Allgäuer Klinik-Gipfel

Mehr ambulante statt stationärer Behandlung: Das sagen Allgäuer Experten zu den Plänen des Bundes

Die Krankenhaus-Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schlägt Wellen und in Bayern auf großen Gegenwind. Um den Wandel stemmen zu können, wollen die Klinikbetreiber die Grenzen zwischen stationärer und ambulanter Behandlung lockern.

Die Krankenhaus-Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schlägt Wellen und in Bayern auf großen Gegenwind. Um den Wandel stemmen zu können, wollen die Klinikbetreiber die Grenzen zwischen stationärer und ambulanter Behandlung lockern.

Bild: Ralf Lienert

Die Krankenhaus-Reform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schlägt Wellen und in Bayern auf großen Gegenwind. Um den Wandel stemmen zu können, wollen die Klinikbetreiber die Grenzen zwischen stationärer und ambulanter Behandlung lockern.

Bild: Ralf Lienert

Mehr ambulante statt stationäre Behandlungen plant Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) mit der Reform. Beim Allgäuer Klinik-Gipfel wird hitzig diskutiert.
15.02.2023 | Stand: 18:27 Uhr

Die Aufregung ist groß, seit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sein Konzept für eine Krankenhaus-Reform präsentiert hat. Bayerische Staatsregierung, Landkreistag und Krankenhaus-Gesellschaft bilden eine Koalition gegen diese Pläne. Sie treibt die Sorge um, dass viele Kliniken oder zumindest Fachabteilungen schließen müssen. Auf Initiative unserer Redaktion hat nun in Memmingen ein Allgäuer Krankenhaus-Gipfel stattgefunden. Im dortigen Klinikum diskutierten Krankenhaus-Chef Maximilian Mai und Andreas Ruland, Geschäftsführer des Allgäuer Klinikverbundes, mit dem bayerischen Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU). Die Berliner Ampelkoalition vertrat Andrew Ullmann, der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion.

Kliniken wollen die Grenzen zwischen stationärem und ambulantem Bereich lockern

„Wir werden in den nächsten Jahren in Kliniken weniger Ärzte und Pflegepersonal haben, müssen aber die Patienten weiterhin stationär behandeln“, erklärte der Memminger Klinikvorstand Mai die Misere. Seine Lösung: Mehr ambulante Behandlungen gerade seitens der großen Kliniken. „Bisher sind diese Bereiche stark getrennt – das muss sich ändern.“

Als Beispiel nannte Ullmann die Chemotherapie bei Krebserkrankungen, die bisher vor allem stationär erfolge: „25 bis 30 Prozent der gesamten bisherigen stationären Behandlungen hätten auch ambulant bei spezialisierten Einrichtungen vorgenommen werden können – was bei gleichwertiger Versorgung immer noch preiswerter gewesen wäre.“

Mehr ambulante Behandlungen? Klinik-Chef Memmingen: Dafür braucht man mehr Geld

Wenn man mehr ambulante Behandlungen wolle, müsse aber auch das Geld dafür bereit gestellt werden, forderte Mai. Und es müsse weitere finanzielle Anreize geben – konkret für Häuser, die ausbilden und den Nachwuchs sichern. Das sieht auch Ullmann so. Er spricht sich zudem für die selbe Vergütung in Kliniken und bei niedergelassenen Ärzten aus – bisher bekommen Krankenhäuser höhere Fallpauschalen.

Auch für Holetschek ist klar: „Stationäre und ambulante Behandlungen müssen stärker verbunden werden – zusammen mit den niedergelassenen Fachärzten. Das kommt bisher ganz klar zu kurz“, sagte der bayerische Gesundheitsminister. Wenn gerade die niedergelassenen Ärzte eingebunden werden, verbessere das die Versorgung. Letztlich stehe und falle das System aber nicht mit vollen Betten oder moderner Technik, sondern mit der „Ressource Mensch“: „Wir müssen Menschen für medizinische und pflegerische Berufe begeistern und die Arbeitsbedingungen verbessern.“

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