Abo

Uniklinik und Kliniken KölnKlinik-Finanzierung in der Kritik – die wichtigsten Fakten

Lesezeit 1 Minute
K_Kliniken_Merheim_rer_03

Teuer Neubau: Haus 20 B der Klinik Merheim

Köln – Dass mangelnde finanzielle Unterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen erheblich zur finanziellen Schieflage der Kliniken der Stadt Köln beigetragen hat, ist nicht neu. Wie groß der Unterschied zwischen den Zuwendungen des Landes an die Universitätsklinik Köln und die städtische Kliniken Köln gGmbH tatsächlich ist, geht nun aus einer Antwort der NRW-Landesregierung auf eine Anfrage der SPD hervor. Die wichtigsten Fakten:

Die Zuschüsse: Laut Aufstellung des NRW-Wissenschaftsministeriums erhielt die Uniklinik voriges Jahr 243,9 Millionen Euro vom Land, darunter 59,5 Millionen für Bauinvestitionen und 19,7 Millionen für Bauunterhaltung sowie 8,5 Millionen Schuldendiensthilfen und 131,0 Millionen für den laufenden Betrieb für Forschung und Lehre. An die Kliniken Köln flossen nur 9,6 Millionen Euro – 3,8 Millionen „Baupauschale“ und 5,8 Millionen „kurzfristige Pauschale“.

Die Entwicklung: Seit 2009 waren die Zahlen stets ähnlich. Unterm Strich erhielt die Uniklinik von 2009 bis 2018 rund zwei Milliarden Euro vom Land, die städtischen Kliniken lediglich 86 Millionen. „Das ist Ungerechtigkeit pur. Die Uniklinik hat mehr als das 23-Fache an Fördermitteln erhalten“, rügt der Fraktionschef der Linken, Jörg Detjen. Über Jahrzehnte seien die städtischen Kliniken „um dreistellige Millionenbeträge benachteiligt worden“. Das Land sei „seiner Aufgabe, alle Krankenhäuser finanziell zu unterstützen nicht nachgekommen“. Nimmt man nur die Bauförderung, bekamen die Kliniken Köln seit 2009 rund 29 Millionen vom Land, die Uniklinik 556 Millionen. Grünen-Finanzexperte Jörg Frank sagte, Landesregierungen jeder Couleur, auch Rot-Grün, hätten „die Kliniken im Regen stehen lassen, obwohl Köln größte Stadt in NRW ist. Das hat die finanzielle Krise massiv verschärft.“

Die Lage: 2018 verbuchten die Kliniken rund 40 Millionen Euro Verlust, die Stadt musste vorige Woche weitere Kredite gewähren. Auf Basis des Sanierungsgutachtens soll nun ein Medizin- und Standort-Konzept entwickelt und dem Rat vorgelegt werden. Nach Debatten über eine mögliche Schließung der Klinik Holweide hatten die Kliniken erklärt, eine Zusammenlegung von Krankenhäusern sei „denkbar, aber nicht entschieden“.

Der Klinikverbund: Die Landesregierung erklärte, die Uniklinik entwickele derzeit ein Grundkonzept für eine strategische Zusammenarbeit mit den Kliniken Köln in den Bereichen Krankenversorgung, Klinische Forschung, Innovation, Lehre und Ausbildung. Nächste Woche findet dazu ein Spitzengespräch bei NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und dem Chef der Uniklinik, Prof. Edgar Schömig, statt. SPD-Gesundheitsexperte Michael Paetzold kritisierte, dass Klinikgeschäftsführer Holger Baumann nicht zu dem Treffen eingeladen sei. „Man redet über die Kliniken, aber nicht mit ihnen.“ Reker solle bei Laumann um mehr Unterstützung für Holweide werben. Laut Landesregierung böte ein Klinikverbund die Chance, bei klinischen Studien zu den führenden Medizinzentren Berlin, Heidelberg und München aufzuschließen.

Uniklinik und Kliniken Köln im Vergleich

23 mal so viele Zuschüsse wie die Kliniken der Stadt Köln hat die Uniklinik Köln in den vergangenen zehn Jahren vom Land NRW bekommen. Laut NRW-Wissenschaftsministerium wurden von 2009 bis 2018 insgesamt rund zwei Milliarden Euro an den Fachbereich Medizin der Uni Köln und an die Uniklinik gezahlt. An die drei städtischen Kliniken Merheim, Holweide und Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße gingen im selben Zeitraum nur 86 Millionen Euro Krankenhaus-Investitionsförderung.

Die Kliniken Köln haben 1395 Betten und rund 4400 Mitarbeiter, darunter 725 Ärzte und rund 1500 Pflegekräfte. Sie versorgen pro Jahr rund 200 000 Patienten ambulant und 58 000 stationär. Die Uniklinik hat 10 932 Mitarbeiter (2250 Ärzte, 2360 Pfleger), verfügt über 1573 Betten und versorgt jährlich rund 310 000 Patienten ambulant und 63 000 stationär. (fu)

Rundschau abonnieren