194.990 Behandlungsfällen. Es war Ursache in 3,7 % aller Fälle dieser Abteilung und betraf mit 73,1 % ebenfalls in erster Linie die über 65-Jährigen. Die durchschnittliche Verweildauer lag hier bei 4,2 Tagen.

Die essenzielle primäre Hypertonie (I10) war für weitere 3,9 % der Behandlungsfälle der Inneren Medizin verantwortlich. Patientinnen und Patienten mit dieser Diagnose verbrachten im Schnitt 3,9 Tage im Krankenhaus. Zwei Drittel der Behandelten waren auch hier 65 Jahre und älter.

Insgesamt wurden in der Inneren Medizin rund 14,2 Millionen Operationen und medizinische Prozeduren durchgeführt, darunter 995.819 operative Eingriffe nach Kapitel 5 des OPS. An erster Stelle stand dabei die endoskopische Operation an den Gallengängen (5-513), gefolgt von der lokalen Entfernung und Zerstörung von erkranktem Gewebe des Dickdarms (5-452) sowie von sonstigen Operationen am Darm (5-469). Jeweils rund 70 % der Patientinnen und Patienten mit diesen Operationen in der Inneren Medizin waren 65 Jahre und älter (Tab. 19.10).

Tab. 19.10 Häufigste Operationen in den Fachabteilungen1) Innere Medizin und Allgemeine Chirurgie 2017

In der zweiten an dieser Stelle ausgewiesenen Fachabteilung, der Allgemeinen Chirurgie, wurden knapp 2,8 Millionen Fälle für die durchschnittliche Dauer von 6,2 Tagen stationär im Krankenhaus versorgt. Der häufigste Behandlungsanlass nach Diagnosekapiteln in dieser Abteilung waren Krankheiten des Verdauungssystems (Tab. 19.10).

Mit einem Anteil von 5,6 % wurden die Patientinnen und Patienten der Allgemeinen Chirurgie am häufigsten aufgrund eines Leistenbruchs (K40) stationär behandelt (156.364 Fälle). Sie verbrachten durchschnittlich 2,0 Tage im Krankenhaus. 44,6 % der Behandelten mit dieser Diagnose war 65 Jahre und älter und 38,4 % zwischen 45 bis unter 65 Jahre alt.

Die zweithäufigste in der Chirurgie behandelte Erkrankung war mit einem Anteil von 5,3 % und 150.385 Fällen das Gallensteinleiden (K80). Der größte Teil der Patientinnen und Patienten mit dieser Erkrankung war zwischen 45 bis unter 65 Jahre alt (39,9 %) sowie 65 Jahre und älter (33,6 %).

Der dritthäufigste Grund für eine vollstationäre Versorgung in der Chirurgie war die Intrakranielle Verletzung (S06), die bei 87.124 Patientinnen und Patienten behandelt wurde und einen Anteil von 3,1 % ausmachte. Der Krankenhausaufenthalt mit dieser Diagnose dauerte im Schnitt 2,2 Tage und betraf vor allem Personen, die 65 Jahre und älter waren. Ihr Anteil lag bei 45,9 %.

Zusammengenommen wurden in der Allgemeinen Chirurgie 9,3 Millionen Operationen und Prozeduren, darunter 4,8 Millionen operative Eingriffe nach Kapitel 5 des OPS durchgeführt. An oberster Stelle standen sonstige Operationen am Darm (5-469), gefolgt von der Gallenblasenentfernung (5-511) und dem Verschluss eines Leistenbruchs (5-530). Mit Anteilen zwischen 37,6 % und 54,0 % war bei allen drei Operationen der jeweils größte Teil der Operierten 65 Jahre und älter.

7 Leistungsmengen und Leistungsstrukturen der Krankenhäuser

Fallpauschalen bilden die Grundlage für das Vergütungssystem der akutstationären Krankenhausleistungen in deutschen Krankenhäusern, in dem Behandlungsfälle entsprechend ihres Behandlungsaufwands nach pauschalierten Preisen vergütet werden.Footnote 14 Differenzierte Informationen zum stationären Leistungsgeschehen der Krankenhäuser stehen im Rahmen der Fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik insbesondere zu Hauptdiagnosegruppen (MDCs), abgerechneten Fallpauschalen (DRGs) sowie zum Casemix (CM) und Casemix-Index (CMI) zur Verfügung.

In Bezug auf die Verteilung der vollstationär behandelten Krankenhausfälle nach den MDCs standen im Jahr 2017 an erster Stelle Krankheiten und Störungen des Kreislaufsystems (15,4 %). An zweiter und dritter Stelle folgten Krankheiten und Störungen des Muskel-Skelett-Systems und Bindegewebes (14,7 %) sowie der Verdauungsorgane (11,4 %). Hinsichtlich des Leistungsumfangs hatten diese drei Gruppen jeweils auch die höchsten Anteile (zwischen 18,4 % und 9,3 %) am gesamten Casemix-Volumen des Jahres 2017. Die Tabellen können sind als elektronisches Zusatzmaterial unter https://doi.org/10.1007/978-3-662-58225-1 (Tabellen 19.m und 19.n) abgerufen werden.

Die größten Fallzahlenzuwächse gegenüber dem Vorjahr waren bei der MDC „Krankheiten und Störungen der männlichen Geschlechtsorgane“ (7,5 %) zu verzeichnen. Die MDCs „Psychische Krankheiten und Störungen“ (5,5 %) sowie „Hämatologische und solide Neubildungen“ (4,5 %) lagen an zweiter und dritter Stelle. Den stärksten Rückgang wiesen die MDCs „HIV“ sowie „Alkohol- und Drogengebrauch und alkohol- und drogeninduzierte psychische Störungen“ (jeweils 2,5 %) auf. Darüber hinaus war die MDC „Verletzungen, Vergiftungen und toxische Wirkungen von Drogen und Medikamenten“ (2,3 %) ebenfalls rückläufig (Abb. 19.9).

Abb. 19.9
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Die größten Fallzahlveränderungen zum Vorjahr nach MDC (2017 zu 2016) (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Die Versorgung gesunder Neugeborener (641.482), die Speiseröhrenentzündung, Magen-Darm-Entzündung und verschiedene Erkrankungen der Verdauungsorgane ohne komplexe Prozedur oder Diagnose (483.768 Fälle) sowie die Entbindung ohne komplizierende Diagnose (391.188 Fälle) waren im Jahr 2017 die insgesamt am häufigsten abgerechneten Fallpauschalen (DRGs) (Abb. 19.10). Von den rund 1.200 mit dem Fallpauschalenkatalog bewerteten und abrechenbaren DRGs machten dabei die zwanzig häufigsten bereits 26,5 % und die fünfzig häufigsten DRGs 42,7 % des gesamten DRG-Leistungsspektrums aus. Nach der sogenannten Partition aufgeschlüsselt waren 58,2 % medizinische Behandlungen ohne chirurgische Eingriffe (Partition M), 36,0 % operative Behandlungen (Partition O) und 5,9 % nichtoperative, jedoch invasive medizinische Maßnahmen (Partition A). Die höchsten Anteile des Casemix entfielen dabei mit 60,3 % auf operative Eingriffe und 32,9 % auf medizinische Behandlungen. 6,8 % umfassten die nichtoperativen, invasiven medizinischen Maßnahmen.

Abb. 19.10
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Die zehn häufigsten Fallpauschalen (DRGs) der Patientinnen und Patienten 2017 (Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) 2018, Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik)

Nicht immer sind die am häufigsten abgerechneten Fallpauschalen auch die teuersten und machen den Löwenanteil des Erlösvolumens der Krankenhäuser aus. Wird danach unterschieden, welche Fallpauschalen auf Basis der erbrachten Menge und des Preises in ihrer Gesamtsumme den größten Anteil der Behandlungserlöse ausmachten, dann standen die Korrektur oder der Ersatz des Hüftgelenks ohne komplizierende Diagnose und die Herzinsuffizienz und Schock ohne schwere Begleiterkrankungen (jeweils 1,5 %) sowie die Endoprothesenimplantation oder -revision am Kniegelenk (1,4 %) an oberster Stelle. Zusammengenommen entfielen auf diese drei DRGs für die Behandlung von 623.492 Patientinnen und Patienten 4,3 % der Behandlungserlöse mit einem Volumen von 3,0 Milliarden Euro (Tab. 19.11).

Tab. 19.11 DRGs nach Anteil am Erlösvolumen 2017

Nach der DRG-Bewertungsrelation waren die teuersten und komplexesten Behandlungen die Versorgung von langzeitbeatmeten Schwerstverletzten mit Polytrauma beziehungsweise von Komapatienten, die einer hochaufwändigen intensivmedizinischen Behandlung bedurften (A06A und A06B). Hierzu gehörte ebenfalls die Transplantation lebenswichtiger Organe, unter anderem von Leber, Lunge und Herz, mit einer Langzeitbeatmung der Patienten (A18Z). Für diese drei DRGs wurden näherungsweise rund 212 Millionen Euro im Rahmen der notfall- und intensivmedizinischen Behandlung von 819 Patientinnen und Patienten abgerechnet, was einen Anteil von 0,3 % am Erlösvolumen ausmachte. Die auf Basis ihrer Bewertungsrelation teuerste DRG mit der Durchführung einer hochkomplexen Operation oder einer intensivmedizinischen Komplexbehandlung und Beatmung von über 1.799 Stunden (A06A) kostete je Patientin/Patient durchschnittlich rund 261.100 Euro (Tab. 19.12).

Tab. 19.12 Komplexe Leistungen: Am höchsten bewertete DRGs 2017

Im Hinblick auf den Schweregrad der behandelten Patientinnen und Patienten insgesamt erfolgten nach dem Casemix-Index (CMI) die aufwändigsten bzw. schwerwiegendsten Behandlungen in den Fachabteilungen der Herzchirurgie (5,57), Intensivmedizin (4,81) und Kinderkardiologie (3,78). Das leichteste Erkrankungsspektrum wurde in der Geburtshilfe (0,50), der Augenheilkunde sowie der Frauenheilkunde und Geburtshilfe (jeweils 0,62) behandelt. Eine differenzierte Übersicht zum Casemix-Index nach Fachabteilungen und Altersgruppen der Patientinnen und Patienten ist sind als elektronisches Zusatzmaterial unter https://doi.org/ 10.1007/978-3-662-58225-1 (Tabellen 19.o bis 19.q) eingestellt.

Die im Durchschnitt höchsten Erlöse je Fall wurden in Krankenhäusern in Hamburg (4.304 Euro), Berlin (4.150 Euro) und Sachsen (3.847 Euro) erzielt. Am niedrigsten lagen sie in Niedersachsen (3.570 Euro), in Bayern (3.606) und in Sachsen-Anhalt (3.612 Euro). Aufgrund der unterschiedlich hohen Landesbasisfallwerte korrespondieren die durchschnittlichen Fallerlöse nicht durchgängig mit dem Schweregrad der behandelten Patientinnen und Patienten. So liegen zum Beispiel bei einem CMI von jeweils 1,13 die durchschnittlichen Fallerlöse der Krankenhäuser in Bremen bei 3.833 Euro und in Schleswig-Holstein bei 3.770 Euro (Tab. 19.13).

Tab. 19.13 Casemix, Casemix-Index und Erlöse je Fall nach Bundesländern 2017